"Donnersberger Idylle"

Glaubt man dem "Umweltjournal Rheinland-Pfalz", dem Organ das Mainzer Umwelt-Ministeriums, Heft 30 vom Juni 2001, so ist im Donnersbergkreis die heile Welt der
Windkraft Wahrheit geworden: Ein Artikel "Der Donnersbergkreis nutzt den Wind"
unterzeichnet mit "Donnersberger Energie Konzept", eine Einrichtung der Kreisverwaltung, behauptet, es bestehe ein breiter Konsens zwischen Behörden und Landespflegeverbänden
bzw. dem Landespflegebeirat. Die Umweltziele des Kyoto-Protokolls übertrifft man nach diesem Artikel bei weitem: Mit über 30 Windrädern decken die Kreisbürger angeblich mehr als die Hälfte ihres Strombedarfs mit sogenannter "sauberer Energie".

Mit der realen Situation hat diese Idylle aber wenig zu tun. Schon früh drängten verschiedene Landespflegeverbände auf eine Beschränkung der Windkraftstandorte auf höchstens vier im Kreis. Die Kreisverwaltung diktierte acht mit 36 Anlagen. Heute sind es schon mindestens neun Standorte, und die Begrenzung der Anlagenzahl wird auch schon aufgeweicht. Jetzt bereits ist der Kreis mit all den zusätzlichen monströsen Windrad-Monokulturen an seinen Grenzen auf dem besten Wege, sich zu einer Windradwüste zu entwickeln. Die Subventionsjäger der Windlobby versuchen ständig, überall weitere Anlagen zu errichten: Weder nationale noch EU-Schutzgebtete für Tier- und Pflanzenwelt sind ihnen ein Tabu.

Bei alledem führt der Artikel immer noch das Schildbürger-Argument ins Feld, wieviel der Haushalte des Kreises man durch seine 30 Windräder mit Strom versorge. Das Argument offenbart als Hintergrund der propagierten Donnersberger Idylle pubertäre Autarkieträume, wobei es doch nur um eine Pseudo-Autarkie geht. In den Wahlkampf zog man mit dem Slogan, der Donnersbergkreis sei ein Gebiet, wo man "leben und arbeiten" könne. An ihrem Arbeitsplatz brauchen die Bürger aber auch Strom und zwar viermal mehr als im Haushalt. Nach einer im Auftrag des Wirtschaftsministeriums durch die Uni Kaiserslautern im Frühjahr durchgeführten Studie erzeugt die Windkraft in Rheinland-Pfalz gegenwärtig theoretisch 1,3% des hier verbrauchten Stroms, d. h. auf den Donnersbergkreis bezogen, sie versorgt - vorausgesetzt, der Wind weht gerade - von über 78.000 Einwohnern ca. 1.000, nicht einmal ein Achtel nur der Einwohnerschaft der Kreisstadt Kirchheimbolanden.

Für den Klima- und Umweltschutz bedeuten derartige Aktivitäten: Auf Bundesebene ist der CO2-Ausstoß trotz 10.000 Windrädern laut Umweltministerium nicht, wie lauthals vorausgesagt, gefallen, sondern gestiegen, und die Atomkraftwerke verkaufen 4% mehr Strom! Für solche Flops verdirbt man auch im Donnersbergkreis mit immer neuen Windparks ringsum und innerhalb den Bürgern Heimat und Landschaft, ihren Lebensraum, so daß, wenn der Unsinn nicht bald aufhört, am Ende man hier niemandem weder "zu arbeiten noch zu leben" zumuten kann.

Bei der Suche nach neuen Energiearten kommt es darauf an, produktive und zuverlässige Formen zu fördern, die zugleich die Umwelt und die Landschaft schonen, nicht wie die Windkraft wegen ihrer Ineffizienz einen Landschafts-Gau herbeiführen und immer noch, bezogen auf den Gesamtbedarf, keine nennenswerte und verläßliche Menge Strom liefern.

Roland Ruffini

Kircheimbolanden, 21.08.2001