NABU "ehrt" Bauernpräsident Sonnleitner mit dem 'Dinosaurier des Jahres 2001'

Bonn (agrar.de) - Der Naturschutzbund NABU [1] hat Gerhard Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV [2]), mit dem 'Dinosaurier des Jahres 2001' ausgezeichnet. Sonnleitner erhalte Deutschlands peinlichsten Umweltpreis für seine konsequente Bremsleistung in Sachen Agrarwende, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen in Bonn: 'Der oberste deutsche Bauernfunktionär repräsentiert einen Filz, der die eigene Mitverantwortung für Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft schlichtweg leugnet und gegen jede noch so überfällige Reform lautstark ins Feld zieht.'

Nach einer durch den BSE-Skandal ausgelösten Schrecksekunde hätten Sonnleitner und der DBV schon zu Beginn des Jahres wieder munter eine Politik des 'Weiter so' propagiert. 'Die Bauern als Opfer, schuld an der Misere sind Politiker, Handel und Verbraucher - Gerhard Sonnleitner betreibt Lobbyarbeit auf eine bemerkenswert schlichte Art', sagte Billen. Zweifellos bekämen gerade viele Kleinbauern das Leben schwer gemacht, aber weder von Renate Künast noch von den bösen Verbrauchern, sondern von ihrer eigenen Standesvertretung: 'Der Deutsche Bauernverband hat in den letzten Jahren eine Agrarpolitik unterstützt, die der bäuerlichen Landwirtschaft zunehmend das Wasser abgräbt', so der NABU-Bundesgeschäftsführer. Dem DBV gehe es offensichtlich in erster Linie um Pfründesicherung, damit allerdings treibe er die organisierte Bauernschaft immer weiter an den Rand der agrarpolitischen Reformdebatte.

Sonnleitners ständige Litanei gegen jeden noch so überfälligen Reformschritt - vom Bundesnaturschutzgesetz bis zur Ökosteuer - habe im Jahresverlauf schon beinahe groteske Züge angenommen. 'Finanzielle Umschichtungen zugunsten des ökologischen Landbaus, dringend erforderliche Verbesserungen bei der Tierhaltung, Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutz- und Düngemitteln - dazu fällt dem DBV nichts weiter ein als ein permanentes Nein', sagte Billen. Der Interessenvertretung eines Berufsstandes, der pro Jahr mit über 25 Milliarden Mark aus öffentlichen Mitteln subventioniert werde, stehe eine solche Verweigerungshaltung schlecht zu Gesicht.

Als besonders absurd wertete Billen die ständigen Angriffe Sonnleitners gegen Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast, deren angebliche 'Hetzparolen' und 'landwirtschaftliche Träumereien' weder Landwirten noch Verbrauchern helfen und Arbeitsplätze in der Landwirtschaft gefährden würden. 'Wenn der DBV-Chef seinen Job nur halb so gut machen würde wie die Verbraucherschutzministerin, müsste einem weder um die Agrarwende noch um die Landwirte bange sein', meinte Billen. Von 1949 bis zum Jahr 2000 habe sich die Zahl der Höfe in Deutschland von 1,6 Millionen auf 421.000 reduziert, die Zahl der landwirtschaftlichen Erwerbstätigen von 4,8 Millionen auf 962.000 abgenommen. 'Angesichts dieser Bilanz sollte Herr Sonnleitner gegenüber Renate Künast mit dem Vorwurf der Arbeitsplatzgefährdung zurückhaltender sein', so Billen.

Als besonders hinderlich für die Umsetzung der Agrarwende bezeichnete NABU-Bundesgeschäftsführer Billen die Lobbyverflechtungen in der deutschen Landwirtschaft. So sei es ein Unding, wenn die zum Großteil aus Steuermitteln finanzierten landwirtschaftlichen Beratungsgremien vielfach von Bauernfunktionären kontrolliert würden. Auch seien die skandalösen Zustände in deutschen Putenmastanlagen eine direkte Folge der marktbeherrschenden Stellung weniger agrarindustrieller Großunternehmen, so Billen weiter: 'Hier wird wieder einmal moderne Interessenvertretung mit rückwärtsgewandter Besitzstandswahrung verwechselt.'

Mit dem 'Dinosaurier des Jahres', der aus Zinn gegossenen und 2,6 Kilogramm schweren Nachbildung einer Riesenechse, bedenkt der NABU seit 1993 solche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich sowohl durch herausragende Einzelleistungen als auch durch die Summe ihres Gesamtwerkes in Sachen Umweltschutz als besonders antiquiert erwiesen haben. Die letzten drei Preisträger
waren:

- 2000 Lee R. Raymond, Präsident des Ölkonzerns Exxon
- 1999 der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU)
- 1998 Otto Majewski, Bundesvorsitzender der Bayernwerk AG

Information: NABU-Pressestelle, Tel.: 0228-4036-140, Mobil: 0172-5970749

Links zum Thema Umweltpreise [3],
Links zum Thema Agrarpolitik [4].

Links
[1] http://www.nabu.de
[2] http://www.bauernverband.de
[3] http://dir.agrar.de/agrar.de/Wirtschaft/F%F6rderung/Umweltpreise/
[4] http://dir.agrar.de/agrar.de/Deutschland/Politik/

28.12.2001


DBV: NABU fällt aus dem Rahmen - 20.11.2001

Bonn (agrar.de) - Deutliche Kritik übt der Deutsche Bauernverband (DBV [1]) an einer aktuellen Pressekonferenz des Naturschutzbundes NABU [2] zu 'Lobbyverflechtungen in der Landwirtschaft'.

Hintergrund ist die Veröffentlichung der Studie zur Lobbyverflechtungen in der deutschen Landwirtschaft [3]' und Datenbank im Internet. Die Datenbank [4] umfasst über 5.300 Datensätze mit weit über 1.000 Personen, die in der Landwirtschaft, in landwirtschaftlichen Organisationen, politischen Institutionen, der Agrarindustrie oder Banken und Versicherungen tätig sind.

Hier die Stellungnahme des DBV:
NABU fällt aus dem Rahmen - weil ihm nichts mehr einfällt

Bestens bezahlte Funktionäre des Öko-Multis NABU - Jahresetat circa 45 Millionen DM - rasten offenbar aus. Anstatt in einen ernsthaften Dialog über das einzutreten, was sich mit der sogenannten Agrarwende verbindet, greifen sie - wie in alten Zeiten - Personen und Strukturen des Deutschen Bauernverbandes an. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Berufsstandes sind aber keine 'Drahtzieher des Agrarsektors' (so wörtlich der NABU), sondern engagierte Sachwalter der Minderheit der Bauernfamilien in unserer Gesellschaft.

Vom Ortsvorsitzenden bis zum Präsidenten müssen alle Ehrenamtlichen in den Bauernverbänden aktive Bauern sein, die gegenüber ihren Mitgliedern Rechenschaft ablegen müssen. Sie werden von den rund 90 Prozent der deutschen Bauern, die im DBV über die 18 Landesbauernverbände freiwillig organisiert sind, demokratisch gewählt. Die Ehrenamtlichen in den Bauernverbänden erhalten kein Gehalt für ihre Tätigkeit, sondern lediglich eine Aufwandsentschädigung. Dies ist beim NABU anders, dessen Präsident Flasbarth und einige Vorsitzende großer Landesverbände auf der Gehaltsliste des NABU stehen, was mit der hauptamtlichen 'Rund um die Uhr-Beanspruchung' begründet wird. Die ehrenamtliche Führung der Bauernverbände stellt sich regelmäßig durch demokratische Wahlen der Verantwortung. So finden derzeit in Bayern die alle fünf Jahre durchgeführten Wahlen der Ehrenamtlichen von der Orts- bis zur Präsidentenebene statt. Auch die Genossenschaften, als bäuerliche Unternehmen nach den Prinzipen Raiffeisens gegründet, werden von aktiven Landwirten in ihrer Funktion als Eigentümer über die Vertretung in den Aufsichtsräten geleitet. Was daran verwerflich ist, bleibt ein Geheimnis des NABU.

Trotz wenig Unterstützung von Seiten der Umweltorganisationen hat der Deutsche Bauernverband mit den der Landwirtschaft vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen den gesundheitlichen Verbraucherschutz nach der BSE-Krise konsequent angepackt. Offenbar ist der NABU nun irritiert darüber, dass es mit dieser konsequenten Ausrichtung auf den Verbraucherschutz gelingt, Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. Auch ist er wohl über kritische Fragen verärgert, welchen Beitrag etwa finanziell bestens alimentierte Umweltstiftungen zur nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums leisten, wenn sie betonköpfig auf überflüssigen Schutzgebietsausweisungen bestehen und zu allererst ortsansässige Bauern von ihren Flächen verdrängen.

Dem DBV ist es gelungen, die Land- und Forstwirtschaft in Deutschland weiter in der Hand von Bauernfamilien zu halten, die eigenverantwortlich und verantwortungsbewusst mit den ihnen anvertrauten natürlichen Ressourcen Boden, Luft und Wasser, Tieren und Pflanzen umgehen.

Der Deutsche Bauernverband wird sich mit seinen Landesbauernverbänden - wie bisher und im Gegensatz zu den Umweltorganisationen  - ohne staatliche Unterstützung und Beeinflussung für eine von Bauern getragene Landwirtschaft, eine gute Zusammenarbeit mit den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen und einen lebendigen ländlichen Raum einsetzen. Dabei wird er ökologische wie ökonomische Ziele nicht aus den Augen verlieren. Immerhin ist die Landwirtschaft mit den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen der viertgrößte Arbeitgeber in Deutschland. Gerade in Zeiten konjunktureller Schwäche wird der Deutsche Bauernverband auch die Frage nach dem Erhalt von Arbeitsplätzen nicht nur stellen, sondern konkrete Antworten einfordern. Der NABU kann selbst entscheiden, ob er dabei künftig noch ein Gesprächspartner im ländlichen Raum bleiben will oder nicht.

Information: Deutscher Bauernverband (DBV [1]), Godesberger Allee 142-148,
53175 Bonn, Tel.: 0228-81980, Fax: 0228-8198205, E-Mail [5].

NABU: 'Lobbyverflechtungen in der Landwirtschaft [4]'

Links zum Thema Verbände [6].

 
Links
 [1] http://www.bauernverband.de
 [2] http://www.nabu.de
 [3] http://www.nabu.de/landwirtschaft/Studie_Lobbyverflechtungen.pdf
 [4] http://www.nabu.de/landwirtschaft/datenbank.htm
 [5] mailto:info@bauernverband.de
 [6] http://dir.agrar.de/agrar.de/Deutschland/Verb%E4nde/

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