CELLER BLICKPUNKT - Das Monatsmagazin für Celle Stadt und Land, Herausgeber Klaus Tänzer, schreibt in seiner Mai-Ausgabe 2001, vgl. auch www.Celler-Blickpunkt.de


Geplante Errichtung von Windkraftanlagen sorgt weiterhin für Protest
Windkraftanlagen = Gelddruckmaschinen

(K.T.) Bereits vor fünf Jahren, im Februar 1996, während der Diskussion um die privilegierte Errichtung von Windkraftanlagen im Außenbereich warnten einige Mitglieder des Deutschen Bundestages in einem an alle MdB adressierten Schreiben eindringlich vor den negativen Auswirkungen eines weite­ren Ausbaus der Windenergie. Wörtlich heißt es in dem Brief, der von den norddeutschen SPD-Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Hacker, Manfred Opel, Dr. Cornelia Sonntag-Wolgast, Antje-Marie Steen und Dr. Wolfgang Wodarg unter­zeichnet worden ist:

„Die drohende Privilegierung wird jetzt schon als Angriff auf die Gestal­tungs­hoheit der demo­kratisch legitimierten kommunalen Selbstverwaltungsbehörden empfunden. Durch sie ist mit wachsendem öffentlichen Widerstand zu rechnen... Im Jahre 1995 hatten sich ausnahmslos alle Landräte und Oberkreisdirektoren der Kreise an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins und Niedersachsens ... unmißverständlich gegen eine Privilegierung der Windkraftanlagen gewandt. ... Der Bundestag sollte keine neuen Subventionstat­be­stände zu Lasten der Landschaft, zu Lasten der Bevölkerung sowie zulasten der Wirtschaft in windhöffigen Regionen beschließen.“

Außerdem wird von den fünf Unterzeichnern angeführt, dass es eine „eigen­artige Argumentation“ der Privilegierungsbefürworter sei, die land­schafts­ver­schan­delnden Strommasten als Rechtfertigung für eine weitere „Fehl­entwicklung“ anzusehen. „Goldgräber-Stimmung“, „unwirtschaftlicher Stand-by-Betrieb“ konventioneller Kraftwerke, „keinerlei“ Substitution von „Kraftwerks-Kapazität“, „kontraproduktive Bestrafung von Haushalten und Wirtschaftsunternehmen“, das sind weitere Einwendungen. Und der vor­letzte Absatz des Schreibens ist Tatbestand und Warnung zugleich:

„Glücklicherweise ist die Zahl der Abgeordneten noch gering, die auf eigene traurige Erfahrungen mit flächendeckenden Windenergie-Projekten zurückgreifen müssen. Wir Küsten-Abgeordnete wissen aus vielen Kontakten..., weshalb wir Sie nochmals persönlich vor dem verhängnisvollen Irrweg in die sog. ,Privilegierung’ warnen müssen.“

Der Irrweg bestätigte sich. Mit der zum 1.1.1997 eingeführten Privi­legie­rung wurden und werden die Gemeinden laufend von den Projektie­rern und Investoren zur Ausweisung großer Windenergie-Konzentrationsflächen quasi erpresst. „Wenn ihr keine Vorrangflächen aus­weist“, lautet die Drohung, „nehmt ihr den ,Wildwuchs’ in Kauf.“ Dass ,Wildwuchs’ und ,Verspargelung der Landschaft’ auch bei Ausweisung von Windenergie-Vorrangflächen bzw. Konzentrationsflächen auf­treten, zeigt ein Blick von oben: Einem Flickenteppich gleich stellt sich dem Fluggast die Landschaft dar oder, hart gesagt, die Windkraft­anlagen umgreifen viele Gemeinden Norddeutschlands wie ein Würgeeisen.

In dicht besiedelten Ländern ist nach Ansicht der Kritiker die Nutzung der Windenergie weder sozial noch ökonomisch noch ökologisch noch logisch.

Unsozial deshalb, weil Windkraftanlagen (WKA) den Dorf- und Gemeinschaftsfrieden zerstören. Zwischen den Nachbarn, zwischen den Bürgern und zwischen den Bürgervertretern bildet sich ein Riss: WKA-Befürworter und WKA-Gegner sprechen nicht mehr miteinander. Die einen kassieren, die anderen zahlen. Wenige haben einen Vorteil auf Kosten vieler. Die in der Windbranche übliche Zahlung von Schweige- und Akzeptanzgeldern, das heißt von Schmiergeldern zur Erlangung von Baugenehmigungen, die lückenhafte Information, teilweise sogar Desinformation der Bürger durch die Behörden, tun ein Übriges, das Vertrauen des Einzelnen zu seinem Nachbarn und zu seinem politischen Vertreter auszuhöhlen, wenn nicht gar zu zerstören. Und wenn dann noch im doppelten Sinne des Wortes ein grüner Vorsitzender eines örtlichen Umweltausschusses deutlicher als durch die Blume zu verstehen gibt, dass das EEG mit seinen hohen Windstromeinspeisevergütungen die „Möglichkeit der geldlichen Überzeugungsarbeit“ gibt, schlägt das auf den Staat zurück, der trotz vieler warnender Stellungnahmen ein solches der Korruption Tür und Tor öffnendes Gesetz geschaffen hat.

Unökonomisch ist die Windenergie deshalb, weil deren (Über-)Förderung die deutsche Volkswirtschaft Jahr für Jahr 5 bis 10 Milliarden Mark kostet. Diese Mittel könnten zur Unterstützung wirksamer Maßnahmen, wie zum Beispiel zur Wirkungs­grad­steigerung und zu umfassenden Energiesparprogrammen, eingesetzt werden. Die wirtschaftliche Effizienz solcher Maßnahmen streitet selbst der Energieexperte Uwe Leprich vom Institut für Zukunfts­EnergieSysteme nicht ab. Allerdings verkehrt er ganz im Sinne seines Arbeit­gebers die Logik dieser Aussage ins Gegen­teil. „Aber genau das wollen wir ja auf keinen Fall“, versichert er den „Windmüllern“ in ihrer Verbands­zeit­schrift NEUE ENERGIE, Nr. 10/2000.  Kein einziges konventionelles Kraftwerk konnte durch die 9900 Windräder, die sich zur Zeit in Deutschland drehen, ersetzt werden. Dass keine einzige Kilowattstunde konventioneller Strom durch eine Kilowattstunde Windstrom substituiert wird, bestätigen die Stadtwerke München (SWM) in ihrem Schreiben vom 23.11.2000, in dem es heißt: „ ... auch nicht unsere Kernkraftbeteiligung wird um den Wind­kraft-Strom reduziert be­trieben.“

Der Schaffung einiger tausend Arbeitsplätze in der Windindustrie steht die Vernichtung einiger zehntausend Arbeitsplätze in anderen inländischen Wirtschaftsbereichen entgegen. Die Subventionierung und massenweise Errichtung von Windkraftanlagen im Binnenland mit dem Export­argument zu rechtfertigen, hieße Deutschland zu einem Testfeld einer Industrie zu machen, deren „Wertschöpfung“ zu Lasten anderer Wirtschaftsbereiche und auf Kosten der arbeitenden und nicht mehr arbeitenden Wohnbevölkerung geht, die ihr Naherholungsgebiet verliert und hohe Immobilienwertverluste hinnehmen muss.

Ferner ist die Windenergie unökologisch, weil die unstetige Einspeisung von Windstrom eine Heißreserve parallel betriebener konventioneller Kraftwerke erfordert, die ihrerseits ohne Strom zu produzieren für die Gesamtmenge Strom mehr Schadstoffe erzeugen, als es ohne Windkraft der Fall wäre. Das ständige Herauf- und Herunterfahren der konventionellen Kraftwerke führt alles in allem zu höheren Schadstoff­belastungen und in praxi keineswegs zu einem niedrigeren Verbrauch fossiler Brennstoffe. Die von der Windindustrie und den von ihr abhän­gigen Instituten berechneten Einsparmengen an Kohlendioxyd und fossilen Brennstoffen sind empirisch nicht nachweisbar, das heißt, es handelt sich nur um theoretisch mögliche Werte. Des Weiteren ist es mehr als un­verständlich, ja die Folge eines von der Ideologie der 68er besetzten Denkens, immer nur von der „Umwelt“ und nicht von der „Landschaft“ als zu erhaltende und zu bewahrende Ressource zu sprechen. Denn gerade die Landschaft hat nach Ansicht von Psychologen und Medizinern einen hohen Stellenwert für das Wohlbefinden des Menschen. Störungen des Wohlbefindens, wie sie durch Sicht- und Lärmemissionen von Windkraftanlagen hervorgerufen werden, verursachen psychisch-physische Krankheiten, deren Behandlung das Gesund­heits­wesen in zunehmendem Maße belasten wird.  

Die unsoziale, unökonomische und unökologische Seite der Windkraft macht die Nutzung dieser regenerativen Energie (im dicht besiedelten Deutsch­land) unlogisch, zumal Techniken vor der Anwendung stehen, die wie die Brennstoffzelle die gesamte Energieversorgung revolutio­nieren werden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Expo-Aufsichtsrat bereits 1998 der Wind­industrie die Errichtung eines Riesenwindrades auf dem Weltausstellungsgelände mit der Begründung verweigerte, die Windtechnologie sei „nicht mehr bahnbrechend für das 21. Jahr­hundert“. In wenigen Jahren wird sich bewahrheiten, worauf kritische Ökonomen und Ökologen bereits zu Beginn der 90er Jahre hingewiesen haben: Es werden mit den hohen, gesetzlich fixierten Windstrom-Einspeisevergütungen unter horrenden volkswirtschaftlichen Kosten Investitionsruinen produziert, die unter noch höheren Kosten – zu Lasten der Kommunen oder erneut zu Lasten des Stromverbrauchers – wieder abgebaut werden müssen.

Der Ministerpräsident von Sachsen, Professor Kurt Biedenkopf, hat sich deshalb auf die Seite der Windkraft­gegner gestellt. Wegen der staatlichen Preisgarantie bezeichnet Biedenkopf die Windkraftanlagen als „Gelddruckmaschinen“ und fügt wörtlich hinzu: „Sie sind ökonomisch ebenso sinnlos wie ökologisch.“

Es gibt ergo keinen vernünftigen Grund, im Celler Land – im Schmarloh – die größte Windindustrieanlage Europas zu errichten und so eine gewachsene Kulturlandschaft sinnlos zu zerstören, zu Lasten der ansässigen Bürgerschaft und des Fremdenverkehrs, vertreten zum Beispiel durch die Tourismus Region Celle.


Celler Blickpunkt, Ausgabe Juni 2002
Ökofutter
Die deutschen Öko-Verbände und ihre Schutzpatronin Renate Künast sind betroffen. Es gebe einige Dinge, meinte die grüne Verbraucherschutzministerin zum aktuellen Öko-Skandal, die "noch im Nebel sind". 31 Mal wurde Gift im Ökofutter nachgewiesen und 31 Mal geschwiegen. 31x10 Mal wurde und wird geschwiegen, wenn sich (immer wieder "erneuerbar") kriminelle Energie bei der Windenergie breit macht. Der Skandal liege in mangelnder Kontrolle, sagt die Ministerin der Agrarwende und spricht damit aus, was in erster Linie auf die grüne Energiewende gilt.
Auf dem grünen Strom, mehr Mache als Sache, nur Schein denn Sein, steht zwar Öko drauf, ist aber wie beim Nitrofen-verseuchten Biofutter/Biofleisch kein bisschen Öko drin. Ein gesetzliches Misstrauen gibt es nicht, im Gegenteil, statt staatlicher Kontrolle rot-grünes Stromer-Umweltsiegel, statt Bestrafung der schmierenden Geldmüller höchstministerliche Duldung nach dem Motto "Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen". Doch wie lange noch geht der Krug zum Brunnen, bis er bricht? Das jüngste Beispiel im niedersächsischen Bahrenborstel zeigt (100.000 Euro jährlich für die Gemeinde), dass die Windindustrie immer größere Schwierigkeiten hat, ihren "Natur"strom sauber an den Mann zu bringen. Das merken auch die Parteien und nehmen mittlerweile Positionen ein, die noch vor kurzem undenkbar waren. Keine freie Bahn dem rot-grünen Windwahn, sagten die auf dem
Bezirkstag der FDP in Lüneburg und fassten einen Beschluss, den sich jede Gegenwind-Bürgerinitiative zu Eigen machen kann.

Warum es keinen grünen Strom gibt und Windkraft
keine konventionellen Kraftwerke ersetzen kann


Der Strom ist wie ein See. Zunächst speisen alle Kraftwerke den Strom als elektrische Energie in einen großen See ein. Dies ist Strom aus Kernenergie, Kohle, Erdgas, Müll und erneuerbaren Energiequellen zu unterschiedlichen Anteilen und Herstellungskosten. Im Stromgeschäft besteht allerdings im Unterschied zu einem wirklichen See die unbedingte Notwendigkeit, den Pegel des Wasserstandes peinlich exakt auf einem bestimmten Niveau zu halten. Das elektrische Regulativ ist die Frequenz, deren Nennwert von 50 Hertz nur um bis zu etwa 0,1 Hertz von diesem Sollwert abweichen darf. Bei der Entnahme aus diesem See ist die ursprüngliche Herkunft nicht lokalisierbar, ob nun Kohle-, Atom- oder Windstrom. Vielmehr bekommt jeder den rechnerisch prozentualen Anteil vom einspeisten Vorrat ab. Da sich elektrische Energie nicht speichern lässt, erfordert der exakt konstant zu haltende Pegel des "Wasserstandes" parallel zu jeder Entnahme eine zeitgleiche Einspeisung. Daher dürfen die Einspeisungen nicht witterungsabhängig sein. Das heißt: Wind- und Sonnenenergie-Kraftwerke sind für eine zuverlässige Spitzenlastabdeckung nicht geeignet.