siehe auch: Nordsee

Diskussion über Offshore-Parks: Mit dem Schiff "Beluga" steuert Greenpeace die ostfriesischen Inseln und Sylt an. Die Umweltschützer wollen die Bevölkerung und die Touristen über die in der Nordsee geplanten Offshore-Windparks informieren. Planer, Hersteller und auch Vertreter der zuständigen Genehmigungsbehörden werden an den Veranstaltungen teilnehmen. Die erste Veranstaltung findet am Freitag, 8. Juni, um 14 Uhr in der Schiffshalle auf dem Burkana-Hafen-Gelände auf Borkum statt.
Ostfriesen-Zeitung 02.06.2001, S. 10

Anmerkung: Auf der BELUGA, die damals in Norddeich lag, lernte ich vor mehr als 15 Jahren Monika Griefahn kennen, damals Greenpeace-"Aktivistin". Auf meine Frage, warum es Greenpeace nicht schaffe, die Gefährdung des Wattenmeeres öffentlich zu vertreten und warum Greenpeace offensichtlich eiliges und zudem fehlerhaftes Material zum Brutvogelschutz verbreite (nach Greenpeace war damals der Eissturmvogel als Brutvogel im Watt gefährdet, der hier aber nur als seltener verdrifteter Irrgast erscheint), explodierte sie vor Publikum und raunzte mich an, ich solle mich man lieber um den Weltpark Antarktis kümmern, der sei wichtiger. Auf meine Entgegnung, dass dieser schon wegen der Entfernung ausserhalb meines Einflussbereiches läge, hatte ich die Lacher auf meiner Seite. Nun wird Greenpeace Deutschland mit seinem Propagandaschiff den Zubau der südlichen Nordsee mit mindestens 140 m hohen Rotoren propagieren, aus "Klimaschutzgründen". Der Gründer MacTaggart setzte sich noch für den Meeresnaturschutz ein. Das haben seine Epigonen in Hamburg wohl vergessen. Die sitzen mit Planern und Genehmigungsbehören im wahrsten Sinne des Wortes "in einem Boot". Wie sich die Zeiten ändern! M.K.
(Quelle: Naturstrom Euphorie) 

Die Nordsee dreht durch... Mehr Watt im Wattenmeer... Leserbrief von Jochen Schmidt, lesen bei Naturstrom Euphorie

die tageszeitung (taz), Ausgabe Bremen, 27.12.2000
Windkraft: das große Flattern in der Nordsee
Windkraft an Land ist tot - es lebe die Windkraft auf See! Planungen von Off-shore Windkraftanlagen boomen an der deutschen Küste / Ob diese ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll sind - diese Antwort weiß ganz allein der Wind - Zum vollständigen Artikel
"Windparks auf See sind ein sicheres Geschäft", zumindest darüber ist sich Heinrich Duden, Planer von Windkraftanlagen auf hoher See bei der Bremer Firma Energiekontor, sicher. Über 400 Stahlgiganten von etwa 100 Meter Nabenhöhe und 110 Meter Rotorendurchmesser mit einer Energieleistung von je 2,5 Megawatt will er vor die ostfriesische Nordseeinsel Borkum und in die Wesermündung pflanzen. Für die Leeraner Windanlagen-Planer Prokon sind das Peanuts. Prokon kalkuliert mit über 200 Anlagen mit doppelter Leistung ebenfalls vor Borkum.
Diese Anlagen gibt es zur Zeit nur in Form von zwei unbrauchbaren Versuchsmühlen. Laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSA) in Hamburg liegen acht Anträge für Windparks zwischen 200 und 600 Rotoren allein für die Nordsee außerhalb der Zwölf-Meilenzone vor. Projektplanungen gibt es aber weit mehr. Dagegen warnt das Bundesamt für Naturschutz (BfN): "Da wird vor die gesamte Nordseeküste eine Barriere von Windmühlen gesetzt", so BfN-Mitarbeiter Thomas Merk.
Die Gründe für den "Windrausch" liegen auf der Hand: "Hohe Leistungsdichte, effiziente Stromausbeute, bei gleicher Fläche größere Maschinen, das bedeutet mehr Strom als an Land", erklärt Duden vom Energiekontor. Argumente gegen Windanlagen an Land - zu hoher Landschaftsverbrauch, zu hohe Lärmbelastung, Zerstörung des Landschaftsbildes, zu wenig Effizienz - entfallen weitgehend auf See, meint Duden. "Off-shore-Windkraft ist ein Baustein, der unsere Energieprobleme der Zukunft lösen kann", meint auch Prokon-Geschäftsführer Ingo de Buhr aus Leer. Beide liefern sich 45 Kilometer vor Borkum ein Wettrennen um den ersten deutschen Off-shore-Windpark.
"Unser zukünftiges Energiekonzept setzt auf drei Dinge: Energiesparen, bessere Energienutzung und Förderung der regenerativen Energieproduktion", gibt die grüne Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, die Auricherin Gila Altmann, Rückendeckung. Und weiter: "Wer für den Ausstieg aus der Atomenergie ist, der muss klar sagen, woher der Strom für unsere industriell hochentwickelte Gesellschaft kommen soll." Trotz des Scheiterns der Haager Umweltkonferenz im November hofft Altmann auf die Reduzierung der Kohlenmonoxid-Emission in Deutschland. Immerhin spart ein Windpark von 200 Zwei-Megawatt-Anlagen jährlich sieben Millionen Tonnen des Ozonkillers.
Eine andere Rechnung geht dagegen nicht auf. Anfangs frohlockten die Betreiber, ein Off-shore Windpark mit 200 Anlagen von 4,5 Megawatt-Maschinen ersetze ein Atomkraftwerk. Dabei gehen die kühnen Rechner von der tatsächlichen Leistung eines AKWs aus (70 Prozent seiner installierten Leistung), nehmen aber den Wert der installierten Leistung des Off-shore Windparkes. Tatsächlich produzieren die Meeresmühlen nur knapp 30 Prozent.
Nach Inkrafttreten des Erneuerbare-Energie-Gesetzes im April 2000 ist Windenergie politisch gewollt und wird mit einem garantierten Festabnahmepreis von 17,8 Pfennig pro Kilowattstunde subventioniert. Trotz aller Energiespar-Appelle und einem von Experten geschätzten Energieeinsparungspotenzial von fast 40 Prozent steigt in Deutschland der jährliche Stromverbrauch und der Strompreis. Zur Zeit macht Windenergie in Deutschland knapp zwei Prozent der gesamten Energieproduktion aus. Bis 2010 soll der Windanteil auf sechs Prozent gepuscht werden. Ohne Off-shore Anlagen ist das nicht zu schaffen. Zum Vergleich: Dänemark will bis 2030 die Hälfte seines Stromaufkommens durch Off-shore Anlagen decken.
Die Planung von Off-shore Windkraft in Deutschland bedeutet technisches, biologisches, nautisches und ökonomisches Neuland. Zwar exportiert die Bremer Firma AN Windenergie gerade 20 Zwei-Megawatt-Windmühlen nach Dänemark für einen Off-shore-Park vor Kopenhagen. Die zur Zeit meist installierten Anlagen leisten 1,8 Megawatt. Stärkere Anlagen sind entweder in Prototypen in der Testphase oder drehen sich in den Träumen leidenschaftlicher Ingenieure. "Allein der Transport dieser Mühlen ist eine technische Herausforderung", meint Henry Seifert vom Deutschen Institut für Windkraft in Wilhelmshaven.
Alle technischen Fragen von Montage bis Transport von Fünf-Megawatt-Mühlen sind offen. Interpretiert man Aloys Wobben, den Chef von Deutschlands größtem Windanlagenbauer Enercon in Aurich richtig, dann wird sich in der Jade 2002 ein Prototyp einer 4,5 Megawatt-Anlage dehen und 2003 die ersten zwölf Pilotmühlen vor Borkum. Allerdings hält sich Enercon mit detaillierten Auskünften gegenüber der taz bedeckt. Zufällig decken sich die Pläne der Mühlenbauer mit dem Antrag von Windparkplaner Prokon auf einen Pilotpark von zwölf Anlagen vor Borkum. Eine Windehe?
Das Bremer Energiekontor möchte mit mindestens 160 2,5-Megawatt-Anlagen ebenfalls vor Borkum beginnen. "Eine Pilotanlage baut man, um relevante Daten über die Auswirkungen solcher Parks zu bekommen. Je kleiner ich eine Pilotanlage baue, desto weniger Aussagekraft haben die Forschungsergebnisse", stichelt Duden vom Energiekontor. Duden spart sich Feldforschung vorab. Anders dagegen Prokon. In ihrem Auftrag schippern renommierte Institute vor Borkum und sammeln Grundlagendaten über die Meeresfauna. Diese Daten sind eigentlich für die Genehmigung eines Windparks auf See unerlässlich. Es gibt sie aber in der notwendigen Breite nicht.
"Ein Witz. Es gibt keine Raumplanung für die Nordsee", schimpft Nadia Ziebarth von der Aktionskonferenz Nordsee (AKN). "Kein Windpark ohne vorherige Grundlagenforschung", fordern zwar Naturschutzverbände wie WWF oder Greenpeace. Doch die Umweltverbände sind sich nicht einig. Sven Teske von Greenpeace: "Wir setzen auf Windanlagen in der Nordsee."
"Wir können als Behörde die Grundlagenforschungen in dem notwendigen Umfang aus Kostengründen gar nicht machen", befürchtet Thomas Merk vom Bundesamt für Naturschutz. So hat Betreiber Prokon selbst Forscherteams auf See geschickt. Die sammeln die Daten, die die Voraussetzung für die Genehmigung ihrer eigenen Windparks sind. "Unmöglich", schimpft Ziebarth von der Bremer Aktionskonferenz.
Zu untersuchen gibt es eine Menge. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Windmühlen eine erhebliche Beeinträchtigung der Natur zur Folge haben", so Merk vom Bundesamt für Naturschutz. Werden die jährlich etwa zehn Millionen Zugvögel von den Riesenmühlen abgeschreckt? Wie reagieren die hier lebenden Vögel auf die Mühlenbarriere? Macht der Schall und die Vibration, die tief in den Meeresboden übertragen werden, Fische und Meeresäuger orientierungslos? Verschwinden die ohnehin lichten Fischschwärme? Nichts genaues weiß man nicht.
Dirk Sander aus Neßmersiel, Sprecher der 110 Küstenfischer an der ostfriesischen Küste, krempelt die Ärmel auf: "Was fällt euch eigentlich ein", ging er Prokon auf einer Veranstaltung in Aurich an. "Wie kommt ihr dazu, uns unsere Fischgründe wegzunehmen", schimpfte der Fischer. Den Fischern droht in der Tat Übles. In den Windparks ist Fischen verboten. Immerhin belegt ein Windpark mit 200 Mühlen 100 Quadratkilometer.
"Was ist für die Fischer wichtig, Fläche oder Fisch", hält Ingo de Buhr dagegen. "Nach unseren Untersuchungen fischen die Küstenfischer gar nicht in unserem Planungsgebiet", behauptet der Leeraner Windparkplaner. Dirk Sander: "Natürlich sind wir da. Wer weiß heute schon, wer alles wie viele Windparks auf See bauen will. Jeder Park ist eine Gefahr für unsere Sicherheit."
Damit berührt Sander ein heikles Thema. Für die Sicherheit und den Seeschiffsverkehr an der ostfriesischen Küste ist die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord-West in Aurich zuständig. "Der Schiffsverkehr darf nicht beeinträchtigt werden", heißt es aus Aurich. Immerhin verlaufen vor der niedersächsischen Küste zwei der befahrensten Verkehrstrennungsgebiete der Welt mit 60.000 Schiffsbewegungen pro Jahr. Zwar hat eine interministerielle Arbeitsgruppe einen Abstand zwischen Windparks und Wasserstraßen von zwei Seemeilen festgelegt. Das sei aber zu wenig, meint die Bundeswehr. "Die geplanten Windparks sind eine Bedrohung für die Schifffahrt und provozieren Ölkatastrophen vor der Küste", gutachtete Fregattenkapitän Holger Nikoleisen für die Wehrbereichsverwaltung in Hannover (vgl. taz vom 6.12.2000). All dies sollte eigentlich durch eine Studie des Germanischen Lloyd schon längst geklärt sein. Ist es aber nicht. Nach Aussage des Lloyd wird die Studie erst Anfang 2001 vorliegen.
Auch die Inseln schimpfen mit den Off-Shore-Planern. "Unvorstellbar, dass unsere Gäste statt des Sonnenuntergangs am weiten Horizont plötzlich eine Kette von Windmühlen anstarren müssen", wettert Ludwig Salverius, stellvertretender Stadtdirektor von Norderney. Drei Milliarden Mark will sich Prokon den endgültigen Ausbau seines Parkes kosten lassen. Sollte die Nordsee als Stromproduzent erschlossen werden, dann bahnt sich hier die größte zivile Projektinvestition der Nachkriegszeit an. Für die kleinen und mittleren Planerfirmen eine Nummer zu groß, vermuten Branchenkenner. Große Stromkonzerne halten sich mit Beteiligungen an dem Energie-Projekt noch zurück. Zu unsicher sind die technischen und rechtlichen Grundlagen. "Wir engagieren uns nicht, wir beobachten nur", teilt ein Sprecher des Stromriesen e-on lapidar der taz mit. Schlucken können sie den Seewind ja auch später noch.

TAZ-Bericht Thomas Schumacher


Alle Gedanken und Überlegungen zu alternativen oder erneuerbaren Energien sind positiv und anerkennenswert, wenn es um den Schutz und die Gesundheit der Menschen, der Natur und der Landschaft geht. So sind auch alle Diskussionen, gleich ob sie sachlich, fachlich, emotional oder bewusst, ob für oder gegen geführt werden, zu würdigen, da sie dazu dienen, den richtigen Weg, die Wahrheit für eine pragmatische Lösung zu finden.

Nun sehen die Bewohner der norddeutschen Küstengebiete, von Emden bis Rügen, dass ihr Heimatbild, ihre Landschaft und Natur sich jetzt und für die Zukunft, bei allem Wohlwollen für alternative Energien, durch den Bau von tausenden von Windkraftanlagen so rigoros deformiert, wie man es vorher nie geahnt hätte. Und da liegen einzig und allein die großen Widersprüche. Denn die Bewohner lieben ihre Heimat, so wie sie sie seit Jahrzehnten (und darüber hinaus) kennen.

Wo steht geschrieben, und wer will den lrrglauben verbreiten, dass Klimaschutz vor dem Schutz von Natur, Landschaft und deren Bewohner geht? Viele sind der irrigen Meinung. So klingt es immer wieder durch. Es ist ein grober Trugschluss, denn es kostet die Norddeutschen, und überwiegend die, ihre alte Heimat.

Dass wir in der BRD einen boomenden Markt für Windkraft-Kraft-Anlagen (WKA) haben, liegt mehr am EEG (Erneuerbare Energien-Gesetz) als an einer vom Anfang an bestehenden Nachfrage. Ohne dieses Gesetz mit den gesetzlich geregelten hohen Beihilfen würde man kaum Windkraft-Anlagen in Deutschland finden. Denn die Windkraft ist heute noch extrem unrentabel. So wird das große energiewirtschaftliche Handicap der Windkraft, nämlich die ausgeprägte Divergenz zwischen der Unzuverlässigkeit der Windenergie und den zeitlichen und quantitativen Ansprüchen an den Strombedarf immer großzügig verschwiegen. Für Energie-Fachleute ist Windstrom deshalb nur "Strom zweiter Klasse". Dieses Handicap lässt sich auch durch noch so angestrengtes energie- und umweltpolitisches Wunschdenken befriedigend nicht überbrücken. Remmer Deharde, Terrasse 6, Jever (Quelle: Naturstrom Euphorie)


Lizenz zum Gelddrucken
Es stimmt: Die "Windenergie boomt" und mit ihr die große Umverteilung von unten nach oben. Das erleben hautnah zurzeit ungezählte Kunden der Stromversorger an deren Rechnungen: Noch nie waren die Nachforderungen für die letzten zwölf Monate so hoch wie jetzt, noch nie waren die Strompreiserhöhungen so groß wie jetzt. Die Stromversorger, hier zu Lande hauptsächlich die EWE, wälzen ungeniert die Kosten, die ihnen durch die Windindustrie und deren Stromeinspeisungsgesetze entstehen, auf Otto Normalverbraucher ab. Und das, obwohl die Stromversorger, wie z. B. die EWE, selbst eigene "Windmühlen" besitzen und davon profitieren. Was an dieser Umverteilung von unten nach oben "sozialverträglich" sein soll, wie der Geschäftsführer der Windenergie GmbH Oldenburg, Reinhard Vöhringer, uns weismachen will, bleibt für immer unerfindlich.
 
Unrichtig ist ebenso, dass die auf dem Gebiet der Stadt Jever geplanten sechs "Windmühlen" 9000 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen könnten. Diese Minikraftwerke können in Wahrheit keinen einzigen Haushalt mit dem ununterbrochen gleichmäßigen Strom versorgen, den ein heutiger Haushalt mit seinen hochempfindlichen Fernsehgeräten, Gefriertruhen, Waschmaschinen, Computern usw. benötigt. Unabhängige und namhafte Wissenschaftler aller beteiligten Fachrichtungen weisen überzeugend nach, dass die Windlobby (Interessengruppe) keine einzige ihrer Versprechungen halten kann. Das kann jeder, der lesen kann und sich die Zeit dazu nimmt, selbst nachprüfen.
 
Die Windlobby selbst weiß das auch. Das zeigt sich demjenigen in aller Deutlichkeit, der ihre Leserbriefe sehr genau und kritisch liest: Ihr übereinstimmendes, charakteristisches Merkmal ist die manipulative Gedankenführung. Auch Herr Vöhringer pflegt in seinem Leserbrief vom 31. Mai diesen Stil: Die Leserschaft und Jevers Stadträte gedanklich geschickt beeinflussen und in die von der Windlobby gewünschte Richtung lenken. Das Ziel: An möglichst vielen Standorten "Die Lizenz zum Gelddrucken", wie nach politischer Absegnung des Windparks Funnens-Grimmens-Bassens so treffend gesagt wurde.
 
Dabei interessiert die Windlobbyisten nicht im geringsten die beispiellose Verschandelung unserer Kulturlandschaften und ebenso wenig der notwendige Naturschutz. Es interessiert sie auch nicht, dass ihr fetter Gewinn großenteils aus den mageren Geldbeuteln der kleinen Leute und sozial Schwachen stammt. Obendrein genieren sie sich nicht, ihr Tun sittlich verdienstvoll zu nennen. Nein, der Windenergie-Boom ist kein Grund, "stolz zu sein", sondern Anlass, sich in Grund und Boden zu schämen.
 
Wilfried Lose, Jever; Erika Eilers, Hohenkirchen, P. Erfeling-Eickelberg, Schortens
Leserbriefe in Jeversches Wochenblatt vom 02.06.2001 S.4 (Quelle: Naturstrom Euphorie)


Es klingt toll: Eine Windkraftanlage versorgt 800 Vierpersonenhaushalte mit Strom!
Unser Ort Rothenberg wurde auserkoren, Standort von 4 solchen WKA’s zu werden. Das müßte reichen, um die Gemeinde Rothenberg im Blick auf die Stromversorgung unabhängig zu machen. Wir könnten uns damit vom Netz der konventionellen Anbieter lösen. Diese Chance hätten außer uns auch viele andere Gemeinden. Warum tun sie es nicht? Stellen Sie sich vor, es ist morgens um 07.00 Uhr. Der örtliche Zimmererbetrieb schaltet seine Maschinen ein. Ebenso die beiden Schreinereien, die KFZ-Werkstatt und der örtliche Schlosser. In 800 Häusern läuft die Kaffeemaschine und der Toaster wird liefert frischen Toast. Auf den Herden bruzzelt ein Spiegelei oder der Eierkocher dampft...

Formulieren wir es besser im Konjunktiv: all das könnte geschehen, aber nichts geschieht. Es ist leider windstill. Jetzt könnte man ja in den Keller gehen und frisch eingelagerte Kilowatts hoch holen. Kann man nicht. Eventuelle Überproduktion kann nicht gespeichert werden. Schwarzmalerei? Also gut. Gehen wir davon aus, der Wind weht und die Rotoren drehen sich. Rechnerisch – gemessen an dem statistischen Jahresbedarf – reicht der Strom. Aber nicht morgens um 7.00 Uhr. Denn wenn die Elektrogeräte angeschaltet werden, ziehen sie mehr Energie als während des normalen Gebrauchs. Spitzenlast muss von der WKA gefahren werden. Aber die kümmert sich nicht darum, sondern nur darum ob der Wind weht oder nicht.

Soweit mir bekannt ist, wurde bislang wegen der hohen Energieversorgung durch WKA’s noch kein konventionelles Kraftwerk abschaltet. Irrwitzigerweise funktionieren die WKA’s nur, weil sie permanent und ohne Leistungsminderung durch konventionelle Kraftwerke unterstützt werden. Damit aber wird dieser „ökologische“ Strom zur reinen Augenwischerei. Den Strom, der rein aus einer WKA käme, könnte tatsächlich niemand nutzen. Computer und Druckmaschinen sind auf Strom mit 50Hz angewiesen. Kein WKA-Anlagebetreiber wird eine Garantie dafür geben können, dass Sie Strom in der benötigten Stärke und mit der benötigten Frequenz bekommen.

Wer braucht eigentlich WKA’s? So weh es mir tut: Die „Grünen“ und ihre roten Regierungsgenossen um ihr vermeintlich ökologisches Gesicht zu wahren. Darum auch wirft die Windenergie so hohe Gewinne ab. Sie wird nämlich staatlich subventioniert. Anleger in Windenergie werden Gewinne machen. Damit aber wird die Perversität und Sündhaftigkeit des heutigen Geldgeschäfts nur um eine Blüte reicher. Die Anleger interessiert einen feuchten Sch... ob Landschaften mit 100 Meter hohen Kolossen (so hoch wie ein 33stöckiges Hochhaus!) verschandelt wird, ob Tiere den Infraschall fliehen, ob Eisflug körperliche und der Hexentanz (Lichtreflexionen der Rotoren) seelische Schäden anrichten. Die Anleger interessiert auch nicht ob der Fremdenverkehr in einem kleinen Dorf im Odenwald durch die Errichtung solcher Anlagen an einem der schönsten Spazierwege zerstört wird. Die Anleger interessiert nur die Rendite. Die mag ja gut sein. Und nach uns die Sintflut.

Um eines klarzustellen: Ich bin kein Freund der AKW’s und kein Anhänger der Kohlekraftwerke. Es enttäuscht meine ökologische Ideologie, dass alternative Energien zur Zeit noch Unsinn sind. Photovoltaik hat eine katastrophale Ökobilanz. Die Herstellung eine Photovoltaikanlage verschlingt zumindest heute noch mehr Energie, als sie jemals während ihrer Betriebszeit liefert. Schlimm, dass die Brennstoffzelle den Treibhauseffekt noch verstärkt. Ich habe den Eindruck dass die relativ konstante Wasserkraft der Flüsse, eine gute nachhaltige Energie sein könnte.

So bitter es ist. Die Forderung der „Grünen“ nach einem Spritpreis von 5,- DM macht Sinn. Allerdings nur dann, wenn die Ökosteuer dazu genutzt würde, Energiesparmaßnahmen zu fördern, und nicht dafür drauf geht, ökologischen Unsinn wie Windenergie zu fördern. Damit machen sie sich zu Handlangern eines kapitalistischen und naturverachtenden Systems. Wenn mein Auto mit einem oder zwei Liter auf 100 Kilometer auskommt, bin ich gerne bereit, 5,- DM zu zahlen. Aber hier zeigt sich wieder die Perversität der freien Marktwirtschaft. Niemand will, dass Energie gespart wird. Man lebt ja ganz gut davon, Energie zu verkaufen. Das ist der wahre Grund, warum es das 1–Liter-Auto noch nicht gibt.
Reinhold Hoffmann Odenwaldstraße 17, 64757 Rothenberg (Quelle: Naturstrom Euphorie)