Heirnich Röck
Klima und Politik

Abstract
Modem politicians use gloomy model-prognosis of climate for their profile-building and offer to save the world if the constituency follows their well-meaning policies. Politics work by consensus. Science is the critical method of continuous search for errors in what we believe to be established knowledge. Numerical models of the climate-system do not represent the true thing; they are a modern form of hypothesis about the working of this open, natural system and not susceptible to proof. Doubts about the hypothetical radiative forcing of CO2 make the anthropogenic causation of global, catastrophical warming harder and harder to believe. Stringent policies based on large reductions of CO2-emissions are in danger of putting vast funds to ineffective use. "Protection of climate" by reduction of CO2-emissions might be wishful thinking. Other benefits from more efficient, slower, cleaner use of fossil energies are beyond doubt.

Zusammenfassung
Moderne Politiker nutzen düstere Modellprognosen des Klimas um ihren Aufmerksamkeitswert zu steigern. Sie bieten an, die Welt zu retten, wenn die Wählerschaft ihren gut gemeinten Vorschlägen folgt. Politik wird mit zustimmenden Mehrheiten gemacht. Wissenschaft ist die kritische Methode der Suche nach Fehlern im etablierten Stand der Kenntnisse. Numerische Modelle des Klimasystems repräsentieren nicht das tatsächliche Geschehen. Sie sind eine moderne Form der Hypothese über das Funktionieren dieses offenen, natürlichen Systems. Zweifel am hypothetischen Treibhauseffekt des CO2 lassen die anthropogene Verursachung einer katastrophalen Erwärmung als unglaubwürdig erscheinen. Einschneidende Maßnahmen zur Reduzierung anthropogener CO2-Emissionen könnten sich als ineffiziente Fehlinvestitionen herausstellen, weil Klimaschatz eher Wunschdenken als planbares Handeln ist. Andere Vorteile eines sparsameren Verbrauchs fossiler Energien sind unbezweifelbar.

1. Wissenschaft Mit Hinweisen wie "Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass..." oder "Als Leiter einer wissenschaftlichen Behörde halte ich es für klug zu meinen, dass..." oder "in Ubereinstimmung mit wissenschaftlichen Gremien" wird die ungebrochene Autorität der Wissenschaft in absichtsvoll einschüchternder Weise beansprucht, um politische Maßnahmen unwiderlegbar zu begründen. Das ist heute gang und gäbe aber nur in seltenen Fällen berechtigt oder richtig. Und als unwiderlegbar darf keine wissenschaftliche Aussage behandelt werden. Was also ist Wissenschaft?

Wissenschaft im strengen Sinn ist gesicherte Erkenntnis. "Gesichert" bedeutet, dass diese Erkenntnis kritisch erarbeitet wurde und experimentell jederzeit und überall von unabhängigen Dritten überprüft wurde und wird. Wissenschaft muss sich immer wieder dem nie endenden systematischen Hinterfragen und kritischem Querdenken stellen (vgl. Markl [1]).

Die Forderung nach gesicherter Erkenntnis ist eine Vorsichtsmaßnahme gegen die Verstrickung des Wissenschaftlers in die zeitgenössische Kultur und Politik mit ihren jeweilig herrschenden Vorurteilen und Moden. Naturwissenschaft muss außerhalb jeglicher political correctnes stattfinden. Ein dauernder Zyklus der Beobachtung, Messung, Erklärung, Überprüfung ist unabdingbar, um gesicherte Erkenntnis zu gewinnen und zu stabilisieren. Damit erwerben wir jedoch keine endgültige Erkenntnis, kein unanfechtbares, göttliches Wissen. Unser irdisches Wissen über Klima wurde und wird vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zusammengestellt, einem von dem United Nations Environmental Program (UNEP) und der World Meteorological Organization (WMO) getragenem Panel [2].

Die Menge unserer Erkenntnisse nimmt mit stürmischem Wachstum zu. J. Maddox, der langjährige Herausgeber der Zeitschrift "Nature" schrieb: "Jede Entdeckung provoziert neue Fragen. Je mehr wir wissen, desto mehr wissen wir nicht" [3]. Maddox meint, dass man zwar sehr beeindruckt sein kann vom Umfang und der Zunahme unserer gesicherten Erkenntnisse, dass aber gleichzeitig das Ausmaß der unbekannten, unerforschten Bereiche um so deutlicher erkennbar wird. Die bildhafte Analogie zum Eisberg liegt nahe [4]. Lovelock [5] fragt, ob wir auch nur 10% dessen wissen, was es wert wäre zu wissen.

Wissenschaft muss Berufung sein, nicht Beschäftigung [5]. Wissenschaftler sollten nichts behaupten, was sie nicht zweifelsfrei mit Beobachtungen oder theoretischen, nachprüfbaren Rechnungen belegen können. Hier lassen sich manche, von Politik und Öffentlichkeit bedrängt, zu Aussagen verleiten, die wissenschaftlich nicht haltbar sind (vgl. [4], S. 106). Solche, bei weitem nicht alle, Klimawissenschaftler sind eher der Politik bzw. dem Ökoaktivismus (advocacy) zuzuordnen denn der nüchternen Forschung (vgl. a. [13, 14]); sie vertreten die Interessen ihrer Gruppen und behaupten für die Menschheit tätig zu sein [5]. Die wissenschaftliche Beurteilung von Problemen muss wertfrei erfolgen. 2. Wetter, Witterung, Klima
Klima ist ein alltäglich gebrauchtes Wort mit nicht sehr scharfer begrifflicher Abgrenzung. Es steht am Ende der Wortreihe "Wetter - Witterung - Klima". Wetter ist das chaotische, kurzfristig variable Geschehen in der Atmosphäre, das wir heute, stündlich, täglich verspüren. Wetter ist durch seine messbaren Parameter definiert, wie Temperatur, Luftdruck, Windstärke und -richtung, Luftfeuchtigkeit, Wolken, Aerosole, u.a.m. Mit Witterung bezeichnen wir das kumulierte, statistisch gemittelte Geschehen von mehreren Tagen, Wochen, Monaten.

Das Wort Klima wendet man auf die statistische Betrachtung von Wetter und Witterung in Zeiträumen von 20 bis 30 Jahren an. Dann kommen neben den schon genannten Parametern der Ozean und die Ozeanströmungen, der Kreislauf des Kohlenstoffs bzw. des CO2, die Parameter der Erdbahn, die Änderungen der Vulkantätigkeit und der Sonnenaktivität sowie andere Faktoren mit ins Spiel. Wetter, Witterung und Klima sind ortsabhängig. Durch Mittelung über Zeit und Raum werden statistische Durchschnitte gebildet, um mit einer oder möglichst wenigen Zahlen charakteristische Aussagen machen zu können.

Die lokalen, momentanen Lufttemperaturen werden in einer standardisierten "englischen Hütte" gemessen. Das ist ein gut durchlüfteter Kasten, der in 2 m Höhe über dem Boden ein regen- und strahlungsgeschütztes Thermometer neben anderen Messgeräten enthält. Die mittlere Tagestemperatur wird in verschiedenen Ländern nach verschiedenen Vorschriften berechnet. Mangels anderer Daten benutzt man solche Standard-Temperaturen, um das Weltklima durch Mittelung über alle Messstellen, d.h. über die vielgestaltige Oberfläche unseres Planeten, und über alle Monate oder alle Jahre, Jahrzehnte, von -60 bis +50 °C zu charakterisieren (vgl. Bild 1). Auf besiedeltem Land ist die Dichte der Messpunkte befriedigend, auch auf häufig befahrenen Schifffahrtswegen. Die Wüsten der Kontinente und der Ozeane sind aber erst seit wenigen Jahren und mit wenigen Punkten im Messnetz repräsentiert. Von Satelliten aus ist seit 20 Jahren eine umfassende Temperaturmessung der Atmosphäre von 1 bis 5 km Höhe möglich, die einen geringeren Temperaturanstieg im Vergleich zu den Messungen am Boden ergab. Daraus resultiert für das nicht flächendeckende Bodenmessnetz eine Korrektur des Trends um 0,04 °C pro Dekade nach unten [6].

Das einzig konstante am Wetter ist seine enorme Variabilität. Die über Raum und Zeit verdichtete, 30-jährige Mittelung dieser enormen Variabilität, das ist verabredungsgemäß Klima. Es ist mithin eine langfristige, standardisierte, statistische, konstruierte Aussage über das oft sehr hautnah erfahrbare, kurzfristig enorm variable Wetter. Dieses Klima ist des Menschen Geschöpf; die Globaltemperatur ist ein Maximum am verfremdender Abstraktion (s. Bild 1). Klimapolitik erhebt das Konstrukt der Globaltemperartur zu einem Richtwert, den es zu schützen gelte. Das ist unmöglich, da wir das chaotische, unvorhersehbare Wetter nicht voraus schauend beeinflussen können (vgl. a. [7]).

Bild 1
Änderung der Globaltemperaturen 1861 bis 1989 relativ zum Durchschnitt 1951 bis 1980
(Quelle: IPCC 1990 [2, S. XXIX])


Bild 2
Rekonstruktion des Temperaturverlaufs der letzten 10.000 Jahre, 100-jährige Glättung (nach [8, S. 129]).
Seit 10.000 Jahren ein Auf und Ab der Globaltemperatur ohne Änderung der CO2-Konzentration der Luft

Die nach verschiedenen Methoden bestimmten 100-jährigen Mittel der Globaltemperaturen zeigt Bild 2. Mit dieser "geglätteten" Kurve dürfen wieder nur 100-jährig geglättete aktuelle oder prognostizierte Werte verglichen werden. Nach Böhm [8] ist daher die Aussage "das letzte Jahrzehnt war das wärmste der Nacheiszeit" absolut sinnlos, weil uns keine Klimakurve der letzten 10.000 Jahre mit einer zeitlichen Auflösung von nur 10 Jahren zur Verfügung steht.

3. Politik, Umweltpolitik, Meinungen
Das Ziel der Politik ist die Verwirklichung des Gemeinwohls. Politiker streben an die Macht, erhalten sich die Macht und engagieren sich für die Realisierung ihrer Ziele.

Die Umweltprobleme des 20. Jahrhunderts wurden anfangs gering bewertet im Vergleich zu anderen Zielsetzungen. Das war der Anlass für die Etablierung von neuen Parteien und Nicht-Regierungsorganisationen, die sich den Umweltschutz auf ihre Fahne schrieben und die hierin die Chance sahen und sehen, den etablierten Parteien die Macht zu entwinden mit der Absicht, es besser zu machen. Heute will man ökonomische, ökologische und soziale Ziele im Sinn der Agenda 21 abwägend und langfristig optimieren und realisieren. Umweltpolitik erfordert in aller Breite die Mitwirkung der Naturwissenschaften zur Charakterisierung dessen, was Umwelt eigentlich in der Vergangenheit war, was sie heute ist und was sie in Zukunft sein wird und wie sich unser umweltpolitisches Tun positiv und negativ auswirken wird.

Politik wird mit Meinungen gemacht. Schon vor 1900 Jahren stellte der Philosoph Epiktet fest, was die Menschen politisch umtreibt und bewegt: "Nicht die Dinge selbst, sondern die Meinungen von den Dingen beunruhigen den Menschen." Oder modern ausgedrückt: Nicht die naturwissenschaftlichen Fakten, sondern die hierüber verbreiteten medialen Meinungen versetzen uns in Unruhe.

Eine in unserer Zeit formulierte Erweiterung der Erkenntnis des antiken Weisen lautet, "dass nun auch Meinungen als Daten anerkannt sind; oder anders gesagt, dass die Fakten nicht das Entscheidende sind, sondern die Vorstellung, die die Menschen von den Fakten haben, und dies heißt doch, dass subjektive Anschauungen objektive Tatbestände schaffen". Diese für uns gar nicht schmeichelhafte Feststellung äußerte Marion Gräfin Dönhoff [9]. In der kommerziellen Werbung und in der politischen Propaganda muss man zur Kenntnis nehmen, dass subjektive Auffassungen sich zu objektiven Tatbeständen verhärten. Für die Naturwissenschaften und für die Umweltpolitik ist dieser Mechanismus von Datenbeschaffung vehement abzulehnen. Wir brauchen gesicherte Erkenntnisse, um vernünftige Politik zu betreiben. Die Linien der Politik werden mit mehrheitlichen Beschlüssen gefunden und abgesichert. "In der Klimaforschung gibt ein Typ von Wissenschaftlern den Ton an, deren Arbeiten von sozial oder politisch orientierter Leidenschaft (advocacy) geprägt sind" formulierte Böttcher [10]. Gesicherte naturwissenschaftliche Erkenntnis ist nicht durch die Meinung von Mehrheiten zu gewinnen. Maddox [11] hat das IPCC und dessen Chairman J. Houghton scharf kritisiert wegen der Verwendung der politischen Methodik des Konsensus in der Klimawissenschaft. Die Politik muss sich hüten, diese Methodik in die Wissenschaft einzuführen. Umweltpolitiker wollen Vorsorge auch dann betreiben, wenn eine gesicherte Erkenntniss über vermutete Gefahren noch gar nicht vorliegt. Die anthropogene Klimakatastrophe wird als eine neue 'Sünde der Menschheit' [10] medial beschworen, und Gegenmaßnahmen sollen eingeleitet werden, die nur dann unterbleiben dürfen, wenn die Katastrophe mit an 'Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit' ausgeschlossen werden kann. "Können Sie ausschließen, dass..." ist eine beliebte Frage bei der Diskussion von komplexen Gefahren mit geringer bis fehlender Eintrittswahrscheinlichkeit.

4. Wissenschaftler, Politiker
Die Menschen des Mittelalters glaubten, dass die Erde der Mittelpunkt der Welt sei, und dass die Sonne die Erde umkreise. Geozentrische Modelle mit immer komplizierteren unphysikalischen Korrekturgliedern (Epizyklen, Nebenkreise, Excenter) waren in der Lage, die immer genauer beobachteten Planetenbahnen in Rück- und Vorschau befriedigend zu erklären. Dies war ein notwendiges, aber kein hinreichendes Kriterium für die Richtigkeit des Modells. Man betrachtete dies als die Validierung (Bestätigung) des geozentrischen Weltmodels, das von damals höchstzuständiger und unkritischer Seite zu einem Tatbestand erhoben worden war. Unser heutiges, heliozentrisches Weltbild haben Kopernikus, Kepler und Galilei erstritten. Solche Vorgänge begründeten die modernen Naturwissenschaften: Nur gesicherte Erkenntnis, nicht die Meinung eines oder der Konsensus mehrerer Experten in Konzilen und Panels darf Anspruch darauf erheben, Wissenschaft zu sein.

Umweltpolitik ohne gesicherte Erkenntnis ist schnell und leicht zu machen mit kraftvollen Schlagworten, die komplexe vernetzte Sachverhalte auf einfache lineare Ursache-Wirkung-Beziehungen zurückführen. Das Gute und das Böse als Dualität, als Janus-Gesicht, das wird verstanden. Ökologische Probleme sind meist das Gegenteil davon, sie sind nichtlinear, hoch vernetzt und schwer verständlich. Radikale Vereinfachung und emotionale Einfärbung liefern dann die griffigen medienwirksamen Formulierungen wie Klima-Katastrophe, Luftverpestung, Dürre, Überschwemmung, Hitzewelle; oder wie "Kohlendioxid, das Klimagas, der Klimakiller, das Klimagift"; oder der "Count-down läuft, die Zeitbombe tickt, es ist fünf Minuten vor zwölf". Solche Wortwahl ist eine apokalyptische Drohgebärde mit der Absicht: "Erschrecke sie zu Tode und sie werden Geld spenden, Vermögen stiften, Forschung finanzieren, Ökosteuern akzeptieren und vielleicht, vielleicht sogar ihre Lebensweise ändern". Luhmann [12] meint, dass wir erschreckt werden müssen, um unsere Affekte die rationalistischen Zweifel überwinden zu lassen und wahr zu nehmen, was nicht wissenschaftlich, sondern nur gefühlsmäßig erkennbar ist, nämlich die Sünde der anthropogenen Klimakatastrophe, ausgelöst durch die Nutzung fossiler Energieträger. Luhmanns Schilderung der industriellen Revolution folgt absichtsvoll einer klimapolitischen Tendenz. Dagegen präsentiert Sieferle [53, S. 125 - 185] eine historische Sicht des Übergangs vom flächengebundenen dezentralen Solarenergiesystem unserer Vorfahren zum zentralisierten, auf der Nutzung fossiler Energieträger beruhenden Energiesystem der Gegenwart, von der agrarischen konservativen Zivilisation zur dynamischen, innovativen Industriegesellschaft und weiter schlussendlich zu einem postindustriellen hitec-Solarenergiesystem in ferner Zukunft.

Der amerikanische Philosoph Mencken beschrieb praktische und praktizierte Politik als die Methode, die Bevölkerung mit herbeigeredeten Gespenstern zu erschrecken, sie kontinuierlich in diesem Alarmzustand zu erhalten und anzubieten, die Gespenster zu vertreiben, falls man sie, die richtigen Politiker, wähle. Mencken überzeichnete provokativ. Im Fall der Klimapolitik lässt der moderne Politiker die Gespenster modellieren und mit dem Computer die erschreckende Zukunft berechnen, hier die zukünftige anthropogene Klimakatastrophe. Der Politiker profiliert sich dann mit der beabsichtigten Rettung des Klimas, was ihm über Wahlen zur Macht verhilft.

Der Propagandaerfolg ist mit drei altbewährten Regeln zu sichern: ständige Wiederholung, lineare Vereinfachung und gefühlsmäßige Steigerung.

Mit dieser Methodik werden zu ökologischen Problemen Meinungen gemacht, die naturwissenschaftlich unhaltbar sind. Aber wenn nur 3% der Bürger die Irreführung bemerken, dann kann sie für 97% das gegebenenfalls wahlwirksame Faktum sein. Tocqueville meinte im 19. Jahrhundert: "Das Publikum wird eher die einfache Lüge als die komplizierte Wahrheit glauben."

Konkret sagte der Klimaforscher Stephen Schneider (zur Person s. [13]) im Oktober 1989 in einem Interview [14]: "Um die öffentliche Aufmerksamkeit und die Phantasie der Medien zu erregen, müssen die Klimatologen Schreckensszenarien verbreiten, vereinfachte dramatische Statements abgeben und die Zweifel, die man haben könnte, nicht erwähnen. Jeder von uns muss selbst über die richtige Balance zwischen Effektivität und Ehrlichkeit entscheiden". Schneider liegt mit seiner Feststellung auf der Linie eines Strategiepapiers der KFA Jülich vom Oktober 1988 zur Klimapolitik [15]. Dort heißt es: "Ausschlaggebend für eine Veränderung der öffentlichen Meinung sind Informationen, die abgegeben von Primärkommunikatoren wie Wissenschaftlern, eine bestimmte Signalstärke überschreiten. Durchdringend wird dieses Signal nur dann sein, wenn es sich populärer Begriffe und Denkmuster bedient, die im Alltagsbewusstsein der Menschen einen Platz haben".

Im gleichen Strategiepapier steht geschrieben: "Auch wenn es heute noch nicht möglich ist, einen strengen wissenschaftlichen Beweis über das Eintreten eines Treibhauseffekts zu führen, darf dies die Politik nicht lähmen. Sie muss auf Basis unvollständigen Wissens handeln. Beispielhaft ist die Volkswirtschaftslehre, die obwohl keinesfalls beweisbarer als die Ergebnisse der Klimaforschung und häufig auf umstrittenen Fundamenten aufgebaut der Politik als Richtschnur dient". Sowohl Politiker als auch Volkswirte nahmen sich das zu Herzen: Man dürfe nicht warten, bis die letzten Zweifel der Wissenschaft ausgeräumt seien; man müsse jetzt Vorsorgemaßnahmen treffen, um das Schlimmste zu verhindern. Wenn aber das anthropogene CO2 dafür nicht verantwortlich ist (vgl. Pkt. 7.), dann sind CO2-Minderungsmaßnahmen keine klimatische Abhilfe, und das Geld dafür wird an anderer Stelle fehlen.

Der Begriff bzw. das Konstrukt der globalen, jährlichen Durchschnittstemperatur ist im Alltagsbewusstsein nicht präsent. Das Denkmuster der Sintflut ist dagegen jedem vertraut. Mit solchen und anderen Extrem-Ereignissen des Wetterablaufs kann man die Öffentlichkeit erschrecken und aufrütteln, ja, man tat es seit Jahrhunderten (s.a. [16]).

Die Grußworte des Schirmherren einer Informationsveranstaltung (Febr. 2000) zum Thema "Wie Sie durch Reduktion von Treibhausgasen Geld verdienen" (handelbare Emissionsrechte) enthalten folgerichtig eine Aufzählung von "Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere die Lawinenkatastrophen in den Ötztaler Alpen, das Pfingsthochwasser sowie die Orkanböen am Weihnachtsfest" (alles in 1999).

Prof. H. Graßl, vormals Leiter des Klimaforschungsprogramms der UNO, sagte 1994 in einem Interview: "Von wissenschaftlicher Seite ist der Indizienprozess in Sachen Treibhauseffekt gelaufen, ist der Schuldspruch gefällt. Es geht jetzt nicht mehr um weitere Beweise, sondern einzig darum, das Strafmaß um einiges zu mildern. Die globalen Mitteltemperaturen steigen innerhalb der nächsten Jahrzehnte um ein bis zwei Grad. Jede globale Änderung einer Klimagröße, also auch der mittleren Temperatur, erzwingt an fast jedem Ort der Erde neue Wetterextreme. Dann kommt es da zu Überschwemmungen, dort zu Dürren und anderenorts zu Stürmen, wie man sie vorher nicht gekannt hat" [17]. Dies ist ein Horrorskop.

Solche Aussagen zu zukünftigen Wetterextremen befolgen die Regeln für wirksame Öffentlichkeitsarbeit und stehen im Gegensatz zu den einschlägigen Feststellungen des IPCC aus den Jahren 1990 und 1995. Im Band 2 des letzteren Berichts heißt es u.a.: "Es ist unsicher, ob sich Extremereignisse nach Intensität und Häufigkeit ändern werden.... Es ist nicht möglich, vorherzusagen, ob Intensität, Häufigkeit oder die Regionen der Wirbelsturmereignisse sich in einer wärmeren Welt ändern werden.... Einige Mitarbeiter in der Versicherungsindustrie erkennen einen gegenwärtigen Trend einer größeren Häufigkeit und Heftigkeit klimatischer Ereignisse. Die Untersuchung der meteorologischen Daten bestätigt diese Auffassung nicht" (vgl. [4, S. 129]).

Die Meinung von Graßl ist Spekulation. Die Auffassung des IPCC ist abwägend vorsichtig: Die Vergangenheit zeigte seit 1900 keine Auffälligkeiten. Die Frequenz und Stärke zukünftiger Wetterextreme ist nicht vorhersehbar - noch nicht, wie einige Wissenschaftler meinen.

Aber: "Die gezielte Fehlinterpretation von Wetterextremen im Dienste einer vermeintlich guten Sache Umwelt- und Klimaschutz kommt durchaus vor und ist eine Vorgehensweise, an die auch in naturwissenschaftlichen Kreisen gedacht wird. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Monopolstellung missbraucht wird". Das schrieben v. Storch u. Stehr 1993 [16]. Sie meinen, dass diese Methodik Erfolg hat, weil das Klimaproblem für weite Teile der Gesellschaft nicht nachvollziehbar ist.

Forschung wird von der Politik nicht unwesentlich gefördert, finanziert, gesteuert; allzumal naturwissenschaftliche Grundlagenforschung, wozu die Klimaforschung gehört. Forschung soll nach dem Willen der Geldgeber und der Forschenden sozial relevant sein, die Lebensqualität verbessern und Bedrohungen unseres Lebens erkennen und vermeiden helfen. Ein Institutsdirektor, der einen neuen Großcomputer beantragt, wird im Antrag darauf hinweisen, dass er damit die heraufziehende Warmzeit und ihre katastrophalen Folgen dingfest machen kann, noch besser und genauer als mit der alten Maschine. Der Politiker baut den Antrag ins Budget ein und erwartet vom Klimaforscher die ihn in seinem Machtstreben stützenden Ergebnisse. Es wäre fast übermenschlich, wenn bei solchen Abläufen nur gesicherte Erkenntnis das Resultat wäre. Oder wenn die Politiker das als erfolgreiche Forschung anerkennen würden, was ihren Intentionen das Klima und uns alle zu schützen, zu retten nicht entspräche. Haben die Umweltpolitiker die Klimamodellierer zu ihren Gefangenen gemacht? Heutzutage lohnt es sich für Forscher allemal, in ihren Budgetanträgen einen Bezug zum Klimawandel einzubauen. Zur Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, zum Konflikt zwischen Wissen und Macht, zwischen Wahrheit und Interesse haben Collins u. Pinch [18] Fallbeispiele zusammengetragen und analysiert. Ihr Fazit: Der Anspruch auf endgültige Wahrheit und letzte Gewissheit sei verdecktes Machtstreben, wie es früher die Berufung auf die Religion war.

5. Klimavorsorge, Klimaschutz, Klimamacher
Das tägliche, pysikalisch fassbare Wetter und das Konstrukt Globalklima sind in steter irreversibler Veränderung. Wetter und Klima sind Nichtgleichgewichts-Zustände. Die Debatte über Klimawandel und Klimaschutz erfolgt weitgehend ohne die Basis gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnis, vielmehr eher auf ideologisch-politischer Basis. Wir haben zu wenig gesichertes Wissen über die Vergangenheit und den Ist-Zustand von Klima. Und noch weniger wissen wir von seiner zukünftigen Entwicklung. Trotzdem sind wir besorgt, dass es wegen unseres Lebens, unseres Wirtschaftens global einige Celsiusgrade wärmer werden könnte, und dass dies in einer Klimakatastrophe enden wird.

Für Politiker bietet die Unheilsvermutung eine wunderbare Gelegenheit, dem Bürger anzubieten, die drohende anthropogene Klimakatastrophe abzuwenden. So kam der Klimaschutz in die Welt, der darauf beruht, zu meinen, wenn die Menschheit durch ihre Emissionen das Klima erwärmen kann, dann muss die Menschheit auch das Klima wieder abkühlen können. Eine typische Machermentalität: Wir machen, schützen und steuern das Konstrukt Globalklima.

Wie machen wir Klima?: Mit dem seit etwa hundert Jahren diskutierten anthropogenen Treibhauseffekt des CO2 aus der Verbrennung fossiler Energieträger. Dies ist der wesentliche Lieferant von Energie für die industriellen Aktivitäten der Menschheit, was wiederum den Wohlstand der Industrieländer begründet. Und dieses anthropogene CO2 des Industriezeitalters wird als Klimakiller und Klimagift verteufelt, obwohl das Biomolekül Kohlendioxid, neben Wasser und der Strahlung der Sonne, die dritte Hauptkomponente der Photosynthese ist, die uns alle erhält. Seit 1860 sind die globalen CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger von 0,1 auf 6 Gt/a in 1990 gestiegen (vgl. a. Bild 5). Im gleichen Zeitraum stieg die globale gemittelte Temperatur an der Erdoberfläche um rund 0,6 K an; der größere Teil des Anstiegs entfällt auf die Jahre von 1895 bis 1940 (vgl. a. Bild 1).

Wer die Menschheit und das Klima retten will, der formuliert: "Die CO2-Emissionen der Menschheit haben seit Beginn der Industrialisierung die Welttemperatur erhöht und das Globalklima verändert". So schafft man die Basis für die Klimaschutzpolitik und benennt auch den Schuldigen, obwohl die CO2-Emissionen bis 1940 noch relativ gering waren und damit andere Ursachen nicht unwahrscheinlich sind. Delworth u. Knutson [19] versuchen hierzu eine modellhafte Erklärung zu geben.

Was hat das IPCC 1995 [2] dazu gesagt? Der damalige Konsens der Wissenschaftler, im Bd. 1, S. 424, lautet: "Unsere Studien legen nahe, dass menschliche Aktivitäten einen feststellbaren Einfluss auf das globale Klima gehabt hatten, aber sie können keine eindeutige Verbindung zwischen anthropogenen Einwirkungen und Klimaänderungen herstellen". Über zwei weitere Stufen der zusammenfassenden Verkürzung gelangte dieser Konsensus in das Vorwort der Vorsitzenden: "Beobachtungen legen einen erkennbaren menschlichen Einfluss auf das globale Klima nahe". Einer der beiden stellvertretenden Vorsitzenden war der britische Wissenschaftler Sir John Houghton, der am 10.9.1995 im Sunday Telegraph die Meinung äusserte: "... dass die uns nun bald heimsuchenden Katastrophen als göttliche Strafen anzusehen seien". Strafen, wofür? Vermutlich für die Industrialisierung, denn das IPCC benutzt als klimatologischen Zeitmaßstab oft und gern 'since industrialization'. Und Abweichungen von frei wählbaren Mittelwerten bezeichnet das IPCC als 'anomalies'.

Die weitere zielgerichtete Verdichtung der Aussage des IPCC 1995 nahmen dann die Politiker, die Medien, die Umweltorganisationen, Gewerkschaften, Versicherungen und Kirchen vor bis hin zu der im Trend liegenden Fassung: "Wissenschaftliche Forschungsergebnisse haben zu der Gewissheit geführt: Die Erdatmosphäre wird durch menschliche Einwirkungen wärmer und wärmer" [21]. Das mag politisch korrekt sein, wissenschaftlich ist es falsch.

Ein Statusbericht des IPCC aus dem Jahr 1999 [22] kann die vermuteten anthropogenen Anteile an der beobachteten Zunahme der globalen Temperatur während der letzten 50 Jahre noch immer nicht beziffern: "Recent changes in global climate inferred from surface air temperatures are likely not due solely to natural causes. At present it is not possible to make a very confident statement about the relative contributions of specific natural and anthropogenic forcings to observed climate change." So ähnlich hat dies das IPCG auch schon 1990 gesehen [2, S. XII u. 254].

Doch der Chef von UNEP, Umweltpolitiker Klaus Töpfer, erkannte am 16.4.2000 (Talkshow ARD) an der vermeintlichen Zunahme extremer Wetterereignisse die Vorboten der anthropogenen Klimakatastrophe, und er erkannte in der CO2-Emission der Industrieländer eine ökologische Aggression gegenüber den Entwicklungsländern, insbesondere den afrikanischen. Wir Klimamacher seien schuldig an der heute schon eingetretenen Klimakatastrophe. Die Umweltaktivisten mobilisieren nun Megastars als Kommunikatoren ihrer Anliegen. Der Schauspieler Leonardo DiCaprio schrieb zum Earth Day in der April-May 2000 Sonderausgabe von Time (S. 80) über: "climate changes that will cause more severe typhoons, hurricanes and floods". Weder Herr Töpfer noch Mr. DiCaprio haben den IPCC-Bericht 1995, Bd. 2, [2] gelesen, beide befolgen aber die Regeln für eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit [13, 14, 15]. Die Politik wurde bereits zum Showbusiness - droht dieses Schicksal nun auch der Wissenschaft?

6. Klimamodelle und Klimaprognosen, Lernkurven
Auch wenn man kein Computer-Fan ist, dann leuchtet einem die Sicht von Oreskes, Shrader-Frechette u. Belitz [23] ein, die 1994 als Geowissenschaftler und Philosophen zur Bedeutung von computergestützten numerischen Modellen in den Geowissenschaften Stellung nahmen: "Der Nachweis der Schlüssigkeit numerischer Modelle natürlicher Systeme ist unmöglich, weil natürliche Systeme nie geschlossen sind, und weil Modellergebnisse nie eindeutig sind. Modelle können bestätigt werden durch die Demonstration von Übereinstimmung zwischen Beobachtung und Vorhersage, aber diese Übereinstimmung ist inhärent unvollständig. Die vollkommene Bestätigung ist logischerweise unmöglich infolge des unvollkommenen Verständnisses der Naturphänomene. Der Wert der Vorhersagen aufgrund der Modellierungen ist immer zu bezweifeln; ihr primärer Wert ist heuristischer Natur. Wenn Modellergebnisse mit heutigen und vergangenen Beobachtungen übereinstimmen, dann ist das kein Beweis für die Richtigkeit dieses Modells oder von auf diesem Modell basierenden Prognosen. Numerische Modelle sind eine Form der hochkomplexen wissenschaftlichen Hypothese; sie sind keine gesicherte Erkenntnis, die von jedermann und jederzeit durch das Experiment überprüft werden könnte".

Nach Jaworowski [24] sind Computer-basierte Klimamodelle in mathematische Form gebrachte Meinungen ihrer Schöpfer über das Funktionieren des globalen Klimasystems. Offene Systeme, wie das Klima unseres Planeten, sind nicht wahrhaftig modellierbar, also auch nicht wahrhaftig vorhersehbar. Rind [25] meint: "Wetter und Klima sind komplex: Determiniertheit inmitten von Chaos, Unvorhersehbarkeit inmitten von Verständnis", eine Feststellung die auch für die Modelle der Volkswirtschaftslehre zutrifft.

Während des Alfred-Wegener-Symposiums "Klima aus geowissenschaftlicher Sicht" im Juni 1999 in Düsseldorf äußerte sich Prof. H. v. Storch zum heutigen Stand der Klimamodellierungen. Die Modellszenarien können falsch und wegen des Vorsorgeprinzips unausgewogen sein, wodurch eher recht negative, denn wahrscheinliche Ergebnisse der Prognosen zu erwarten sind. Er formulierte: "Auch wenn Modelle verschiedener Klimaforscher ähnliche Effekte zeigen, so ist dies wegen der sozialen Vernetzung der Klima-Modellierer untereinander nur bedingt ein Hinweis auf die Zuverlässigkeit der Modelle. Dabei ist auch zu sehen, dass gewisse Modelleigenschaften sozial belohnt werden. Journale, wie "Nature" und "Science", haben eine klare Tendenz zu öffentlich interessanten, d.h. beunruhigenden, alarmierenden Resultaten.



Bild 3
Primärenergieverbrauch in Mio. t SKE/a der Bundesrepublik Deutschland (West).
Nach Angaben der DLR.
dicke Kurve: Istwerte 1970 bis 1995
dünne Linien: Prognosen aus den Jahren 1973 bis 1984

Der Widerhall in den allgemeinen Medien zahlt sich in Anerkennung und bei der finanziellen Förderung aus. Und solcher Widerhall wird eher durch Alarmierung denn durch Relativierung erzielt. Andererseits kann ein geschickter Modelleur die Resultate seiner Modellierung in Grenzen durch die Spezifikation der Parametrisierungen selbst bestimmen". Auf diese Möglichkeiten der Manipulierbarkeit von Computermodellen weist auch Luhmann hin [12].

Der Beitrag auch des teuersten und leistungsfähigsten Computer zur Wahrheit einer Modellprognose ist gleich Null. Computersimulationen suggerieren eine illusionäre Präzision, obwohl unsichere Annahmen, grobe Vereinfachungen oder gar Irrtümer der Modellierung zugrunde liegen [26]. Trotzdem soll man auch offene Systeme modellieren, und man soll mit solchen Modellen Prognosen wagen. Aber man soll bitte nicht behaupten, dass die computermodellierte Vorschau die wahre, einzige und zutreffende Zukunft sei, die mit einschneidenden Maßnahmen vermieden werden müsse, koste es was es wolle. Und man soll Prognosen nach abgelaufener Zeit immer mit der eingetretenen Wirklichkeit vergleichen (s. Bild 3). Ein anderes, gut bekanntes Beispiel für eine fehlgegangene schreckenerregende Prognose ist der spätestens für 1999 vorausgesagte Tod des deutschen Walds (vgl. Holzberger[27] u. [4, S. 67])

Eine andere Art des Vergleichs ist es, den Prognosewert für ein zukünftiges Datum als Funktion des Jahrs darzustellen, in dem die Prognose erstellt wurde. Eine solche Lernkurve [4] zeigt das Bild 4. In analoger Weise lassen sich die Prognosen der Klimaforscher für die Zunahme der Globaltemperatur von heute bis zum Jahr 2100 (DT2100) als Funktion des Zeitpunkts der Prognose darstellen (vgl. Bild 6). Hierbei wird ein bestimmtes Verhalten der Menschheit bezüglich ihrer CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energien angenommen. Bild 5 zeigt die CO2-Emissionen von 1860 bis heute und die Emissionsszenarien des IPCC von heute bis zum Jahr 2100.

Die derzeit als gesichert und als zu heutigen Preisen gewinnbar betrachteten Vorräte von fossiler Energie sind 1.100 Gt C (IPCC 1995, Bd. 2)


Bild 4
Bruttostromverbrauch in TWh/a der Bundesrepublik Deutschland (West). Nach Angaben der DLR
dicke Kurve: Istwerte 1970 bis 1995
senkrechte Balken: Prognosen für das Jahr 2000 aus den Jahren 1976 bis 1984
gestrichelte Linie: Lernkurve

wobei 1 t C 3,67 t CO2 entspricht. Das Szenario BAU verbrennt bis 2100 kumuliert 1.500 Gt C, was mit höheren Preisen und mit einem erhöhten Anteil von Kohle (Zugriff auf ungesicherte, vermutete Ressourcen) möglich ist. Mit dieser Voraussetzung haben die Klimaforscher des IPCC ihre Klimamodelle gefüttert und sich 1990 und 1995 auf eine gemittelte, konsensuale Voraussage der Temperatursteigerung für diese Szenario bis zum Jahr 2100 geeinigt (s. Bild 6).


Bild 5
CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger 1860...1990, weltweit, gerechnet als Kohlenstoff-Äquivalent in Gt (nach [45]).
In der Ist-Kurve zeichnen sich die Folgen der beiden Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise und die 2.Ölkrise ab. Nach 2000 sind die Szenarien
des IPCC 1995 [2] dargestellt.

7. Lernkurve des Treibhauseffekts
Alle diese Prognosen für DT2100 beruhen auf der Hypothese des anthropogenen Treibhauseffekts, insbesondere für das CO2, und auf der unvollständigen, nicht wahrhaftigen Modellierung des offenen Systems Klima. Es ist zu erwarten, dass mit weiterer Zunahme unserer Kenntnisse über klimabestimmende Vorgänge die Modelle und ihre Prognosen wahrhaftiger werden. In den 90er Jahren wurden auch abkühlende Effekte in die Modellrechnungen einbezogen, wie z.B. die der Sulfataerosole aus der Verbrennung fossiler Energien. Dies hatte man in den 80er Jahren eher übersehen, mit dem Effekt zu hoher, aber politisch und medial gut verwendbarer großer DT2100 [4, S. 163].


Bild 6
Lernkurve der Klimamodellierung 1985 bis 2005.
Für das Jahr 2100 prognostizierte globale Temperaturzunahme als Funktion des Prognosejahrs.

Das IPCC hat den hypothetischen Treibhauseffekt des C02 1990 und 1995 mit DF = 6,3 * ln (c/c0) (F= forcing in W/m2) angegeben. 1998 empfahlen Myhre et al. [28] dem IPCC für diesen mit Modellen berechneten Treibhauseffekt eine Korrektur um 15% nach unten auf DF = 5,3 * ln(c/c0). Das erweckt den Eindruck, dass man mit "besseren" Hypothesen für die Infrarotaktivität des CO2 und den Strahlungstransfer in der Atmosphäre auch bald für den Treibhauseffekt des CO2 eine Lernkurve wird konstruieren können.

Im Sommer 1998 gab Hansen einen zusammenfassenden Überblick über den Stand der Kenntnisse der unser Klima antreibenden Kräfte. Er stellte fest: "Die Antriebe (forcing) für den langfristigen Klimawandel sind nicht mit einer Genauigkeit bekannt, um zukünftigen Klimawandel zu bestimmen." Hansen weist darauf hin, dass die Einbeziehung weiterer anthropogener Antriebskräfte dazu führen könnte, dass die Änderungen der Sonnenaktivität beim Klimawandel eine relativ größere Rolle spielen könnte als man bisher angenommen hatte [4, S. 109, 119]. Zellner [30] stellte 1999 fest, dass noch kein unzweideutiger Beweis für die anthropogene Verursachung der Temperaturzunahme existiert. Er meint: "Die Klimaforschung bleibt spannend." In einer Stellungnahme der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft vom Juni 1999 steht der Satz: "Es ist unstrittig, dass der anthropogene Treibhauseffekt noch nicht unzweifelhaft nachgewiesen werden konnte."

Wenn man davon ausgeht, dass in den Modellen weitere abkühlende Effekte bisher übersehen wurden und nun eingebaut werden, und wenn der anthropogene Treibhauseffekt des C02 nicht die ihm zugerechnete hypothetische Größe besitzt, dann extrapoliert man im Bild 6 nicht ohne Grund für 2006 ein prognostisches anthropogenes DT2100 = 0 mit Hilfe der Lernkurve der Klimamodellierung, d.h. keine anthropogene Änderung der Globaltemperatur (Was nicht bedeutet, dass es nicht aus vielen anderen Gründen in 2100 wärmer, kälter oder gleich temperiert wie heute sein könnte).

Diese Auffassung ist eine ebenso ungesicherte Erkenntnis wie es die Modellprognosen des IPCC sind. Diese Prognose der Prognosen ist wissenschaftlich betrachtet ebenso falsch oder richtig, oder im politischen Sinn ebenso korrekt oder unkorrekt, oder in ethischer Sicht ebenso wahr oder unwahr wie die Basisprognosen des IPCC, aus denen sie abgeleitet ist. Professor Miller vom Alfred-Wegener-lnstitut in Bremerhaven ist zuzustimmen, der 1997 in einem Interview [31] feststellte: "Wir wissen, dass unser Klima sich schnell ändern kann. Entweder vom Warmen ins Kalte oder umgekehrt. Aber jeder, der prophezeit, es wird garantiert wärmer, der kann das nicht reinen Gewissens tun".


Bild 7
Wahrscheinlichkeit der Temperaturzunahme von 1990 bis 2010 nach den 35 Szenarien und Hypothesen des IPCC 2001. Aus Economists 7.4.2001, S. 82. Quelle: "Uncertainty Analysis of Global Climat Projections", by Henry Jacoby et al. MIT. Vgl. Schneider (2001), Wigleey und Raper sowie Reilly

Der hypothetische Treibhauseffekt des anthropogenen CO2 ist nicht direkt nachweisbar; er wird herbeimodelliert. Der Nobelpreisträger Paul Crutzen meinte 1994: "Es gibt bereits so viel CO2 in der Atmosphäre, dass in vielen Spektralbereichen die Strahlungsaufnahme (Absorption) durch CO2 schon fast vollständig ist, und zusätzliches CO2 spielt keine große Rolle mehr" [32]. Diese Auffassung wird gestützt durch Überlegungen von J. Barret [33] und Messungen von H. Hug [34], der die politisch nicht korrekte, aber wissenschaftlich sehr gerechtfertigte Frage stellt: Ist die anthropogene, CO2-bedingte, prognostizierte Klimakatastrophe ein Artefakt?

Ein schnelles Nein war die Antwort von Raschke et al. [35]. Im Januar 2000 belegte Hug [36] seine Zweifel am anthropogenen Treibhauseffekt und machte mit Messungen plausibel, dass die Kritik von Barret [33] am hypothetischen Strahlungstransport des CO2 weitgehend zutrifft, und dass der hypothetische Treibhauseffekt des CO2 demnach noch wesentlich kleiner sein muss als er zuletzt von Myhre et al. [28] berechnet worden war. Fazit: Die Zweifel am Treibhauseffekt führen zu der noch weiter abzusichernden Erkenntnis, dass die CO2-basierte anthropogene Klimakatastrophe nicht eintreten wird. Kritiker dieser Argumentation nennen das rationalistische Zweifel [12].

Die Warmzeiten der letzten 10.000 Jahre begünstigten die Entwicklung der Menschheit (vgl. Bild 2). Soweit bekannt, war es bis zu einem halben Grad wärmer bei um 22% niedrigerem CO2-Gehalt der Atmosphäre als heute. Vor 400 Jahren (kleine Eiszeit) war es um ein Grad kälter als vor 1.000 Jahren (mittelalterliches Optimum) bei gleichem CO2-Partialdruck. Die Klimageschichte der Nacheiszeit zeigt nach Patzelt [37], dass in den Alpen keine außergewöhnliche Temperaturentwicklung eingetreten ist, weder im Ausmaß noch in der Geschwindigkeit der Veränderung. Der gegenwärtige Gletscherschwund ist nicht als Signal für eine außergewöhnliche Klimaentwicklung zu werten. Ufer [38, S. 74] weist darauf hin, dass viele Wissenschaftler den Treibhauseffekt des CO2 als zweit- bis drittrangig für die Klimaentwicklung ansehen, z.B. Weber 1991 [54] und 1995 [55]. So war vor rd. 45 Mio. Jahren die Globaltemperatur um 5 °C höher als heute bei nur 370 bis 400 ppm CO2 [39]. Und vor 9 bis 25 Mio. Jahren waren es 6 °C mehr als heute bei 180 bis 290 ppm CO2 [40]. Am Ende der letzten drei Eiszeiten stieg zuerst die Temperatur und dann die CO2-Konzentration [41, 42] bei wesentlich niedrigeren Änderungsgeschwindigkeiten als heute und anderem Zustand des Kohlenstoff-Kreislaufs. Für die Jahre von 1960 bis 1988 wurde ermittelt, dass die globale Temperaturzunahme dem CO2-Anstieg voraus lief [43]. Der globale Kohlenstoff-Kreislauf und damit das CO2 in der Atmosphäre ist in komplexer Weise mit dem Klima verknüpft (s. [44]). In [44] finden sich die neuesten Daten für die globalen CO2-Senken, Vergleich der 90er mit den 80er Jahren: Land - hohe Zunahme, Ozean - Abnahme, Summe - leichte Zunahme. Neue Messungen der Kohlenstoffdynamik von Wäldern erwecken Zweifel, ob die von der Klimamodellierung verwendeten Annahmen über die langfristigen Senken-/ Quellen-Funktion der Land-Biosphäre zutreffend sind [46].

8. Klima, Leben, Agenda 21
Unser Planet Erde der klimatologisch richtiger "Wasser" heißen müsste und sein Klima sind in irreversiblem Wandel befindlich, stehen nicht im Gleichgewicht. Die planetarische Realität und unser Leben darin sind irreversibel (vgl. [47]. Leben heißt "immer Ankommen" und "immer Abschied nehmen" oder "Werde und Stirb". Carl Amery [48] sagt: "Die Menschen sind Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will und deshalb tötet und stirbt. Tod ist eine Verkehrsform des Lebens". Diese Irreversibilität verstört viele Menschen: Sie möchten ewig, ohne 'bösen' Ressourcenverbrauch und im paradiesischem vorindustriellen Gleichgewicht leben. Das ist eine individuelle und politisch massenpsychologische Illusion; eine sehr wirksame, wie man am Logo "Halt' die Welt im Gleichgewicht" des Bundesumweltministeriums erkennen kann. Die Rede vom Klima-Gleichgewicht ist eine Nonsens-Leerformel der Umweltpolitik. Die Natur ist weder gut noch böse, sie ist konsequent.

Das Konstrukt 'Globalklima' wird berechnet aus dem Wetter; das ist ein lebendiges, hochvernetztes, offenes Nichtgleichgewichts-System. Es ist nicht real modellierbar und nicht wahrhaftig vorhersehbar. Das gelingt auch nicht mit noch größerem Rechneraufwand und dem Einbeziehen immer weiterer systemarer Einflüsse physikalischer, chemischer und biologischer Natur. Klimaprognosen sind keine gesicherte Erkenntnis, man muss sie glauben. Was aufs Hörensagen geglaubt und weitergesagt wird, ist Mythos - der Mythos der anthropogenen Klimakatastrophe (Trömel [49]). Die Energiepolitik in Deutschland wird gegenwärtig von Schlussfolgerungen dominiert, die sich aus dem als real existierend angesehenen anthropogenen CO2-Treibhauseffekt ergeben [38]. Doch ist weder in den nächsten Jahren eine schädliche Klimaerwärmung mit Sicherheit zu erwarten, noch wird diese Erwärmung durch den Menschen verursacht. Ufer [38, S. 90] stellt fest: Es gibt keinen überzeugenden wissenschaftlichen Beweis für eine anthropogen bedingte Erwärmung.

Die Verringerung unseres Verbrauchs an fossilen Energieträgern ist mit anderen guten Gründen zu rechtfertigen als mit klimatischen, was auch für Politiker offensichtlich ist: Vermeidung von Emissionen wie CO, SO2, NOx, CHn, Ruß; Schonung der letztendlich begrenzten fossilen Energieressourcen als Basis für die Synthesen der Chemie; Verkleinerung unserer geopolitischen Abhängigkeit von Energieeinfuhren. Für die rationale Begründung eines sparsamen Umgangs mit fossilen Energien braucht es keinen Mythos der anthropogen verursachten Klimakatastrophe, deren mediale Existenz sich aus der irrationalen Gegnerschaft gegen die industrielle Zivilisation speist. Wenn wir schnellstmöglich aus der Nutzung fossiler Energien und baldmöglichst aus der Verwendung der Kernenergie aussteigen sowie eiligst in die Stromerzeugung mit Photovoltaik in Deutschland einsteigen, dann ist uns eine erhebliche Minderung unseres Wohlstands sicher (sprich Verarmung). Provokant gesagt wäre das der Einstieg in die ökonomische Armut bei zweifelhaften ökologischem Reichtum und enormen sozialen Konflikten. Die Agenda 21 empfiehlt ein solches unausgewogenes Vorgehen nicht.

Für die Begründung einer tief einschneidenden Veränderung im Verbrauch fossiler Energieträger muss die Klimawissenschaft den anthropogenen Treibhauseffekt besser belegen als dies bis heute geschehen ist. Das anthropogene Klimaproblem - wenn es denn eines ist - lässt sich nicht nachhaltig durch Verarmung lösen; es geht darum, durch technischen und sozialen Fortschritt die unabdingbare Sozialverträglichkeit umweltschützender Maßnahmen zu gewährleisten (Pies [52]). Ein auf grotesken Übertreibungen beruhender Alarmismus ist nicht zielführend und kann das ökologische Anliegen diskreditieren [52]. Derweil erscheint es empfehlenswert, den Vorschlägen von Binswanger [50] für eine nachhaltige Strategie des Einsatzes fossiler Energieträger zu folgen: Erhöhung der Wirkungsgrade bei allen Umwandlungen/Nutzungen mit dem Ziel, in Bälde einen weltweit fallenden Verbrauch im Bereich von 0,1 bis 0,2 %/a zu realisieren. Die Erhöhung der Energieeffizienz ist die verträglichste Ressource im Sinn der Agenda 21. Die 'erneuerbaren Energien' sind auf diesem Weg hilfreich, jedoch können sie unser Energieproblem allein nicht lösen.

Das IPCC 2001, Bd. 3, S. 5, empfiehlt zur Verringerung der CO2-Emissionen u.a. die Nutzung der Kernkraft einschließlich der Laufzeitenverlängerung der existierenden Kernkraftwerke.

Die wesentliche ökologische Gefahr für die Menschheit ist das zu schnelle Wachstum ihrer Zahl und ihrer Bedürfnisse und der vergleichsweise zu geringe Zuwachs ihrer Vernunft.

Literatur

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[39] Pearson, P.; Palmer, M.: Science (1999) 284, 1824
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[42] Indermühle, A.; et al.: Nature (1999) 398, 121
[43] Kuo, C.: Nature (1990) 343, 709
[44] Battle, M.; et al.: Science (2000) 287, 2467
[45] Trömel, M.; Loose, S.: Naturwiss. 82 (1995), 160
[46] Grace, J.; Rayment M.: Nature (2000) 404, 819
Giardini, C.P.; Ryan, M.G.: Ibidem, 858
Valentini, R.; et al.: Ibidem, 861
[47] Schellnhuber, H.J.: Nature (1999) 402, suppl. C 19
[48] Amery, C.: Die Botschaft des Jahrtausends. Paul List Verlag 1995, S. 114, 115
[49] Trömel, M.: Wissenschaft und Mythenbildung. In Irrationale Technikadaptionen, Bd. 3 Reihe "Ethik - Gesellschaft - Wirtschaft". (1997), S. 178
[50] Binswanger, H.C.: Süddeutsche Ztg. Nr. 62 v. 15.3.2000, S. 28
[51] Meyer, H.J.; Markl, H.: Nova Acta Leopoldina, Vorabdruck Nr. 303, Bd. 76. Halle/Saale 1997
[52] Pies, J.: Treibhauseffekt und Ökosteuer; Wie rational ist unsere Klimapolitik. Policy Consult Hrsg., Münster 2000
[53] Sieferle, R.P.: Rückblick auf die Natur; eine Geschichte des Menschen und seiner Umwelt. Luchterhand Literatur-Verlag, München 1997
[54] Weber, G.R.: Treibhauseffekt Klimakatastrophe oder Medienpsychose? Dr. Böttiger Verlags-GmbH, Wiesbaden 1991
[55] Weber, G.R.: Kommt die Klimakatastrophe? Eigenverlag, Essen 1995

Ergänzung:

1. Im Septemberheft von " Erdöl, Erdgas, Kohle 116 431 (2000)" finden sich interessante "Naturwissenschaftliche Anmerkungen zu Argumenten der Treibhausdiskussion" von Hartwig Volz. Seine zusammenfassende Bewertung auf S. 436 ist

  • Der anthropogene Treibhauseffekt ist physikalisch real und wird zu einer Erwärmung des Weltklimas führen.

  • Die gegenwärtige Anreicherungsrate der Atmosphäre an anthropogenen Treibhausgasen ist wesentlich niedriger, als es die "business as usual"-Szenarien der etablierten Klimawissenschaft erwarten lassen.

  • Es gibt Hinweise, dass die Temperaturerhöhungssensitivität der Treibhausgase von der etablierten Klimawissenschaft zu hoch eingeschätzt wird.

  • Demgegenüber wird nach paläo- wie neoklimatologischen Indizien der Einfluss der Sonnenaktivität auf die Klimaentwicklung der letzten Dekaden möglicherweise unterschätzt.

  • Der gegenwärtige Kenntnisstand legt sogenannte "no regret"-Maßnahmen, wie Erhöhung der Energieeffizienz oder Substitution kohlenstoffreicher Energieträger durch kohlenstoffärmere, nahe.

  • Klimapolitische Einsichten werden sich in den kommenden Dekaden wandeln, nach persönlicher Einschätzung hin zu einer weniger dramatischen Situationsbewertung

  • Volz weist darauf hin, dass die Temperatursensitivität des Treibhausgaseinflusses von der etablierten Klimawissenschaft (IPCC) etwa um den Faktor 2 bis 3 zu hoch eingeschätzt werden könnte bei entsprechender Unterschätzung der Sensitivität hinsichtlich der Solaraktivität (s. 434 oben). Seine eigenen Berechnungen machen eine Erwärmung bei CO2-Verdoppelung von sehr deutlich unter 2°C plausibeL

2. Am 7.12.2000 erschien in Nature 408, 698 eine Arbeit von J. Veizer et al. mit dem Titel "Belege für Entkoppelungen von atmosphärischen CO2 und globalem Klima im Phanerozoikum" (d.h. in den letzten 550 Millionen Jahren). Veizer meint, dass die atmosphärischen CO2-Konzentrationen nicht der wesentliche Antrieb für das Klima waren während wenigstens eines Drittels dieser Zeit. Er setzt voraus, dass die rekonstruierten CO2-Konzentrationen zuverlässig sind.

3. Im Heft 6 von Energy and Environment gab H. Hug einen kritischen Überblick zur Hypothese, dass Klimaveränderungen durch atmosphärisches CO2 verursacht werden (Energ. Envir. 11 631I/2000). Er weist vor allem darauf hin, dass die von den Klimamodellierern verwendete HlTRAN-database für das Transmissions-Spektrum des CO2 nicht die physikalische Realität widerspiegelt.

4. Raschke und Stuhlmann(ChemKon 8 99 (2001)) bezweifeln am anthropogenen Treibhauseffekt erneut: "In Bodennähe wirken die Zusätze nur noch in den Flanken ihrer starken Banden und in den dort noch ungesättigten schwachen Banden. In der Höhe dagegen verstärkt sich die Absorption und Emission auch in den dort noch ungesättigten Bandenzentren". Und weiter: "Die Beobachtungen geben den (Modell-)Vorhersagen an vielen Stellen allerdings recht wie in einem Indizienprozeß. Der kausale Zusammenhang, nämlich die Wirkung der zusätzlichen (anthropogenen) Konzentrationen der Treibhausgase bleibt noch ungeklärt". Mein Kommentar: Das sollte man schnellstens unzweideutig klären.

5. M.O. Andreae (Nature 409, 671, 8.2.2001) referierte eine Arbeit von M. Z. Jacobson (Nature 409 695, 8.2.2001) über die klimatische Wirkung von rußhaltigen Aerosolen aus der Verbrennung von Biomasse und fossilen Energien. Jacobsons Modellierung der globalen erwärmenden Wirkung solcher Rußteilchen liefert einen Betrag von einem Drittel des dem CO2 vom IPCC zugeschriebenen Effekts. - Wachsende Emissionen dieser Luftverunreinigung weisen Süd- und Südostasien auf, vgl. P. J. Crutzen, M. O. Andreae et al., Science 291 1031, 9.2.2001.

6. Harries et al. (Nature 410 355, 15.3.2001) haben Satellitenmessungen (1970/71 und 1996/97) der Infrarot-Abstrahlung der Erde ausgewertet. Sie glauben, den ersten experimentellen Nachweis des anthropogenen Treibhauseffekts im Bereich 710 bis 1.400 cm-1 geführt zu haben, machen aber keine quantitative Aussage über das zusätzliche forcing. Der Economist äußerte methodische Zweifel: Certain amount of massaging of the data, some fancy mathematical tricks, discarding part of the data, but never the less the fist dircect evidence. Eine Auswertung (Dietze, priv. Mitteil.) ergab, daß die spektralen Unterschiede auf einen Effekt des CO2 schliessen lassen, der um den Faktor 4 kleiner als die IPCC-Modellierung sein könnte, und daß dem Methan und der Sonne ein überraschend hoher Effekt zuzuordnen wäre.

7. Ein Buchhinweis: Berner, U. und Streit, H.J.: Hrsgb.: Klimafakten - Rückblick, ein Schlüssel für für die Zukunft. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart (2001).

Heinrich Röck, 1928 in Gladenbach/Hessen geboren, studierte Chemie in Darmstadt und promovierte 1955 in Göttingen zu einem Thema aus der physikalischen Chemie. 1957 und 1960 erschienen zwei Bücher aus seiner Feder: einmal "Ausgewählte moderne Trennverfahren zur Reinigung organischer Stoffe" und dann "Destillation im Laboratorium, extraktive und azeotrope Destillation".
Von 1956 bis 1989 war er bei der SKW Trostberg AG als Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung, als Werkleiter und seit 1966 als Mitglied des Vorstands tätig. Seine durch den nunmehrigen Ruhestand gewonnene Zeit widmet Dr. Röck bevorzugt der Chemie und den Umweltproblemen; aus dieser Beschäftigung heraus entstand auch die 1998 erschienene Publikation "Eiswissen und Lernkurve".

Der obige Beitrag "Klima und Politik" wurde auch in "Chemische Technik 52 (2000) 2, S. 104 - 112 publiziert.