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05.07. - 10.07.01

Allgemeine Zeitung, 10.07.2001
Landschaft ohne jeden Wert?
Nies übt Kritik an Gutachten zum Hochplateau / Streit um „erste Reihe“
SCH. OBER-FLÖRSHEIM –  In seiner jüngsten Sitzung beriet der Ober-Flörsheimer Gemeinderat zunächst über die Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplans Rheinhessen-Nahe. Verbandsgemeinde-Bürgermeister Görisch wies darauf hin, dass wegen der günstigen Verkehrslage ein Grundzentrum Ober-Flörsheim/Flomborn sinnvoll sei, um die raumbedeutende Entwicklung im ländlichen Raum zu fördern.
Bei der Diskussion stimmte man überein, dass aufgrund des geringen Bedarfs an Gewerbeansiedlungen der Schwerpunkt auf der Schaffung von Wohnraum in der Gemeinde liegen soll. Weiterhin soll die im Raumordnungsplan vorgesehene Vorbehaltsfläche für Windkraftanlagen auf die derzeit diskutierte Fläche begrenzt werden.
Zentraler Punkt der Tagesordnung war die Stellungnahme des Gemeinderats zum raumordnerischen Verfahren für die geplanten Windräder. Der Erste Beigeordnete Willi Nies kritisierte, dass das von Windkraftbetreiber JuWi bei der Firma Jestaedt und Partner in Auftrag gegebene Umweltverträglichkeitsgutachten das Hochplateau als eine ökologisch völlig wertlose Landschaft darstellte, die ohne jeglichen Erholungswert sei. Im übrigen messen Fachleute dem fraglichen Gebiet eine hohe Bedeutung auf Grund des Vorkommens seltener Vogelarten bei. Ein ausstehendes Vogelgutachten sei entscheidend für die Realisierung des Plans.
Anschließend unterbreitete Verbandsgemeinde-Bürgermeister Görisch die Stellungnahme des Verbandsgemeinderats, wonach die Vorbehaltsfläche für Windnutzung auf die Fläche der ursprünglich vorgesehenen zwölf Anlagen beschränkt bleiben solle. Die aus drei Anlagen bestehende erste Reihe sei wegen der Nähe zur Wohnbebauung wegzulassen. Dies mache den Windpark für den Betreiber nicht weniger wirtschaftlich. Auch die Nachbargemeinden Flomborn und Eppelsheim forderten mehr Abstand zur Ortslage.
Dieser Argumentation schloss sich der Gemeinderat nicht an. Er besteht weiterhin auf der Errichtung von 14 Windkraftanlagen. In der Diskussion wurde Übereinstimmung darüber erzielt, dass es in erster Linie darum gehe, möglichst viel Geld aus dem Projekt herauszuholen. Der Landschaftseingriff sei so erheblich, dass es auf die Anzahl der Windräder gar nicht mehr ankomme. Die erste Reihe Windkraftanlagen sei notwendig, da ansonsten der vorhandene Betonweg nicht neu ausgebaut werde. Die dabei anfallenden Kosten von 300 000 Mark wolle die Firma JuWi übernehmen.
Görisch stellte nunmehr fest, dass der Abstand zum Ort kein entscheidendes Kriterium für den Gemeinderat sei. Beigeordneter Nies bemängelte die Praxis der Firma JuWi, die beim Erwerb der Ausgleichsflächen vollendete Tatsachen habe schaffen wollen. Statt die von der Gemeinde vorgeschlagene zusammenhängende Fläche in der Gemarkung Ober-Flörsheim habe sie auch andere Grundstücke in den Gemarkungen Flomborn, Gundersheim, Mauchenheim und Offenheim erworben. Verbandsbürgermeister Görisch wies darauf hin, die Ausgleichsfläche könne auch außerhalb der Gemarkung liegen, außerdem sei eine finanzielle Abgeltung an das Land Rheinland-Pfalz möglich. Er fügte außerdem an, dass erst nach erfolgter Baugenehmigung die Festlegung der Ausgleichsflächen erfolgen könne. Da noch keine Entscheidung vorliege, seien die bisherigen Käufe der Firma JuWi unternehmerisches Risiko.
Unmittelbar vor der Abstimmung betonte Willi Nies, das für die Gemeinde Ober-Flörsheim allein entscheidende Kriterium sei das zu erwartende Geld. Bei der Abstimmung sprach sich der Gemeinderat bei zwei Gegenstimmen dafür aus, eine positive Stellungnahme für einen Windpark mit 14 Anlagen abzugeben.
Der Begrünungsplan im Neubaugebiet Wasserriß soll noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden. Einstimmig wurde in diesem Zusammenhang beschlossen, eine öffentliche Ausschreibung durch die Verbandsgemeinde einzuleiten, um in den Genuss von Fördermitteln zu kommen.

RHEINPFALZ, 05.07.2001
Windkraft umstritten

RHEINPFALZ, 06.07.01 (gedruckte Ausgabe)
STETTEN. Mit einstimmiger Ablehnung reagierte der Gemeinderat Dienstagabend auf den geplanten Bau eines Windparks in Ober-Flörsheim. Habe man bisher darauf geachtet, nur ein Minimum an Windrädern in der Umgebung zu akzeptieren, nehme die Entwicklung jetzt überhand, erklärte Ortsbürgermeister Edwin Henn, nachdem er darauf hingewiesen hatte, dass zum Raumordnungsverfahren für den Bau der 15 Windkraftanlagen bei Ober-Flörsheim die Gemeinde eine Stellungnahme abzugeben habe. Aus den Reihen des Rates wurde die Verschandelung der Landschaft ebenso kritisiert wie die Einschränkung der Lebensqualität im Dorf, zumal sechs der Windräder direkt an Stetter Gemarkung grenzen würden, die Entfernung zur Ortsbebauung nur 1.700 Meter betrage. Einig war man sich, eine schriftliche Stellungnahme mit Begründung aller Bedenken abzugeben.(Auch bei RHEINPFALZ ONLINE)

Allgemeine Zeitung, 05.07.2001
Direkt gefragt Lebensraum wird zerstört
kis. – Bei Flomborn und Ober-Flörsheim stehen zurzeit 16 Windräder, 14 weitere sind geplant. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU), Ortsgruppe Alzey und Umgebung, hat jedoch größte Bedenken. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden der Alzeyer Ortsgruppe, Lothar Heitz.

AZ: Herr Heitz, der NABU befürwortet ja grundsätzlich die Nutzung regenerativer Energie. Warum hat er sich dennoch klar gegen die Privilegierung beim Bau von Windkraftanlagen ausgesprochen?

Lothar Heitz: Wenn Bauvorhaben privilegiert werden, gibt das den Gemeinden die Möglichkeit, zusätzliche Flächen auszuweisen, auch wenn es gegen Naturinteressen verstößt.

AZ: Wie zum Beispiel im Bereich Flomborn/Ober-Flörsheim?

Lothar Heitz: Dieses Areal ist das größte Mausergebiet für Rohr- und Wiesenweihen. Zusätzlich ist diese Fläche ein Sammelgebiet für Kiebitze und Goldregenpfeiffer im Zug nach oder von Süden. Seit die Windräder stehen, hält sich dort keine einzige Weihe mehr auf. Die Vögel haben sich jetzt auf die Fläche zurückgezogen, auf der die nächsten Anlagen geplant sind.
AZ: Und wenn dieses Gebiet auch zugebaut wird?

Lothar Heitz: Dann werden die Vögel wohl aus der Region verschwinden. So zerstören wir wieder Lebensraum für ein oder zwei Arten. Weihen, Goldregenpfeiffer und Wachteln stehen auf der Roten Liste, sind also vom Aussterben bedroht.
AZ: Warum lassen sich die Tiere so von den Anlagen stören?

Lothar Heitz: Die Vögel verlieren wohl die Orientierung, geraten auch in Stress. Früher haben wir zum Beispiel jährlich 15 Kranichüberflüge gezählt – im letzten Herbst nur noch einen.

AZ: Welche Auswirkungen haben die Anlagen ihrer Meinung nach noch auf die Region?

Lothar Heitz: Der sich immer weiter ausdehnende Wildwuchs von Windkraftanlagen in Rheinhessen und der Pfalz zerstört zudem das Landschaftsbild und mindert die Lebensqualität der Bewohner dieser Gebiete. Hier ist auch ein Umdenken der Politiker gefragt, die doch so gerne bei Weinfesten et cetera Rheinhessen als deutsche Toskana bezeichnen. Nur die Gäste werden in Zukunft ausbleiben. Das Interesse der Planer und Betreiber von Windkraftanlagen liegt nach unserer Meinung in der eigenen Gewinnmaximierung und nicht in der Schonung von Natur und Umwelt.

Allgemeine Zeitung, 05.07.2001
Gegen weitere Windkraftanlage
Rat Gundersheim nicht einverstanden
axg. GUNDERSHEIM –
Rainer Daum (SPD) und Karl-Heinz Räder (CDU) äußerten sich ebenfalls positiv über den Haushaltsplan. Man könne „optimistisch in die Zukunft blicken“, so Räder. Eine negative Stellungnahme wird die Gemeinde im Zusammenhang mit dem Raumordnungsverfahren für einen geplanten Windpark in der Gemarkung Ober-Flörsheim abgeben.
Dies beschlossen die Fraktionen einstimmig. Es handele es sich dabei, laut Straus, um eine zahlenmäßige Erweiterung der Windräder um 14 Stück, wobei das Kabel zur Stromeinspeisung durch die Ortsgemeinde geführt werden müsse. Beide Fraktionen sprachen sich gegen die Erweiterung aus und befürchteten eine Bedrohung des Naturschutzgebietes „Im Rosengarten“, sowie eine Herabwertung der Kulturlandschaft. „Das ist gerade in der Zeit des Tourismus kontraproduktiv“, sagte Räder. Daum stimmte zu: „Die Anzahl der Windräder derzeit ist ausreichend. Wir sind nicht dafür." Auch Straus sah die Erweiterung „mit Sorge um das Landschaftsbild" und war für eine negative Stellungnahme.

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