Offizielle Zahlen
Der Primärenergieverbrauch (PEV) je Einwohner in Deutschland ist im Jahr 2000 gegenüber 1999 um 0,2% zurückgegangen, so die Bundesregierung. Der durchschnittliche Stromverbrauch pro Einwohner habe letztes Jahr bei 6.855 kWh gelegen. Der Bruttostromverbrauch je 1.000 DM Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei mit 146,2 kWh um etwa 1% gegenüber 1999 gesunken. Der gesamte Endenergiebedarf der privaten Haushalte 2000 war um knapp 8% niedriger als im Jahr zuvor. 11.10.2001 http://www.tam.de
Kernkraftwerke bei Ausnutzung ungeschlagen
Die Kraftwerke der Stromversorger werden unterschiedlich genutzt: Im Durchschnitt sind sie 4750 Stunden von 8760 Jahresstunden im Einsatz. Mit einer Ausnutzung von 7599 Stunden stehen die Kernkraftwerke an der Spitze. Auf dem zweiten und dritten Rang folgen Braunkohle- mit 7100 und Laufwasserkraftwerke mit 5994 Stunden, meldet der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), Berlin, nach neuesten Daten für 1999. Kernkraftwerke, Braunkohle- und Laufwasserkraftwerke sind Grundleistungsanlagen, die kostengünstig den rund um die Uhr nahezu gleichbleibenden Grundlaststrom produzieren. Zusätzlicher Strom stammt aus Mittel- und Spitzenleistungskraftwerken wie Steinkohlekraftwerken und erdgasbetriebenen Anlagen, die 4645 und 2260 Stunden in Betrieb waren. Die wetterabhängigen Windkraftanlagen liefen bei den Stromerzeugern 1624 Stunden. 19.9.2001 http://www.tam.de


Woher kommt der Strom und was er kostet
Welcher Kraftwerksmix gewährleistet eine nachhaltige Versorgung mit elektrischer Energie?
Prof. Dr.-Ing. Helmut Alt


Die Palette heutiger Stromangebote reicht von grünem Naturstrom über den seit der Jahrhundertwende bekannten Wasserkraftstrom, heute natürlich "Aqua Power" genannt, bis zu modern gelb oder blau virtuell bunt gefärbtem Strom. Das legt die Frage nahe, wie diese Mischung in unsere Steckdose gelangt. Die Fachleute sprechen da von dem sogenannten Kraftwerksmix. Die von der EU 1997 aufgegebene und in unserem Land seit 1998 in Gesetzestexte gegossene Liberalisierung und Globalisierung des Strommarktes trägt dabei sowohl auf der Einkaufsseite wie auf der Verkaufsseite immer neue Früchte. Die sehr erfolgreiche Förderung der Windenergie mit 17,8 Pf/kWh Einspeisevergütung hat deren Anteil an der Stromproduktion bei uns in zwei Jahren vervierfacht auf nunmehr 2%. Der Sonnenenergieanteil erfreut sich dank des 100.000 Dächer Programms und einer Vergütung von 99 Pf/kWh noch höheren Steigerungsraten und ist inzwischen auf 0,01% angestiegen. 
 

  • Der Bürger fragt sich immer mehr, welcher Strom kommt nun aus meiner Steckdose? 
  • Ist dieser sogenannte "Mix" durch den Vertragspartner oder durch Naturgesetze bedingt? 
  • Kann die Werbung Naturgesetze besiegen? 
  • Wo geht die Reise bezüglich einer nachhaltigen Versorgung mit elektrischer Energie hin?
  • Wen kann man noch vertrauen?


Zunächst speisen physikalisch bedingt alle Einspeiser den Strom als elektrische Energie wie einzelne Zuflüsse in einen großen See ein. Im Stromgeschäft besteht allerdings im Unterschied zu einem wirklichen See die unbedingte Notwendigkeit, den Pegel des Wasserstandes peinlich exakt auf ein bestimmtes Niveau zu regeln. Das elektrische Regulativ ist die Frequenz, deren Nennwert von 50 Hertz nur um bis zu etwa 0,1 Hz von diesem Sollwert abweichen darf. Daher ist beim Strom nicht die elektrische Arbeit in kWh, sondern die gleichzeitig in Anspruch genommene Leistung in kW die dominierende kostenverursachende Größe. Bei der Entnahme aus diesem See ist die ursprüngliche Herkunft natürlich nicht mehr lokalisierbar. Vielmehr bekommt jeder den rechnerisch prozentualen Anteil an dem eingespeisten Vorrat ab und dies offenbar unabhängig davon, ob zum Zeitpunkt der Entnahme die Sonne scheint oder der Wind weht. Da sich elektrische Energie praktisch nicht speichern läßt (nur in relativ kleinen Mengen mittels Akkus oder in größeren Mengen nur indirekt mittels Wasser in Pumpspeicherkraftwerken) erfordert der exakt konstant zu haltende Pegel des Wasserstandes im See parallel zu jeder Entnahme eine mindestens im Minutenbereich zeitnahe Einspeisung. Diese Einspeisungen dürfen daher nicht witterungsabhängig sein, d.h. dargebotsabhängige Kraftwerke wie Wind- und Sonnenenergie-Kraftwerke sind für die zuverlässige, Leistungsbedarfsdeckung nicht geeignet. Sie erparen daher keine Kraftwerke, sondern nur den Brennstoffeinsatz in den vorhandenen Kraftwerken. 

  • Welche Anteile befinden sich nun in dem See, aus dem alle Bürger in Deutschland den jeweils benötigten Bedarf an elektrischer Energie spontan entnehmen?

Dies sind derzeit 30 % deutsche Kernenergie zu 4 Pf/kWh, 1% russische Kernenergie zu 2,3 Pf/kWh, 25 % Braunkohle zu 4 Pf/kWh, 26 % Steinkohle zu 9 Pf/kWh, 10 % Erdgas zu 5 Pf/kWh, 4% Wasser zu 4-15 Pf/kWh, 2 % Wind zu 17,8 Pf/kWh, 0,01 % Sonne zu 99 Pf/kWh und rd. 2% Müll bzw. sonstige Einspeisungen zu 6 Pf/kWh. Daraus ergibt sich ein mengenanteiliger Mischpreis von rd. 5,8 Pf/kWh. Bis zur Steckdose in der häuslichen Wohnung kommt dazu das Nutzungsentgelt für die Leitungstransporte von 12 bis 15 Pf/kWh, staatliche Abgaben wie Ökosteuer, Konzessionsabgabe, erneuerbare Energiebelastung und Mehrwertsteuer von insgesamt 10 bis 13 Pf/kWh, Entgelt für die Messung von 1,5 Pf/kWh also insgesamt rd. 30 Pf/kWh. Der Konkurrenzkampf der Anbieter um den privaten Kunden geht also lediglich um die erstgenannten 5,8 Pf/kWh - Anteil für die Stromerzeugung bzw. Strombereitstellung. Der übrige Preisanteil von über 24 Pf/kWh ist je zur Hälfte durch den Netzbetreiber und den Gesetzgeber bedingt und somit für die Stromlieferanten als Wettbewerbsanbieter unbeeinflußbar fest vorgegeben.

Es ist daher verständlich, dass der harte Wettbewerb im Strommarkt eine günstige Strombeschaffung erfordert. Schon Ende 1999 berichtete das Magazin "Stern" über einen erfolgreichen Vertragsabschluß, wonach das Bayernwerk (heute e-on Energie) jährlich fünf Milliarden kWh "Atomstrom" aus Rußland bezieht. Dies entspricht einem halben Kernkraftwerk bei uns. 

"Bereits im März hat Bayernwerk - Chef Otto Majewski einen ersten großen Importvertrag besiegelt. Ab 2001 wird der russische Energieversorger Rao EES Rossiji jährlich rund fünf Milliarden Kilowattstunden Atomstrom nach Deutschland schicken. Die Lieferung ersetzt rechnerisch ein halbes deutsches Kernkraftwerk- zu einem Preis, der jeden westlichen Konkurrenten ruinieren würde: 1,8 und 2,5 Pfennig je Kilowattstunde. ..."


Damit ist in jeder Steckdose in unserm Land bereits 1 % russischer Kernenergiestrom, übrigens auch in den Steckdosen der Kunden, die glauben ausschließlich grünen Strom zu beziehen. Dies folgt aus dem vorhin dargestellten Modell, wonach zunächst alle Einspeisungen in einen großen See hinein fließen und somit nicht mehr herkunftsabhängig separiert werden können.

Auch wären bei Abschaltung der Kernenergieeinspeisungen die übrigen 70 % aus technischen Gründen ebenfalls nicht verfügbar, es sei denn ein Diktator würde bestimmte Bevölkerungskreise per Dekret von der Stromversorgung definitiv ausschließen. Dies kommt daher, da eine nahezu konstante Frequenz die Ausgeglichenheit von Erzeugung und Verbrauch insbesondere auch zur Spitzenlastzeit eines jeden Tages zwingend erfordert. Dies ist im übrigen auch der Grund dafür, warum sich die praktische Umsetzung des freien Kundenwechsels zwischen den einzelnen der rd. 900 selbständigen Energieversorgungsunternehmen entsprechend den gesetzlichen Vorgaben des liberalisierten Strommarktes so schwierig gestaltet. Der Strom fließt eben nicht gemäß gesetzlicher oder vertraglicher Abmachungen, sondern entsprechend unbeeinflußbarer Naturgesetze und löst dementsprechend auch Kosten bei den Netzbetreibern aus. Da eine fortlaufend registrierende Leistungsmessung mit jährlich rd. 35.000 Meßwerten für die Meßwerterfassung und  Datenverarbeitung etwa 3.000 DM Jahreskosten verursacht, ist für die Abrechnung von Kunden mit Jahresverbrauchswerten unter 100.000 kWh nur eine Abrechnung auf Basis von Standardlastprofilen wirtschaftlich vertretbar. Aber auch dieser Kompromiß erfordert für die kostenmäßige Akzeptanz der Netzbetreiber noch einen erheblichen daten- und abrechnungstechnischen Aufwand und beinhaltet ein erhebliches betriebswirtschaftliches Risiko.

Die Mehrerlöse aus teureren "Grünen Tarifen" beinhalten zwar einen zusätzlichen Kostenbeitrag für die Finanzierung höherer Strombeschaffungskosten z.B. aus Wind- oder Sonnenenergie, den der Stromkunde aber ebenso durch eine zweckgebundene Spende an seinen Stromlieferanten noch klarer abgrenzbar und ohne kostenträchtige Zertifizierung erbringen könnte. Jedenfalls können bei z.B. 100 DM jährliche Mehrkosten höchstens rd. 100 kWh Sonnenstrom zusätzlich in seinem Strommix enthalten sein, alles andere ist Etikettenschwindel. Insbesondere ist es gegenüber allen Stromkunden unseriös, den immer schon vorhandenen Wasserkraftwerks-Stromanteil, der leider in den letzten 100 Jahren von 100% wegen der Zunahme des elektrischen Energiebedarfs bis heute auf rd. 4% abgesunken ist, nun aus dem allgemeinen Strommix herauszurechnen und diesen Anteil nur noch als "Grüner Strom" virtuell bestimmten Kunden exclusiv zuzuordnen.

Eine Steigerung des Sonnenenergieanteils in die Prozentbereiche wird sich schneller als uns allen lieb ist als nicht finanzierbar erweisen. 6 % Sonnenenergieanteil würde einen jährlichen Subventionsanteil in der Höhe der heutigen gesamten Stromerzeugungskosten von knapp 30 Mrd. DM erfordern. Dies würde wiederum eine Ökosteuerbelastung auf den gesamten Stromverbrauch von rd. 6 Pf/kWh bedeuten, wobei allerdings nichts an die Rentenkassen oder in sonstige Finanzierungslöcher abgezweigt werden dürfte. Daher kann dieser Weg keine nachhaltige Energiewirtschaft begründen.

Es bleibt also die Aufgabe, durch Forschung, Entwicklung und Aufklärung die Basis der Energieerzeugung über alle Optionen hinweg offen zu halten und gemäß den wirtschaftlichen Möglichkeiten den Kraftwerksmix dynamisch zu optimieren. Die erst kürzlich für einzelne Kernkraftwerke in den USA erfolgte Ausdehnung der Betriebserlaubnis von 40 auf 60 Jahre setzt da neue Maßstäbe.




PS: Daten aus 1999 mit 552,5 TWh Bruttostromerzeugung und 488,7 TWh Nettostromverbrauch, 
davon 27 % Private Haushalte, 47 % Industrie und 26 % Handel, Gewerbe und Dienstleistungen.
Quelle: Energie für Deutschland, Fakten Perspektiven und Positionen im globalen Kontext,
2000, World Energie Council.   


Teure Tarife oft ohne Wirkung - Der große Bluff mit dem Umweltstrom

Immer mehr Haushalte sind bereit, für Strom aus unerschöpflichen Quellen mehr zu bezahlen. Aber keineswegs alle helfen mit ihrem Obolus tatsächlich der Umwelt. Mehr als 80 Firmen verkauften inzwischen Strom mit Öko-Etikett. Die Kilowattstunde, exklusiv aus Sonne, Wind und Wasser, aus Biomasse und Erdwärme, kostet im Schnitt sieben Pfennig mehr als der konventionelle Mix, mit Strom auch aus Kohlekraftwerken und Atommeilern.
Doch Strom lässt sich nicht sortieren - nach Energie aus Atommeilern und Elektronen aus Biomasse. Wer in Berlin Windkraft von der Nordsee ordert, aus dessen Steckdose kommt nach wie vor der Strom, den der hauptstädtische Versorger ins Netz schickt. Das Gesetz verpflichet die Netzbetreiber, die Strommengen aus erneuerbaren Quellen und die überwiesenen Vergütungen untereinander auszugleichen. Stadtwerke und anderer Stromhändler müssen, entsprechend ihrer insgesamt verkauften Strommenge, den vom Netzbetreiber gelieferten Ökostrom abnehmen.
Das "Erneuerbare-Energie-Gesetz" (EEG) gestattet, den Ökostrom separat zu verkaufen. Seither schlägt vielerorts die Stunde der Schönfärber. Die nämlich bieten den Mixstrom getrennt an: nach teurerem Ökostrom (Wind, Photovoltaik, Erdwärme, Biomasse) und Normalstrom (etwa Kohle, Braunkohle, Kernkraft). Den Kunden, die weiterhin "Normal" anfordern, lässt der Stromversorger einige Zehntelpfennig nach. Wer den Mix als Mix vermarktet, hat das Nachsehen, wenn der clevere Konkurrent "Normalkunden" jetzt mit billigerem Mixstrom ködern kann. Das Nachsehen haben aber auch die Kunden, die einen geflunkerten Öko-Tarif wählen.
Wirkliche Veränderung bewirken allein die Kunden, die einen reellen Öko-Tarif finden. Nur ihr Beitrag erlaubt, Anlagen zur Stromgewinnung aus unversiegbaren Quellen zu bauen, für die sich sonst kein Investor findet.
Echte Öko-Angebote
Inzwischen existiert bereits eine Vielzahl echter Öko-Angebote. Nur: Der Laie kann sie nicht von anderen Tarifen unterscheiden. Deshalb versuchen Vereine, per Zertifikat die Spreu vom Weizen zu trennen. Wer über Ökostrom-Label genau Bescheid wissen möchte, der kann sich per Faxabruf informieren. Das fünf-seitige Papier listet auch auf, welcher Strom-Tarif welche Auszeichnung trägt. Die Übersicht über die "Tarife von bundesweiten und regionalen Anbietern mit Zertifikat" lässt sich zum Preis von 1,21 Mark pro Minute abrufen unter der Faxnummer: 01905 100 10 10 81.