Prof. Christa-Maria Hartmann

Springe/Lüdersen, 08.12.00

An den Trierischen Volksfreund per Fax Nr. 0651 / 7199590

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihr launiger Energie-Artikel "Ein Dorf wird grün" soll die erbetene Reaktion bekommen.

Dass das schmutzige Geschäft um die große Öko-Lüge Windkraft einmal den letzten Rest von Scham abstreifen würde, war vorauszusehen. Nun geschieht es also in Sefferweich und alle haben ihren Nutzen davon. Nur die Natur nicht, aber wer blickt da schon durch, und wenn - wer schaut nicht lieber weg? Weiter so, unsere Nachkommen werden es uns zu danken wissen, dass wir Deutschen wieder einmal auf Rattenfängerei hereinfallen.

Das Schlimme diesmal: alles ist gesetzlich abgesichert. Die Natur - der Aussenbereich im Amtsdeutsch - wurde schon 1997 durch eine Änderung im Baugesetz dem Zugriff der Wind"nutzer" preisgegeben (es gibt Ermessensfreiräume in dem entsprechenden Paragrafen, sie auszuschöpfeng erfordert jedoch erzengelhafte Standfestigkeit gegen Meinungsmanipulation und die sogenannte "political correctness"). Im April dieses Jahres hat es die mächtige Windlobby zusätzlich geschafft, mit dem "Erneuerbare-Energien-Gegetz", (EEG) die ersehnte Lizenz zum risikofreien Gelddrucken per Windrad, Solar & Co. beim Gesetzgeber durchzudrücken. Damit ist wirklich eine unendliche Ressource erschlossen worden - das Feigenblatt Energiewende wird schon halten.

Dass auch bei dieser Art von Profitgier der Katzenjammer nicht auf sich warten lassen wird (wie noch bei jedem Skandal), ist abzusehen. Bäume wachsen nicht in den Himmel und die Schere zwischen der tatsächlichen - und nicht schöngeredeten - Energieausbeute ineffizienter Windmühlen und ihrer lukrativen Rendite dank EEG wird sich nicht ad infinitum fortschreiben lassen. Nahezu neuntausend (!) inzwischen in Deutschland installierter Rotoren bringen es gerade mal auf zwei Prozent des Stromverbrauchs - nicht etwa des Energieverbrauchs, da sieht das Negativverhältnis noch entlarvender aus - diese Zahlen bestreitet nicht einmal der Bundesverband WindEnergie. Und forciert selbstverständlich den weiteren "Zubau", wie er das mit unfreiwilliger Direktheit nennt. Dass es nur noch um die Interessen der Windindustrie geht, erübrigt sich fast zu sagen.

Kommt irgendwie bekannt vor - oder? Aber vielleicht empfindet der Eine oder Andere eventuelle zukünftige Investitionsruinen auch als Landschaftszierde - wer weiss. Geld macht's möglich.

Mit freundlichen Grüßen

Christa-Maria Hartmann


Über den "Fall" Sefferweich informiert die FWG Lage:
Windkraftfirma zeigt sich spendabel
Ein kleines Dorf in der Eifel und der Segen der Öko-Technologie
...titelt die Saarbrücker Zeitung am 28.12.2000 und berichtet:
5000 Mark für Photovoltaik, 1000 Mark für Rasensteine und sogar 200 Mark für ein neugeborenes Kind: Die Bürger von Sefferweich, einem 275-Einwohner-Dorf zehn Kilometer nördlich von Bitburg, bekommen seit einigen Wochen reichlich Zuschüsse. Windkraft-Unternehmer Jörg Temme zahlt. Es ist ein gutes Geschäft für beide Seiten: Jörg Temme, Chef der Trierer Firma Watt, baut derzeit die ersten von sieben geplanten Windrädern nordöstlich von Sefferweich. Denn mit Windenergie lässt sich Geld verdienen. Seit Baubeginn zahlt Jörg Temme ... Zuschüsse an die Sefferweicher Bürger. Zum einen werden damit Umwelt-Projekte gefördert: Wer sich eine Photovoltaik-Anlage anschafft, erhält 5000 Mark. Für Biogas gibt es 2000, für Wärmedämmung 1000 und für ein Fünf-Liter-Auto 1500 Mark. Doch auch für soziale Vorhaben gibt es Geld in Sefferweich: Wer ein Kind bekommt, erhält 200 Mark, wer sich einen Internet-Anschluss zulegt, wird mit 50 Mark unterstützt, ein Studienabschluss wird mit 100 Mark honoriert - übrigens genauso viel, wie es auch für eine Hochzeit gibt...
Die Saarbrücker Zeitung fährt fort:
Insgesamt 38 förderwürdige Punkte stehen auf der Liste, die Unternehmer Temme und Ortsbürgermeister Richard Zeimetz ausgehandelt haben. Sie gilt allerdings nur für jene, die ihren Hauptwohnsitz in Sefferweich haben. "Wir sind interessiert daran, dass alle Bürger etwas von den Windrädern haben", sagt Zeimetz. Aus insgesamt drei Töpfen gebe es daher Geld für den 275-Einwohner-Ort, berichtet der Ortsbürgermeister: Zum einen zahle die Firma Watt eine Art Nutzungsgebühr in Höhe von 0,8 Prozent aus dem Stromerlös für die Ortsentwicklung. Damit soll als erstes der Friedhof saniert werden. Zweitens entschädigt die Firma die Jagdpächter während der Bauphase, und drittens gibt es eben den Fördertopf für die Sefferweicher. Natürlich stehe das Geld nicht unbegrenzt zur Verfügung, sagt Zeimetz: 7000 Mark waren es dieses Jahr, exakt 24500 Mark werden es 2001 sein - der Betrag richtet sich nach der Anzahl der errichteten Räder. Maximal sind jedoch 3500 Mark pro Rad möglich, doch selbst bei einem stillstehenden Rad gibt es 1800 Mark...
Die Zeitung schließt ihren Bericht mit einer Art "Erfolgsbilanz":
... Als Zeimetz im Oktober die Förder-Möglichkeiten seinen Bürgern vorstellte, gingen die Anträge gleich stapelweise bei Temme ein. Unter anderem wurden eine Photovoltaik-Anlage und ein Hochschulabschluss wie versprochen bezuschusst. Sollte aber doch einmal etwas übrig bleiben, will sich Zeimetz persönlich darum kümmern: "Dann gehe ich eben ein bisschen Klinkenputzen. Ich sorge schon dafür, dass nichts stehen bleibt."
Welche Konsequenzen ergeben sich aus der geschilderten Praxis für die politisch Verantwortlichen in Lage? – Welche Perspektiven ergeben sich für die Hardisser Bürger?

Mehr zu Sefferweich und Windrotoren in der Eifel berichtet der Trierische Volksfreund

Der Wind hat sich gedreht (27.06.01)

Stellen in luftiger Höhe frei (25.09.01)

Windkraft geht die Luft aus (05.12.01)


Bundesministerium Alexanderplatz 6, 10178 Berlin
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit


An

Frau Prof. Christa-Maria Hartmann

Berlin, den 16. April 2002

Sehr geehrte Frau Professor Hartmann,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 5. April 2002 an Bundesumweltminister Jürgen Trittin im Hinblick auf die Anzeigenkampagne "Deutschland wird Weltmeister". Minister Trittin hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.

Mit der Anzeigenkampagne möchte das Bundesumweltministerium die Bürgerinnen und Bürger über einige Spitzenleistungen im Umweltschutz informieren, die auch international vorbildlich sind: Zügiger Ausbau der erneuerbaren Energien (Windkraft, Solarenergie), Ausstieg aus der Atomenergienutzung, deutliche Reduktion der klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen und sauberster Sprit. Die fünf Motive (als Postkarten) habe ich meinem Schreiben als Anlagen beigefügt.

Ihre Befürchtung, Windkraftanlagen müssten künftig auch auf Fußballfeldern geduldet werden, ist unbegründet, denn diese sind als Standorte für Windräder ungeeignet - dagegen findet Solarenergie in unseren Stadien in erfreulicher Weise immer mehr Anwendungsfelder.

Der weitere Ausbau speziell der Windkraft wird zukünftig ohnehin eher auf See ("Offshore") als an Land erfolgen. Auch für den Ausbau der erneuerbaren Energien - an Land wie auf hoher See - gilt, dass die umwelt- und naturverträglich erfolgen muss.

Durch die Nutzung der erneuerbaren Energien werden heute schon rund 40 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Emissionen pro Jahr eingespart und insgesamt 100.000 Arbeitsplätze gesichert, viele davon in hochinnovativen Bereichen wie der Photovoltaik oder der Brennstoffzellenentwicklung. Weitere Informationen über die sich vollziehende Energiewende können Sie den beigefügten Broschüren entnehmen und selbstverständlich auch dem Internet unter www.bmu.de.

Ich hoffe, Ihre Skepsis mit diesen Hinweisen etwas gemildert zu haben, und bedanke mich nochmals für Ihr Interesse.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Tempel

Antwort von PROF. CHRISTA-MARIA HARTMANN (Schreiben vom 26. April 2002):


Sehr geehrte/r Frau/Herr Tempel,

vielen Dank für Ihre sehr freundliche Antwort, die Sie mir auf meinen eher ironisch gemeinten Brief im Auftrag Herrn Minister Trittins zukommen ließen.

Als Bürgerin der in puncto Windradbelastung im Binnenland konkurrenzlos "führenden" Region Hannover (aus beschämenden Gründen führend, was ich aber hier nicht weiter erläutere) weiß ich nur zu genau, wovon ich spreche. Die meisten Informationsheftchen sind mir bekannt (mit Ihrem Brief kamen zwei neue dazu - danke), ebenso umfangreichere Publikationen und Untersuchungen zu diesem Thema sowie klimapolitischen (In-)Fragestellungen.

Ihre Worte vom umwelt- und naturverträglichen Ausbau der Windkraft kann ich leider nur als eher hilflosen Zynismus angesichts der unserem Lebensumfeld zugefügten nachhaltigen Schäden (aber das wird mit der "Nachhaltigkeit" kaum gemeint sein) betrachten. Das Gleiche gilt für die Zitierung des Grundgesetzartikels 20 a zu Ihren Gunsten.

Wie Ihnen nicht unbekannt sein kann, ist der Ersatz von konventionellen Kraftwerken durch Windkonverter nicht möglich. Herr Minister Trittin hat das hin und wieder ganz offen ausgesprochen und es als "rein rechnerisch" dargestellt. Warum das so ist, muss ich sicher nicht erläutern. Um so mehr wäre ich daran interessiert, wie in Ihrem Hause vor genau diesem Hintergrund der additiven Netzeinspeisung von Windstrom dessen Fähigkeit, CO2-Emissionen zu vermeiden, berechnet wird. Die angegebene Zahl allein (40 Millionen Tonnen) sagt darüber nichts.

Für eine diesbezügliche Aufklärung wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
Christa-Maria Hartmann