neuere Artikel

06.09. - 30.09.02

Jeversches Wochenblatt 30.09.2002 (S. 10)
Naturliebe bringt Nationalpark in Bedrängnis
"Vorpommersche Boddenlandschaft" in Sachen Besucherandrang an der Grenze - Hauptattraktion Kraniche
Von Helmut Reuter
Wieck. Die Liebe zu Natur bringt die "Vorpommersche Boddenlandschaft" in Bedrängnis. Drei Millionen Besucher werden den Nationalpark mit dem bedeutendsten Kranich-Rastplatz Mitteleuropas bis Ende des Jahres besucht haben. Naturschützer stimmt der Rekord nachdenklich. "Wir sind an der Grenze", sagt Mathias Löttge, Chef des Tourismusverbands Fischland-Darß-Zingst. In der Region sind heftige Vorwürfe gegen die Landesregierung zu hören. Sie blockiere eine Bahnanbindung für die Halbinsel Darß und forciere mit bedenklichem Druck einen Offshore-Windkraftpark, der den Zug der Kraniche gefährden könnte.

Jeden Herbst machen zwischen der Halbinsel Zingst und Hiddensee bis zu 60.000 Grau-Kraniche Rast auf ihrem Weg von Skandinavien und der baltisch-sibirischen Region ins Winterquartier nach Spanien, Portugal und Nordafrika. "Das sind rund zwei Drittel des Weltbestandes", sagt Hartmut Sporns vom Nationalparkamt in Born. Und auch anderen Zugvögel wie der Weißwangengans und der Kanadagans dienen die Inseln Kirr, Barther Oie und Hiddensee als Rastplatz. "Wir dürfen dieses Potenzial nicht aufs Spiel setzen", warnt Sporns. "Eine Gefährdung hätte internationale Auswirkungen." Jede Störung, jedes Aufscheuchen bedeutet für die Vögel Verlust von Energie, die sie später dringend brauchen. Zusätzlichen Stress für die Tiere befürchten Kritiker von dem geplanten Windkraftanlagen-Park 15 bis 20 Kilometer vor der Halbinsel Darß. Die Landesregierung steht klar und deutlich hinter dem Projekt: "Wir drücken bei der Genehmigung für die geplante Pilot-Anlage gehörig aufs Tempo", lautet die Devise von Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD). Löttge befürchtet hingegen, dass die Kraniche in den Windrädern "gehäckselt" werden. "Es hat mir noch niemand erklären können, warum die Anlagen unbedingt vor dem Nationalpark installiert werden sollen." Auch ohne Windräder sehen sich Mensch und Natur vor Ort extremen Belastungen ausgesetzt. "In der Hochsaison geht hier nichts mehr", sagt Hans Götze, ehrenamtlicher Bürgermeister des malerischen Reetdach-Küstenortes Ahrenshoop vor den Toren des Nationalparkes.

"Der tägliche Pendelverkehr ist katastrophal", sagt er. Aber Götze weiß nur zu gut: Die Region lebt vom Tourismus. In dem 850 Einwohner zählenden Ahrenshoop etwa sind die 2100 Betten zu 53 Prozent ausgelastet. Das ist ein Spitzenwert, vergleicht man den Landesdurchschnitt von rund 37 Prozent.

Im Spannungsfeld zwischen Individualverkehr, Naturschutz und wirtschaftlichen Interessen gibt es keine einfachen Lösungen.

"Vielleicht sollte man den Nationalpark nicht mehr so stark bewerben", überlegt etwa Sporns. Auch über Maut-Gebühren, Park&Ride-Systeme und eine Bahnanbindung wird nachgedacht.

Vom Boddenstädtchen Barth bis ins rund 22 Kilometer entfernte Prerow verkehrte noch in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts eine Bahn. Nach 1945 montierten die Sowjets die Schienen als Reparationsleistung ab. "Diese Strecke müssen wir wiederbeleben", sagt Löttge und er weiß, bei der Landesregierung stößt das Projekt auf Widerstand. Die Meiningenbrücke, die von Barth aus den Autoverkehr auf die Insel leitet, soll neu gebaut werden. Allerdings will das Land eine Eisenbahntrasse nicht finanzieren.

Die Kosten für die reine Autobrücke belaufen sich auf 20 bis 25 Millionen Euro, inklusive Bahnanbindung stiege die Summe um weitere 6 bis 8 Millionen Euro. In der "Darßer Arche", dem Info-Zentrum des Nationalparks in Wieck, hat man jedenfalls schon eine Antwort für die Zukunft gefunden: "Am 22. Oktober 2029 verließen die letzten Autos über die Meiningenbrücke den Darß", heißt es unter dem Titel "Darß autofrei!" in einem fiktiven Zeitungsartikel.

Hannoversche Allgemeine 27.09.2002
Berechtigte Zweifel - "Viel Wind im Vogelschutzgebiet" vom 19. September
Energieexperten aus Kiel und Hamburg haben vor kurzem eine Analyse der Offshore-Windenergienutzung veröffentlicht. Darin kommen sie u.a. zu folgenden Schlüssen: Die Kosten könnten die Investoren zum Weinen bringen, weil der Wartungsaufwand immens sein wird. Schwankende Leistungen im Netz müssen durch atomar oder fossil betriebene Kraftwerke ausgeglichen werden. Windrotoren können also Atomreaktoren oder konventionelle Kraftwerke nicht ersetzen. Die Experten mahnen eine ökologische Gesamtbilanz an: Der im Lebenszyklus eines Rotors zu leistende Aufwand an Entwicklung, Herstellung, Aufbau, Betrieb, Wartung, Demontage und Entsorgung muß der erbrachten Strommenge gegenübergestellt werden. Es gibt erhebliche Zweifel, ob diese Rechnung positiv ausgeht. Bleibt am Ende von der vermeintlich "umweltfreundlich" erzeugten Energie gar nichts übrig? Übrig bleibt die Fixierung der Regierung, eine Energiewende vor allem mittels Windturbinen herbeizuzaubern, und die Verfilzung von Windindustrie und Politik. Das genügt offenbar schon, um die Zweifel am Sinn der Windenergie beiseite zu schieben und geltendes EU-Recht zu mißachten. Vom SPD-Slogan, Ökonomie und Ökologie gleichwertig zu berücksichtigen, ist man Lichtjahre entfernt, wenn EU-Vogelschutz - und Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien unter den Tisch fallen, sobald wirtschaftliche Interessen ins Spiel kommen. Juist. Barbara Carp

Ostfriesen-Zeitung, 27.09.2002 (S. 9)
Verdacht auf Millionenbetrug
Korruptionsverdacht beim Windpark Fiebing: Unbekannter zeigte Ex-Gemeindedirektor an
Der Bericht des Rechnungsprüfungsamtes war nicht ausschlaggebend, so die Staatsanwaltschaft.
mai Großefehn. Berge von Akten und Geschäftsunterlagen durchforstet derzeit die Staatsanwaltschaft Aurich. In einer minutiös abgestimmten Aktion hatten am Dienstag 17 Polizisten gleichzeitig an fünf Orten, darunter auch das Haus des ehemaligen Großefehntjer Gemeindedirektors Werner Konopka, Räume durchsucht und Akten beschlagnahmt (die OZ berichtete).
Gegen den ehemaligen Verwaltungschef und den Geschäftsführer einer Windpark-Gesellschaft laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der Bestechung und Vorteilsgewährung.
Dafür hat die Staatsanwaltschaft Aurich aber noch keine Beweise. Deshalb werden die beschlagnahmten Akten und Geschäftsunterlagen genauestens geprüft. "Entweder finden wir dann einen dicken Klopper oder müssen Kleinkram zusammenbasteln." Unter den beschlagnahmten
Papieren sind Akten von der Verwaltung der Gemeinde Großefehn. Aber nicht, weil die Verwaltung unter Korruptionsverdacht steht, sondern "weil sie eine ordentliche Buchführung haben", so die
Staatsanwaltschaft.
Von welcher Größenordnung das Wirtschaftsdezernat der Staatsanwaltschaft ausgehen muss, ist unklar. "Momentan schwebt nur die Differenzsumme im Raum." Heißt: rund 1,4 Millionen Euro.
Die Geschichte: Im April diesen Jahres gab es großen Streit im Rat Großefehn. Laut einem Bericht des Rechnungsprüfungsamtes soll die Gemeinde Großefehn 1,4 Millionen Euro in den Sand gesetzt haben. Für den Bau des Windparks Fiebing habe es seinerzeit vier Investoren gegeben. Das Höchstangebot lag bei rund drei Millionen Euro. Der Verwaltungsausschuss hatte sich für ein Angebot von rund 1,6 Millionen Euro entschieden (die OZ berichtete). Also 1,4 Millionen weniger
Einnahmen.
Die damalige Begründung war für viele Ratsherren unbefriedigend: Man habe nach sachlichen Gründen gehandelt. Der meistbietende Investor habe nicht die Gutachten für den Windpark bezahlen wollen. Das Angebot wäre wie eine Art Lotto-Spiel gewesen.
Der Bericht des Rechnungsprüfungsamtes gelang durch eine Indiskretion innerhalb der Verwaltung an die Öffentlichkeit. Darin empfahlen die Prüfer des Landkreises Aurich die Nichtentlastung des Gemeindedirektors Konopka. Die Staatsanwaltschaft sagt dazu: "Dieser Bericht war nicht ausschlaggebend für das nun laufende Verfahren." Es sei eine formelle Strafanzeige bei der Polizei eingegangen. "Das war eher als die Veröffentlichung des Berichts." Der Bericht sei aber in den Akten.

Ostfriesen-Zeitung, 27.09.2002 (S. W 21)
"Bei Raketenstellung genug Platz"
Zwischenberger Interessengemeinschaft gegen den Windpark Fiebing legt Widerspruch bei der Bezirksregierung ein
Die Initiative versteht die Genehmigung der Flächennutzungsplanänderung durch den Rat Großefehn nicht.
mst Zwischenbergen. "Die schreiben sogar selber, dass von dem geplanten Windpark Fiebing Belastungen ausgehen. Aber trotzdem wurde die Flächennutzungsplanänderung für den Windpark im Rat der Gemeinde Großefehn beschlossen", heißt es bei der Interessengemeinschaft gegen den Windpark Fiebing in Zwischenbergen. Die IG hat inzwischen Widerspruch gegen die Genehmigung des Windparks bei der Bezirksregierung Weser-Ems eingelegt.
Besonders widersprüchlich erscheint der Gemeinschaft die Argumentation im Abwägungsverfahren. Der Windpark entstehe nur 400 Meter von den Wohnhäusern im Wiesmoorer Ortsteil Zwischenbergen entfernt und würde einen Wertverlust für die Häuser bedeuten, argumentiert die IG. "Besonders betroffen sind hier die in den letzten Jahren entstandenen Neubauten am Mittelweg", hieß es. Demgegenüber verneinte die Gemeinde Großefehn eine "objektive Wertminderung der Häuser in Zwischenbergen/Fiebing."
Gleichzeitig wird an anderer Stelle aber eingeräumt, dass das Landschaftsbild beeinträchtigt wird. "Die zusätzlichen Beeinträchtigungen durch die Errichtung weiterer Windenergieanlagen sich auch erheblich", heißt es im Schreiben der Gemeinde Großefehn an die IG Zwischenbergen. Beeinträchtigt würden auch die Rastplätze von Kiebitzen, wird eingeräumt. Die Nachteile sollten kompensiert werden.
Die Interessengemeinschaft gegen den Windpark Fiebing schlägt nun vor, selbigen bei der ehemaligen Raketenstellung zu planen. "Dort wäre genug Platz und keiner hätte etwas dagegen", heißt es.

Wirtschaftswoche, 27.09.02
Versicherungswirtschaft prüft Schadenshäufigkeit
Disziplinierung durch eine Instandhaltungsklausel
Nach dem Wahlsieg von Rot-Grün atmet die Branche der Windkraftanlagen-Betreiber auf. Zumindest die gesetzlichen Grundlagen, die das Überleben der alternativen Energielieferanten sichern, bleiben den Firmen erhalten. Doch scharfen Gegenwind spüren die Windparks nun aus der Richtung ihrer Versicherer. .... Unbill droht der Windbranche allerdings durch die Versicherungen. Beitragserhöhungen und verstärkte Selbstbeteiligung werden bei der Maschinenunterbrechungs- und der Maschinenbruchversicherung diskutiert und bei Neuanlagen bereits durchgesetzt. Treiber der Aktion ist, wie aus der Windkraftbranche zu hören ist, die Allianz. Vom Münchener Versicherungsriesen war hierzu allerdings keine Stellungnahme zu erhalten.
Versicherungswirtschaft prüft Schadenshäufigkeit
Nach den Beobachtungen von Ian Grimble vom Umweltkontor Renewable Energy AG, Erkelenz, werden seit drei Monaten für Neuanlagen die Prämien in beiden Versicherungskategorien um 50 bis 100 % angehoben. Grimble rechnet damit, dass die Versicherer auch die Prämien bestehender Rahmenverträge erhöhen werden, wenn ihre Laufzeiten enden.
Offensichtlich überprüft die Versicherungswirtschaft die Schadenhäufigkeit der einzelnen Hersteller und Anlagentypen. Danach sollen die Selbstbehalte in der Maschinenbruchversicherung angepasst werden. Nach Informationen des Handelsblatt wird diskutiert, die Selbstbehalte auf mindestens 10 % jeden Schadens und bis maximal 5.000 Euro je Schadensfall anzuheben. Bisher lag der Selbstbehalt bei 1.000 bis 2.000 Euro je Schadenfall.
Bei der Betriebsunterbrechungsversicherung, die bisher am dritten Tag nach Eintritt des Schadens griff, soll die Wartezeit bis zum Eintritt der Versicherung auf fünf bis maximal sogar 14 Tage je nach Hersteller und Typ der Windkraftanlage gestreckt werden. Ergänzt werden diese Pläne durch die Einführung eines Selbstbehalts von 10 % des Tagesausfalls.
Disziplinierung durch eine Instandhaltungsklausel
Schließlich will die Assekuranz die Windparkbetreiber durch die Einführung einer Instandhaltungsklausel disziplinieren. Danach müssen wesentliche Anlagenteile, wie Getriebe oder Flügel, nach 40.000 Betriebsstunden auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft und Bauteile mit begrenzter Haltbarkeit ausgewechselt werden. Dahinter steht die Erfahrung der Versicherer, dass viele Bauteile mit Auslaufen der Garantiezeit gleich zu Bruch gehen.
Zum harten Kurs der Versicherungen dürften auch die Erfahrungen mit dem 2001 in Konkurs gegangenen Anlagenkonstrukteur Frisia beigetragen haben. Von den rund 135 Frisia-Anlagen mussten 80 Maschinen, die in den neuen Bundesländern in Parks stehen, wegen Konstruktionsmängeln stillgelegt werden.
Die Commerzbank, die an der Finanzierung von Frisia-Anlagen-Windparks beteiligt war, bemüht sich nach Angaben ihres Sprechers Peter Pietsch um eine Lösung. Allerdings zeigen sich die Anlagenbauer zurückhaltend bei der Reparatur der defekten Windmühlen, um nicht eine neue Gewährleistung übernehmen zu müssen.

Ostfriesen-Zeitung, 26.09.02
Verdacht auf Korruption
Windpark Fiebing: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ehemaligen Gemeindedirektor
"Ich habe ein reines Gewissen. Da ist kein Geld geflossen", sagt Ex-Verwaltungschef Werner Konopka.
mst Großefehn. Das Haus des ehemalige Großefehntjer Gemeindedirektor und jetzige Wiesmoorer Ratsherrn Werner Konopka ist am Dienstag von der Staatsanwalt durchsucht worden. "Der Geschäftsführer eines Windparks soll Geld gegeben und ich soll es genommen haben", sagte Konopka gestern zu den Vorwürfen. Durchsucht wurden auch das Rathaus in Großefehn und die Geschäftsräume des Windparks Timmeler Kampen in Ulbargen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte gestern auf OZ-Anfrage Ermittlungen wegen Korruption und Untreue im Zusammenhang mit einem Windpark. Es seinen Unterlagen beschlagnahmt worden.
"Die haben sogar Kontoauszüge, Sparbücher und meinen PC mit Workstation mitgenommen", sagte Konopka gestern. Es gehe aber nicht um den Windpark Timmeler Kampen, sondern um den Windpark Fiebing, den es noch gar nicht gibt.
Während Konopkas Amtszeit in Großefehn hat es vor etwa anderthalb Jahren eine Auftragsvergabe gegeben. Den Auftrag hat die Gesellschaft bekommen, deren Geschäftsführer jetzt verdächtigt wird ist. Das Gebot habe um rund zwei Millionen Mark unter dem eines Mitbewerbers gelegen. Für den Zuschlag haben laut Konopka rein sachliche Argumente gesprochen und der Verwaltungsausschuss der Gemeinde habe die Auftragsvergabe einstimmig abgesegnet. "Ich habe ein reines Gewissen. Da ist nichts dran. Da ist kein Geld geflossen", sagt Konopka, der sich heute seinen Computer mit Workstation wieder von der Staatsanwaltschaft holen kann.
"Völlig an den Haaren herbeigezogen und für eine Firma eine enorme Rufschädigung" nennt der Geschäftsführer die Ermittlungen. Er habe sich einen Anwalt genommen. Von der Durchsuchung der Räume im Windpark sei er völlig überrascht worden. Er habe seinerzeit ein Angebot abgegeben und dann den Zuschlag bekommen. Die Staatsanwalt könne alle Unterlagen bekommen, "weil wir ein Interesse daran haben, die Unschuld festzustellen und auch, ob das alles so sachgerecht gemacht worden ist."
"Alle Fakten haben offen auf dem Tisch gelegen", sagt der Großefehntjer Bürgermeister Hayo Wolters. Das Verfahren sei aus den Reihen des Verwaltungsausschusses und nicht von Konopka vorgeschlagen worden. Es habe zwei Bietergruppen gegeben. In einem Fall hätte die Gemeinde die ganzen Gutachterkosten zu zahlen gehabt. "Unter dem Strich ist der Gemeinde kein Schaden entstanden."

Sächsische Zeitung 26.09.02
Nein zu Windrädern - Einwohner diskutieren über künftige Ortsgestaltung
Von Annett Kschieschan
Gödas Bürgermeister Peter Beer (Freie Wähler) war angenehm überrascht. Immerhin rund 25 Einwohner der Ortsteile Nedaschütz, Coblenz, Pietzschwitz, Kleinpraga, Dobranitz und Zischkowitz waren am Dienstagabend seiner Einladung zur Bürgerversammlung ins Nedaschützer Schloss gefolgt.
Sie waren gekommen, um über die künftige Gestaltung ihrer Heimatorte zu diskutieren. "Wir sind dabei, einen Flächennutzungs- und einen Landschaftsplan für die Gemeinde zu erarbeiten. Die Ideen der Bürger sollen frühzeitig beraten und, wenn möglich, in den Plan aufgenommen werden", erklärte Beer. Der Effektivität wegen habe man drei Informationsrunden geplant. Die Einwohner der Alt-Gemeinde Göda durften bereits vor einigen Wochen ihre Vorschläge zur Ortsgestaltung einbringen.
Die Architekten Carsten Ehrlich, zuständig für den Flächennutzungsplan, und Beate Liebstein, - sie erarbeitet den Landschaftsplan der Gemeinde - hatten Karten und Zeichnungen mitgebracht, mit deren Hilfe sich die Anwesenden einen Überblick über die Vorstellungen der Planer verschaffen konnten. Und schon beim ersten Dorf gab es Einwände. Die Idee, in Nedaschütz zusätzlich Flächen für Wohnbebauung auszuweisen, fand zwar allgemeine Zustimmung. Die dafür vorgesehenen Standorte werden nach Aussage von Beate Liebstein so jedoch nicht festgeschrieben werden können. Einer liege in einem Naturschutzgebiet, der andere tangiere eine Streuobstwiese. In Coblenz kamen die Einsprüche vor allem von den Bürgern. Die Mehrheit wünscht sich einen zusätzlichen Wohnbaustandort am Ortsende hinter dem früheren Kindergarten. Die Planer bevorzugten das Areal neben der Coblenzer Mühle.
Einigkeit herrschte beim Thema Windkraft. Der Bürgermeister hatte mit Blick auf die zurzeit im Bau befindlichen Windräder zwischen Dobranitz und Großhänchen (Gemeinde Burkau) vorgeschlagen, südlich von Dobranitz zwei weitere Standorte für Windkraftanlagen auszuweisen. Nach der Intervention der Anwesenden wurden die bereits markierten Flächen gestrichen
Die Kritik der Bürger, ebenso wie ihre Wünsche von der Möglichkeit der innerörtlichen Lückenbebauung bis zur Anpflanzung der typischen Kirschbaumalleen wurden notiert und sollen nun in die weitere Planung einfließen.

Märkische Allgemeine, 26.09.02
NATURSCHÜTZER WOLLEN GEPLANTEN WINDPARK BEI FLATOW VERHINDERN

Schweiz: Nein zur Liberalisierung des Strommarktes
Die Schweizer haben am 22. September eine von der Regierung geplante Liberalisierung des Strommarktes knapp abgelehnt. Die Gewerkschaften hatten die Volksabstimmung eingeleitet, weil sie durch die Liberalisierung höhere Strompreise und den Verlust von Arbeitsplätzen befürchteten.
Ohne Mehrheit blieben auch zwei Vorschläge für die Verwendung der nicht mehr benötigten Goldreserven des Landes in Höhe von 20 Milliarden Franken. Die Gewerkschaften wollten das Geld komplett in die Rentenkassen fließen lassen. Die Regierung hatte vorgeschlagen, lediglich die Zinsen aus den Milliarden auf Renten, Kantone und einen internationalen Hilfsfonds für Menschen in Not ("Solidaritätsstiftung") zu verteilen. Jetzt wird nach neuen Lösungen gesucht.
Überraschend deutlich stimmten die Wähler des Kantons Zürich mit fast 63% für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. - Mehr Demokratie e.V. presse@mehr-demokratie.de

RWE Net AG erhöht die Netznutzungsentgelte zum 1. Februar 2003
Dortmund 2002-09-24
URL: http://www.rwe.com/de/konzern/pressecenter/Presse.jsp?id=1631813
Die RWE Net AG, Dortmund, erhöht zum 1. Februar 2003 ihre Netznutzungsentgelte. Ausschlaggebend für diesen Schritt sind steigende Kosten für den wachsenden Bedarf an so genannter Regelenergie. Die Anhebungen werden sich zwischen 2 Prozent im Bereich der Niederspannung und 7,2 Prozent im Bereich der Höchstspannung bewegen. Auch nach der Preismaßnahme gehört RWE Net zu den Unternehmen mit den niedrigsten Netznutzungsentgelten in Deutschland , betont Dr. Wolfgang Kässer, Vorstandsvorsitzender der RWE Net AG.
Regelenergie ist erforderlich, um Differenzen zwischen Stromeinspeisung und -entnahme im Netz jederzeit ausgleichen zu können und damit eine zuverlässige Stromversorgung zu gewährleisten. Die benötigte Regelenergie wird von den jeweiligen Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland öffentlich ausgeschrieben. Auf Grund des erheblich gestiegenen Bedarfs muss RWE Net ab 1. Februar 2003 zusätzlich rund 450 Megawatt Regelenergie einkaufen.
Für den verstärkten Bedarf gibt es mehrere Ursachen: Einerseits hat sich die Qualität der Strombedarfsprognosen seitens der Stromlieferanten verschlechtert. Das vorgegebene Preismodell für die Abrechnung der Regelenergiekosten mit den Netznutzern enthält keinen monetären Anreiz für eine hohe Prognosegenauigkeit. Es eröffnet vielmehr Arbitrage-Möglichkeiten, indem Regelenergie als Ersatz für Spotmarktstrom missbraucht wird. Andererseits führt der massive Zubau von Windenergieanlagen zu einem steigenden Regelenergiebedarf. Witterungsbedingt stark schwankende Stromeinspeisungen müssen durch zusätzliche Regelenergie geglättet werden.
Die von RWE Net zum 1. Februar 2003 ermittelten Netznutzungsentgelte basieren auf den in der Verbändevereinbarung II plus fixierten Regelungen und Preis-findungsprinzipien, die am 8. Mai 2002 im Bundesanzeiger veröffentlicht worden sind.

Weser-Kurier, 19.09.02
Strom aus Europas größtem Windpark
Emden (dpa). Mit einem Knopfdruck von Bord der Borkumfähre "Ostfriesland" hat Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) gestern den größten Windpark Europas offiziell in Betrieb genommen. Die Anlage "Wybelsumer Polder" an der Ems bei Emden kostete rund 77 Millionen Euro und erzeugt mit 54 Windgeneratoren eine Gesamtleistung von 70 Megawatt. Sie gilt als Vorstufe der geplanten Offshore-Windparks in der Nordsee.
Heftige Kritik gegen den Windpark äußerte der Watten-Rat Ost-Friesland. Mit diesem Projekt verletze Deutschland die EU-Richtlinien für Vogel- und Naturschutz. Dies habe die EU-Kommission bereits im März diesen Jahres in einem Schreiben Außenminister Joschka Fischer (Grüne) mitgeteilt, hieß es in einer Mitteilung des Watten-Rats.
Gabriel sagte, es dürfe keine Eifersüchteleien unter den niedersächsischen Hafenregionen und Bremerhaven geben. "Der Kuchen ist so groß, dass alle etwas abkriegen", sagte Gabriel mit Blick auf zu erwartende Umschlagszahlen und die Versorgung künftiger Offshore-Anlagen. Niedersachsen ist bei der Windkraft Spitzenreiter in Deutschland. Anfang des Jahres gab es hier insgesamt 3051 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2427 Megawatt. Rund zehn Prozent des Strombedarfs wird so bereits umweltfreundlich abgedeckt.

Züricher Sonntagszeitung, 15.09.02
Von Endzeitstimmung kann keine Rede sein
Die Nuklearindustrie entwickelt neue Reaktortypen - mit Schweizer Beteiligung
Seite 18. Auf der vorhergehenden Seite heißt es in großer Aufmachung (farbig, fast DIN A4): "Atomkraft? Ja, bitte". Untertitel: "Die Gegner von einst sind erschöpft, dem Volk ist es egal: Klammheimlich ist in der Schweiz die Atomenergie akzeptabel geworden". Autor ist Christoph Lauener. Seltsam, kürzlich wurde in einer BUWAL-Studie noch amtlich und traumtänzerisch verkündet, die Schweiz könne aus der Kernenergie aussteigen und stattdessen bald preisgünstig (etwa zur Hälfte unserer Zwangssubvention nach EEG !!) deutschen Windstrom von der Nordsee importieren... Hatten die vielleicht gedacht, die Differenz (und die Regelkraftwerke und den Netzausbau) zahlt unser Umweltminister - von den zusätzlichen 10fach höheren Milliarden-Investitionen für WKA mal ganz abgesehen?

Effecten-Spiegel 12.09.2002 - Seite 12
Windkraftaktien unter der Lupe
Ein CDU/FDP-Erfolg dürfte negative Folgen für Windenergieaktien haben.
Wer glaubte, der Johannesburger Gipfel werde Umweltaktien neue Impulse verleihen, sieht sich schwer getäuscht. Die Weltklimakonferenz ging aus wie das "Hornberger Schießen": Die Verpflichtung der Länder zu einem stärkeren Gebrauch umweltfreundlicher Energien wie Windkraft und Sonnenenergie ist ohne die Festlegung auf konkrete Ziele ein reine Farce. Und in Deutschland könnte sich der Gegenwind für die Anbieter alternativer Energien im Falle eines Wahlsieges der Opposition von CD/CSU und FDP verschärfen.
Falls am 22. September die rot/grüne Regierungskoaltion abgewählt werden sollte, dürfte die bisherige Förderung der alternativen Energien wie z.B. Windkraft geringer werden. Politiker von Union und FDP hatten sich bereits kritisch zum windkraftfreundlichen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geäußert. Das Gesetz verpflichtet die Stromnetzbetreiber, Ökostrom einzuspeisen und mit Mindestsätzen zu vergüten.
Bisher boomte die Windkraftbranche mit Wachstumsraten bis zu 30%. In Zukunft dürfte der Sektor langsamer wachsen, wenngleich das Erneuerbare-Energien-Gesetz zunächst eine gewisse Sicherheit bietet.
Doch da der Bau von Windmühlen im Landesinnern allmählich an seine Grenzen stößt, zumal sich zunehmend Widerstand regt (Lärmbelästigung, Verschandelung der Landschaft etc.), schwebt den Betreibern vor, künftig Windenergieanlagen auf dem Wasser, ca. 30 bis 40 km von der Küste entfernt, zu errichten. Doch diese sog. Offshore-Anlagen haben ihre Tücken.
Derartige Offshore-Projekte können abgesehen von technischen Problemen in Dimensionen wachsen, die allein auf der Finanzierungsseite schnell über 1 Milliarde Euro hinausgehen. Das dürfte allerdings ein schwieriges Unterfangen werden. Zum einen lassen sich kaum noch Fonds an den Mann bringen. Zum anderen ist die Zeit für Kapitalerhöhungen oder gar Neuemissionen angesichts der Kapitalmarktschwäche denkbar ungünstig.
So berichtet z.B. 'Czerwensky intern', in der Branche sei man überzeugt, "daß in rund einem Jahr die meisten Initiatoren von Windparks in ernsten finanziellen Schwierigkeiten stecken werden". Im folgenden ein kurzer Überblick über die aktuelle Entwicklung:

Plambeck Neue Energien: Die Suche nach einem strategischen Partner zum Ausbau des internationalen Geschäfts gestaltet sich als äußerst schwierig. Auch meint man in Branchenkreisen, Plambeck werde sich der allgemeinen Entwicklung kaum entziehen können. Immerhin expandierte der Umsatz im 1. Hj. Noch um 27% auf 89,8 (70,8) Mio EUR. Allerdings stieg der Gewinn dabei nur um 9% auf 6 (5,5) Mio EUR. Im Gesamtjahr erwartet Plambeck eine deutliche Steigerung von Umsatz (2001: 206 Mio EUR) und Ergebnis (Vorsteuergewinn 2001: 20,1 Mio EUR). Große Institutionelle sollen indes lt. 'Börsen-Zeitung' mit Verkäufen im Markt sein.

Energiekontor: Der Rückzug vom Neuen Markt spricht Bände. Zwar sind im Ausland Projekte in Planung oder im Bau, doch dies verschlingt immense Kosten. So drittelte sich das Halbjahres-Ebit auf 1,03 (3,16) Mio EUR - trotz 31% Umsatzwachstum auf 29,4 (22,5) Mio EUR. Das Konzernergebnis brach auf 0,917 (2,321) Mio EUR ein.
Umweltkontor: Im traditionell schwächeren 1. Halbjahr erreichte die Gesamtleistung 47 (49) Mio EUR. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) stellte sich ein Verlust von 0,76 (0,277) Mio EUR ein. Der Nettoüberschuß betrug 1,1 (1,4) Mio EUR. Dennoch wird an dem anspruchsvollen Ziel festgehalten, Umsatz und Ergebnis im Gesamtjahr 2002 um 30 bis 50% zu steigern. Auch Umweltkontor setzt ab 2003 verstärkt auf das Ausland.

P&T Technology: Die Ergebnisprognose fürs Gesamtjahr 2002 wurde bereits halbiert: Beim Ebit werden statt 23 nur noch 11 (10,4) Mio EUR erwartet. Zudem stellt sich P&T auf 20% weniger Umsatz ein: Statt 400 will man 320 (191,5) Mio EUR umsetzen. Wegen der Verschiebung von Auslandsprojekten kann man im Q2 nicht aus den roten Zahlen. Im 1. Hj. Schwoll der Verlust (EBIT) bei 46,1 Mio EUR Umsatz (+2,4%) auf 2,5 (Vj. Gewinn 0,9) Mio EUR an. Nach Steuern entstand ein Fehlbetrag von 1,4 (Vj. Plus 0,9) Mio EUR.

Nordex: Aufgrund von Neuaufträgen geht Nordex für 2002 von 30% Umsatzplus auf eine Gesamtleistung von 460 (354) Mio EUR aus. Bereits in den ersten 9 Monaten hat Nordex bei 300 (225) Mio EUR Gesamtleistung einen Überschuß von 9 (6,4) Mio EUR erzielt.

Repower Systems: Die Gesamtleistung wuchs im 1. Hj. Um 61% auf 75,3 (46,9) Mio EUR. Dennoch mußten ein Ebit-Verlust von 0,6 Mio EUR und ein Nettofehlbetrag von 0,7 (Vj. Gewinn 0,5) Mio EUR verbucht werden. Fürs Gesamtjahr 2002 hält Repower am Wachstumsziel von über 50% und einer Ergebnissteigerung fest.
Trotz momentan z.T. noch recht günstiger Perspektiven stoßen die Windenergieaktien allmählich an ihre Wachstumsgrenzen. Dies um so mehr, wenn politisch "der Wind drehen" sollte. Daher ist es an der Zeit, hier vorsichtshalber zumindest einmal Teilausstiege bzw. Umschichtungen in andere Branchen vorzunehmen.

www.das-erste.de/plusminius, 10.09.02
http://www.br-online.de/geld/plusminus/beitrag/20020910/thema_5.html
Die Wassermassen der Elbeflut ziehen sich zurück - und zurück bleiben nicht nur Milliardenschäden, sondern auch ein handfester Streit, wie diese Schäden bezahlt werden sollen. Um es unmissverständlich klar zu machen: Für solch eine Katastrophe muss der Staat einstehen. Wenn er das nicht kann, brauchen wir ihn überhaupt nicht. Seine Bürger vor solchen Naturgewalten zu schützen, ist seine ureigenste Aufgabe.
Die politische Diskussion um das "Wie" der Behebung der Schäden zeigt aber auch schon, wie weit sich unser Staat verschuldet hat, wie wenig Spielraum er hat, um jetzt helfen zu können. Die hohe Steuerlast und die hohe Staatsverschuldung, beides entstanden in Zeiten, wo ohne Not das Geld regelrecht aus einem soziales Füllhorn über die Bevölkerung ausgegossen wurde, machen es jetzt schwer möglich, in der Not so zu reagieren, dass nicht weitere Folgeschäden eintreten: Zum Beispiel, in dem die Steuer- und Schuldenquote weiter erhöht werden. ...... Ganz im Norden der Republik hat das renommierte Kieler Weltwirtschaftsinstitut gerade seinen neuen Subventionsbericht vorgelegt, der zeigt, wohin diese Subventionspolitik führt und warum unser Land trotz hoher Steuern und Staatsverschuldung kein mehr Geld hat:
Dazu Alfred Boss vom Weltwirtschaftsinstitut Kiel:
"Nach unseren Berechnungen beträgt das Volumen der Subventionen rund 155 Milliarden Euro, das entspricht grob 35% des gesamten Steueraufkommens."
In welchen Bereichen könnte am ehesten für die Flutopfer eingespart werden:
Alfred Boss vom Weltwirtschaftsinstitut Kiel:
"Es geht meines Erachtens einmal um die Landwirtschaft, dort sind die Subventionen beträchtlich, belaufen sich auf rund 13 Milliarden Euro im Jahr. Es geht um den Sektor Wohnungsvermietung oder allgemein Wohnungswirtschaft, dort gibt es Subventionen in Höhe von etwa 33 Milliarden und es gibt den Bereich Verkehr, der mit etwa 40 Milliarden Euro subventioniert wird. Das sind Bereiche, in denen man ansetzen könnte, um ein Volumen von etwa 10 Milliarden im Jahre 2003 einzusparen."
Ein Beispiel: Das war einmal die Bahnlinie von Heidenau bei Dresden nach Altenberg ins Erzgebirge. Rund 1.500 Fahrgäste beförderte sie im Durchschnitt pro Tag und gehörte damit zu den Stecken, die ohne Zuschüsse nicht überleben konnte - wie so viele andere auch in Deutschland.
Jetzt ist sie zu 70 Prozent zerstört - weggerissen vom Regen und der Flutwelle eines Dammbruches. 100 Millionen Euro, so die groben Schätzungen, würde der Wiederaufbau kosten - und schon sind sich die lokalen Politiker und die Gewerkschaft Transnet einig: Die Bahn muss wieder gebaut werden.
Doch was verspricht uns die Regierung: Statt durch Subventionsabbau zu sparen, sollen die staatlichen Mittel für erneuerbare Energien - zum Beispiel für die Windkraft - erhöht und so noch mehr Subventionen ausgeschüttet werden. Ökonomisch wie ökologisch ein Weg in weitere Katastrophen. Ökonomisch: weil jede Subvention unnötig hohe Steuern bedeuten und die Kosten Wachstum und damit Arbeitsplätze: Und ökologisch gibt's Stahlstangenspargel gegen die Wassermassen: Wenn das alles ist, sind die nächsten Flutkatastrophen im Erzgebirge und Elbetal programmiert.
Hinweise zur Literatur, die detailliert und ausführlich die Einsparungen im Haushalt und bei Subventionen zeigen:
Karl-Bräuer-Institut des Bundes der Steuerzahler, Heft 89, ISSN 0173-3397, 1998
Zuwendungen des Bundes - ungenutztes Einsparpotential, Finanz- und Steuer-Information NR.38 des Bundes der Steuerzahler, September 1999
Kieler Diskussionsbeiträge: Subventionen in Deutschland: Quantifizierung und finanzpolitische Bewertung: Institut für Weltwirtschaft, Kiel, August 2002, ISSN 0455-0420, ISBN 3-89456-240-4, Datensatz erhältlich bei der Deutschen Bibliothek http://www.ddb.de/
Dieser Text gibt den Fernseh-Beitrag vom 10.09.02 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.

RWE-Energie-news, 10.09.02
Unrentabler Windpark Nordleda: Schadensersatzverhandlungen mit Betreiber gescheitert
Kein Schadensersatz und keinen Rückkauf: Die Kommandisten des Energiekontor-Windparks Nordleda fühlen sich geprellt und drohen jetzt mit rechtlichen Schritten. Zudem hätte Energiekontor jetzt die Kommunikation abgebrochen. Das Bremer Unternehmen bestreitet dies und steht den Klageandrohungen gelassen gegenüber, da es keine Grundlage gebe.
Dem Windparkprojektierer Energiekontor weht derzeit einer rauer Wind um die Nase: Nachdem das Unternehmen in den vergangenen Monaten zwei unrentable Windparks von den Kommanditisten zurückgekauft hat, muss es sich jetzt den Vorwurf gefallen lassen, bei den Verhandlungen über den Rückkauf eines dritten Windparks ein unakzeptables Angebot gemacht zu haben. Nach Angaben der Kläger sind in der letzten Woche auch die Verhandlungen über einen alternativen Schadensersatz gescheitert. "Nach dem letzten Gespräch, an dem alle Gesprächsteilnehmer mit ihren Rechtsanwältenteilnahmen, brach Energiekontor die Kommunikation ab. Rechtliche Schritte gegen Energiekontor können damit nicht mehr ausgeschlossen werden", kündigte der Beiratsvorsitzende Reinhard Ernst aus Diepholz an.Bei dem betroffenen Windpark Nordleda geht es um einen Windpark mit zehn Windkraftanlagen, die von weiteren 33 Anlagen eingekreist sind. Dieser Umstand sei von Energiekontor im Prospekt verschwiegen worden, monieren die Anleger. Außerdem seien zwangsläufig einige Anlagen in ein Mischgebiet verschoben worden und müssten daher nachts abgeschaltet werden. Nachdem die Anleger Energiekontor eine Mängelliste vorgelegt hatten, sagte das Unternehmen zu bei nachgewiesenen Fehlern für den quantifizierbaren Schaden einzustehen. Das anschließend vorgelegte Angebot akzeptieren die Anleger nicht.Im Juni begannen dann die Schadensersatzverhandlungen. Ein von Energiekontor angekündigtes Konzept für ein Schiedsgerichtsverfahren wurde allerdings nicht vorgelegt. Stattdessen verweigert Energiekontor jetzt jede Kommunikation. "Es muss schon ein Wunder passieren, wenn es hier noch zu einer gütlichen Lösung kommen soll", sagt Reinhard Ernst. Er schloss einen Rechtsstreit nicht mehr aus.Die Bremer Energiekontor AG bestritt hingegen, dass die Kommunikation mit den Gesellschaftern abgebrochen sei. Gleichzeitig steht das Unternehmen "den Klageandrohungen gelassen gegenüber, da es für diese keine Grundlage gibt", ist sich Bianca Frischer, Geschäftsführerin der Unternehmen ist sich Bianca Energiekontor-EK-GmbH sicher

Ostfriesen-Zeitung 10.09.2002 (S. 14)
Nur Enercon wagt sich an Megawatt - Inbetriebnahme der E-112 verzögert sich aber um sechs Wochen Zwischen den großen Herstellern hat ein Wettlauf um die größte Windenergieanlage der Welt begonnen.
sr Aurich/Magdeburg. Es ist ein gigantischer Wettbewerb. 3.0 Megawatt bietet Vestas, 3,6 Megawatt General Electric Wind Energy in Salzbergen. Nur einer bietet mehr: Enercon in Aurich. Europas größter Hersteller von Windenergieanlagen wagt sich als einziger an eine Maschine mit einer Leistung von 4,5 Megawatt heran. Die Anlage steht bereits auf dem Testgelände in Egels bei Magdeburg, ganz in der Nähe der zweiten Enercon-Produktionsstätte neben Aurich.
Eigentlich sollte sich das gigantische Windrad mit einem Rotordurchmesser von 112 Metern - daher E-112 - schon drehen. Aber kleine Probleme bei elektronischen Details haben nach Enercon-Angaben dazu geführt, dass die umfangreiche Testphase erst in rund sechs Wochen beginnen kann. Also Mitte bis Ende Oktober. Für die Inbetriebnahme kündigte Enercon eine offizielle Feier an.
Die E-112 kann sowohl an Land als auch auf See in den Offshore-Windparks eingesetzt werden. Weil sich die immensen Investitionen für die Offshore-Windparks am schnellsten bei besonders leistungsstarken Anlagen rechnen, ist die E-112 jetzt der Favorit von Firmen wie Prokon aus Leer, die schon im Jahr 2004, spätestens aber 2005 Windenergieanlagen in der Nordsee bei Borkum aufstellen wollen.
Die größte Konkurrentin der E-112 ist im Moment die GE 3.6 von General Electric Wind Energy, früher einmal bekannt unter dem Namen Tacke. Der erste Prototyp steht in Spanien und soll bald in Betrieb gehen. Die übrigen Anlagen von Herstellern wie Vestas, NEG Micon oder Nordex liegen noch bei drei Megawatt oder weniger Leistung.
(Bildunterschrift: Die größte Windenergieanlage der Welt, die E-112 von Enercon, steht.
In sechs Wochen soll sie in Betrieb gehen. Foto: Enercon

Pressemitteilung VDI
VDI mahnt verlässliches Energieprogramm an
(Düsseldorf, 21.08.2002) Einen erheblichen Verbesserungsbedarf politischer Energieprogramme sieht der VDI vor dem Hintergrund, dass sich die energie- und umweltpolitischen Rahmenbedingungen durch die Liberalisierung und die Vereinbarungen zur Minderung der CO2-Emissionen deutlich verändert haben. "Die nächste Bundesregierung steht deshalb vor der Notwendigkeit, ein langfristig konsistentes Energieprogramm mit verlässlichen Orientierungspunkten zu erarbeiten und umzusetzen.", mahnte Prof. Hubertus Christ, Präsident des VDI, am Dienstag in Düsseldorf. "Ohne ausreichende, umweltschonende und bezahlbare Energieversorgung sind Wirtschaftswachstum und Klimaschutz nicht möglich. Angesichts der weltweiten Zunahme der Nachfrage nach fossilen Energieträgern sowie des drastischen Nachholbedarfes in den Entwicklungs- und Schwellenländern darf eine Industrienation wie die Bundesrepublik Deutschland ihre Energieversorgung nicht dem Zufall überlassen."

Eine langfristig verlässliche Energiepolitik sei erforderlich, insbesondere im Hinblick auf die notwendigen Investitionen in die Energieversorgung nach 2010. Diese müsse alle Energieträger und den sparsamen Umgang mit Energie einbinden. Die finanzielle Förderung erneuerbarer Energieträger und der Kraft-Wärme-Kopplung sind ein notwendiger Beitrag zu einer umweltfreundlichen Energiebereitstellung. Die wirtschaftliche Erschließung ausreichender Potentiale bedürfe aber noch weiterer Jahrzehnte. Kohle, Öl und Gas blieben deshalb auf lange Sicht das Rückgrat der Energieversorgung. Auch die Nutzung der Kernenergie und die Forschung an neuen Konzepten seien als Beitrag für einen wirtschaftlich und sozial verträglichen Klimaschutz erforderlich. Die Aufgaben könnten nicht ohne zukunftsgerichtete Forschung und Entwicklung im Kraftwerksbereich und bei den erneuerbaren Energien sowie bei der effizienten Anwendung von Energie gelöst werden. Mit großer Sorge sehe der VDI deshalb den Mangel an Nachwuchs in der Energietechnik und den fortschreitenden Abbau der Energieforschung an den deutschen Hochschulen. "Hier ist die nächste Bundesregierung mit einem schlüssigen Gesamtkonzept gefordert, schnell positive Signale zur Trendwende zu setzen und ihre Verantwortung für eine Vorsorgepolitik wahrzunehmen, bevor der Fadenriss eintritt und damit auch Exportchancen der deutschen Industrie verloren gehen.", so Christ. - www.vdi.de/presse

Der Landbote /CH, 06.09.02
ILLNAU-EFFRETIKON:
PODIUM ZUM NEUEN ELEKTRIZITÄTSMARKTGESETZ VOR WENIG PUBLIKUM
Energiegeladene Stromdebatte
Engpässe in der Stromversorgung oder Chance für Ökostrom? Über das neue Elektrizitätsmarktgesetz ist an einer öffentlichen Veranstaltung der Grünen Illnau-Effretikon energiegeladen diskutiert worden.
OLIVER GRAF
Die Abstimmung am 22. September über das neue Elektrizitätsmarktgesetz (EMG) ist eine komplizierte, aber sehr wichtige Vorlage, wie Esther Hildebrand, Präsidentin der Grünen Illnau-Effretikon zur Eröffnung der öffentlichen Veranstaltung "EMG - Kurzschluss oder Fairplay?" sagte. In der Folge entwickelte sich auf dem Podium denn auch eine hitzige Diskussion. Die Kantonsräte Dorothée Jaun (sp) und Daniel Vischer (grüne) sprachen sich vehement gegen das Gesetz aus, während Alfred Bürkler und Robert Horbaty als Vertreter von Elektrizitätsgesellschaften für ein Ja warben. Die Vorlage vermochte jedoch die Öffentlichkeit nicht zu mobilisieren; im Birchsaal fanden sich am Mittwochabend knapp 20 Interessierte ein.
Robert Horbaty, Sekretär der sich für die Nutzung von Windenergie einsetzenden Fachvereinigung "suisse eole", hob vor allem die Wahlfreiheit als Vorteil des EMG hervor. Damit sei die "atomare Zwangsernährung vorbei", die Stromkonsumenten könnten selber bestimmen, welche Produktionsart sie beziehen werden. Auch für Alfred Bürkler, Geschäftsführer "Swisspower", ist diese Wahlmöglichkeit über die Art und Herkunft des Stroms einer der wichtigsten Vorteile des EMG. Zudem werde auch Transparenz geschaffen, indem klar ersichtlich werde, wie viel die Produktion, die Durchleitung und die Abgaben an die Gemeinden wirklich ausmachen. "Es werden sich auf dem offenen Strommarkt nur einige Grossproduzenten durchsetzen", erwiderte Daniel Vischer, der an Stelle des Monopols bloss ein Oligopol erwartet. Dorothée Jaun verwies auf Schweden, wo von den ursprünglich 150 Unternehmen nur noch drei grosse Betriebe bestehen. "Und die Strompreise sind, nachdem sie zwischenzeitlich gefallen sind, nun zehn Prozent höher als vor der Marktöffnung."
"Kunden werden langfristig leiden"
Jaun und Vischer äusserten mehrmals die Befürchtung, dass bei einer Annahme des neuen Gesetzes die Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleistet sei. "In den kommenden fünf, sechs Jahren wird sich zwar nichts ändern", so Dorothée Jaun. Aber langfristig werden die "Versorgungssicherheit" und die "gerechte Behandlung der Kunden" unter der Marktöffnung leiden. Auch Daniel Vischer glaubt, dass Befürchtungen über mögliche Engpässe, wie sie in Kalifornien vorgekommen sind, "nicht so abwegig" seien. Robert Horbaty konterte, dass mit dem EMG erstmals auf eidgenössischer Ebene die Versorgungssicherheit festgeschrieben werde. Alfred Bürkler ergänzte, dass das neue Gesetz eine Liberalisierung bei den Stromproduzenten bringe, die Infrastruktur davon jedoch nicht betroffen sei. "Das Netz wird weiterhin gut unterhalten, davon bin ich überzeugt."
Entlassungen befürchtet
Dies glaubt Dorothée Jaun nicht und verwies erneut auf Schweden: "Die Hälfte der technischen Facharbeiter sind nach der Marktöffnung entlassen worden - um beim Netzunterhalt zu sparen." Dies angesichts des entstehenden Preisdrucks sowie neu anfallenden Kosten (etwa Marketing). "Wenn der Strom billiger wird, wo wird dann gespart, wenn nicht beim Personal?", fragte auch der Illnau-Effretiker CVP-Gemeinderat Klaus Gersbach gegen Ende der Veranstaltung, als Moderator Marco Lier, Redaktor "Zürcher Oberländer" die Diskussion auf das Publikum ausgedehnt hatte. Beim Netzunterhalt lassen sich, ohne Sicherheitsverlust, mit technischen oder konzeptionellen Anpassungen Einsparungen erzielen, antwortete Alfred Bürkler. "Und bei den Stromproduzenten ist nicht das Personal der grosse Kostenfaktor, sondern die Zinsbelastung, die Amortisation der Anlagen."
"Eine Chance für den Ökostrom"
"Das EMG ist eine Chance für den Ökostrom", glaubt Horbaty. Dessen Anteil werde steigen, während es der Atomstrom immer schwieriger haben werde. Das Gesetz gibt Stromproduzenten, welche neue, erneuerbare Energiequellen (Wind, Sonne) nutzen, einen Startvorteil: Während zehn Jahren fallen für sie keine Durchleitungskosten an. "Das ist ein Zückerchen", so Vischer, "keine wirkliche Hilfe für den Ökostrom." Die Beschränkung auf nur zehn Jahre verhindere es, dass sich wirklich viele Investoren finden werden, die in diesem Bereich tätig werden. "Wegen einem Zückerchen stimme ich einem schlechten Gesetz nicht zu." Vischer hofft - wie auch Jaun - auf ein Nein, um danach ein "besseres Gesetz" zu erarbeiten. Für Horbaty ist dies nach den langen Debatten im Parlament illusorisch. "Der Markt wird sich bei einer Ablehnung des EMG einfach selber regulieren." Das bedeute, dass für Grosskunden eine Liberalisierung erfolge, während sich für Privatkunden und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nichts ändere. "Diese profitieren vom EMG ja ohnehin nicht", entgegnete Jaun, was die Gegenseite gleich wieder in Abrede stellte.

ältere Artikel