Keine Windrotoren in einem Landschaftsschutzgebiet im Naturschutzpark Südheide!


Mit einer Mehrheit von drei Stimmen sprachen sich vorgestern die Celler Kreistagsabgeordneten gegen die Errichtung von Windkraftanlagen (WKA) in einem Landschaftsschutzgebiet im Naturschutzpark Südheide aus... obwohl der Umweltausschuss des Landkreises Celle im September mit sieben zu eins Stimmen die Ausweisung des Standortes beschlossen hatte. In geheimer Wahl stimmten 25 Abgeordnete für die Herausnahme der für die WKA benötigten Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet und damit für die geplante "Windfarm" der fünf landwirtschaftlichen Betreiber, 28 stimmten dagegen.
Ohne den Landrat, der gegen den Standort eindeutig Stellung bezog und den Kreistagsabgeordneten Vergleichsfotos (!) mit WKA-belasteten sowie unbelasteten Landschaften vorgelegt hatte, wäre eine solche Ablehnungsfront nicht zustande gekommen. Landrat Klaus Wiswe (CDU) befürchtete, künftig nicht mehr glaubwürdig zu sein, wenn er einem Standort zustimmen würde, der im Regionalen Raumordnungsprogramm als Gebiet mit besonderer Bedeutung für Natur, Landschaft und Erholung ausgewiesen ist. Wiswe appellierte an die Abgeordneten: "Der Kreistag hat Verantwortung für den ganzen Kreis. Wenn wir hier Ja sagen, können wir woanders nicht Nein sagen, zumindest nicht ohne Verlust der Glaubwürdigkeit." Die FDP unterstützte ihn: "Solange wir Ja zum Landschaftsschutzgebiet sagen, müssen wir Nein zu dieser Ausgrenzung sagen."
Der in meiner Nachbarschaft wohnende Abgeordnete der Grünen, Julius Kriszan, ehemaliges Mitglied des Bundestages, hielt wie üblich das große "Gefährdungspotenzial der Atomkraft" dagegen und machte sich darüber hinaus zum unglaubwürdigen Fürsprecher der deutschen Landwirtschaft. Mit dem Ausruf, "Gönnen wir den Landwirten den Zusatzverdienst!" glaubte er den Bauern wohlgesonnene Unionsabgeordnete auf seine Seite zu ziehen.
Peter Buttgereit (SPD), lautstärkster Befürworter der Windenergie und des Standorts, sprach von "Elementen des Zufalls", die vor Jahren dazu geführt hätten, dass das Landschaftsschutzgebiet mit diesen Grenzen festgelegt wurde. Nach der Abstimmungsniederlage erklärte Buttgereit sogar, dass er jetzt grundsätzlich für den Bau von Windkraftanlagen in Landschaftsschutzgebieten eintreten werde. Der Celler Kreistagsabgeordnete folgt damit Bestrebungen der SPD-Landtagsfraktion in Bayern, die das gleiche Ziel verfolgt.

MfG
Jochen Schmidt 27.10.2001

Landkreis Celle - Landschaftsbezogene Erholung, keine Windrotoren in der Südheide
Nur "Bedenken" äußert die Celler Kreisverwaltung. Sie stellt sich gegen den Antrag der Gemeinde Hermannsburg, Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet (LSG) Südheide auszugrenzen, um die Errichtung von Windkraftanlagen zu ermöglichen. Das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, die die Mitglieder des Kreistages in Zusammenhang mit der entscheidenden Sitzung am Donnerstag erhalten haben. Darin heißt es:
Zum Antrag der Gemeinde Hermannsburg erhebt die Bezirksregierung Lüneburg Bedenken, denen sich die Verwaltung anschließt:
Der Charakter des LSG Südheide wird unter anderem insbesondere durch eine geringe Zersiedelung und Zerschneidung von Verkehrswegen geprägt. Das oben genannte Gebiet weist daher insbesondere eine gute Eignung für die ruhige landschaftsbezogene Erholung auf. Schutzzweck der LSG-VO Südheide ist unter anderem die Sicherung der Erholungseignung durch Erhalt und Entwicklung eines ruhigen und unzersiedelten Landschaftsraumes.

Gerade der Raum um Weesen zeichnet sich durch Ruhe, Abgeschiedenheit und geringe Bebauung aus. 
Das Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) 93 für den Landkreis Celle weist den betroffenen Raum aus als: 

Die für die Nutzung durch Windenergieanlagen zur Ausgrenzung beantragte Fläche liegt im Bereich zwischen den als Vorranggebiet für Natur und Landschaft ausgewiesenen Talauen der Örtze und des Weesener Baches, die neben ihrer herausragenden Bedeutung für den Naturschutz von hoher Attraktivität für eine extensive, naturorientierte Erholung sind. Der Landschaftsraum zwischen diesen Vorranggebieten fördert aufgrund seiner vielfältigen, bisher durch technische Einrichtungen im Wesentlichen nicht vorbelasteten Kulturlandschaft die gut ausgebaute Erholungs- und Fremdenverkehrsinfrastruktur der Gemeinde Hermannsburg.
Die vorgenannten Bedenken werden auch von dem Niedersächsischen Heimatbund, dem BUND, der Bürgerinitiative Südheide sowie dem Landkreis Celle als Träger des Naturparks Südheide geteilt.
Es gilt auch zu berücksichtigen, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen wird, der weitere Windkraftanlagen im LSG Südheide zur Folge haben könnte. Auszug aus Cellesche-Zeitung vom 24.10.2001