Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland
Berlin

Betr.: Ihr Schreiben v. 25.10.01 - Diepholzer Moorniederung

Liebe Frau Dr. Zahrnt,

ebenso hartnäckig wie Sie, wollen wir auch Ihren neuesten Brief gerne wieder beantworten, obwohl wir Ihnen bereits mehrfach mitgeteilt haben, dass wir Ihre Organisation (ebenso NABU, WWF und GREENPEACE) derzeit nicht finanziell unterstützen. Der Grund ist immer noch die unreflektierte Befürwortung des Ausbaus der Windkraft in Deutschland. Dass dieser Ausbau aus Gründen des Natur- und Umweltschutzes, gar eines imaginären Klimaschutzes stattfindet, sehen wir nicht.

Das Gegenteil ist der Fall (lt. FAZ v. 05.09.2001 findet dieser Ausbau “staatlicherseits mit brachialer Gewalt” statt). Es spielt sich, aus rein wirtschaftlichen Gründen, eine Umwelt- und Naturzerstörung ab, die selbst im Industrieland Deutschland ihresgleichen sucht. Dass ausgerechnet die Organisationen, die sich lt. Satzung dem Erhalt dieser Güter verschrieben haben, dazu die Hand reichen, ist eine zusätzliche Tragödie.

Dass Windkraft kontraproduktiv ist kam in der Sendung ABENTEUER FORSCHUNG, ZDF 25.10.01, überdeutlich zum Ausdruck. Dr. Bublath hat die Dinge so sichtbar gemacht, wie sie sind.
Hinzu kommt der Verbrauch nicht nachwachsender Landschaften, Lebensraum-zerstörung der Wildtiere, Vogelschlag in enormem Ausmaß (wir empfehlen dazu Leserbrief in der FAZ vom 15.09.2000, u.a., es ist ja nicht die einzige warnende Stimme).
Dass Menschen, die im Umfeld der Maschinen leben müssen Schaden an ihrer Gesundheit nehmen, Naherholungsgebiete und damit Existenzen (z.B. Bauernhöfe, die auf Feriengäste gesetzt haben) sowie das lebensnotwendige soziale Gefüge in den Dörfern zerstört werden, mag, aus der kurzen Sicht gesehen, nicht ins Gewicht fallen.. Dennoch bleibt es eine Tatsache.

Wir verwiesen in unserem letzten Schreiben darauf, dass das Aufsichtsratmitglied der Windplanungsfirma PROVENTO, Frau Agnes Hennen, auch Vorsitzende des BUND in Rheinland-Pfalz ist. Beil. ein Zeitungsartikel aus der Rhein-Zeitung mit einem Zitat von Frau Hennen. Wenn dies die Position des BUND ist, was vorauszusetzen ist, so ist diese mehr als zynisch.

Zurück zu Ihrem Schreiben, wo es um Moorgebiete im Bereich Diepholz geht. Im kaum 3 km entfernten Diepholzer Bruch sind 6 Windkraftanlagen geplant, 150/160 m hoch, dementsprechend nachts befeuert, im Bereich von Vogelzuglinien. Studien belegen, dass die Vögel durch das nächtliche Blinken angelockt werden und in die (Schlag-)Falle fliegen. Ihr Anliegen ist deshalb für uns nicht glaubwürdig.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Udo u. Gerda Ackermann
05. Nov. 2001


Prof. Udo Ackermann, Gerda Ackermann
Oberer Hirnberg 15
55767 Oberbrombach
 

An
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
am Köllnischen Park 1
10179 Berlin

Betreff: Ihre Spendenaktion "Wildkatze" 

Liebe Frau Zahrnt

wir wissen, dass es mitten in Deutschland auch heute noch richtige "Raubtiere" gibt, verstehen aber wohl etwas anderes darunter als Sie. Wir leben am Rande des Naturparks Saar-Hunsrück im Landschaftsschutzgebiet und hier gibt es auch noch Wildkatzen. Allerdings nimmt man ihnen hier ebenso wie in der Eifel,  dem Kyffhäuser oder dem Pfälzer Wald den Lebensraum. Und es gab in unserer unmittelbaren Umgebung bis vor drei Jahren auch noch andere frei lebende Tiere der verschiedensten Arten. Vor allem gab es 5 Arten Greifvögel, und es gab Singvögel, z.B. Feldlerchen, und es gab Rehe, Hasen und Feldhühner.

Seit hier allerdings eine heulende, fauchende Enercon 40 steht, sicher wissen Sie, was das ist, da der BUND ja die Windkraft rückhaltlos begrüßt, ist es aus damit. Das Brutgebiet der Feldlerchen ist jetzt anderweitig besetzt, nämlich mit einer Windkraftanlage. Man war gutachterlicherseits der Meinung, es sei ja Ausweichmöglichkeit genug vorhanden. Ausgewichen sind z.B. die Elstern. Sie massieren sich jetzt auf der von der Mühle entfernten Dorfseite und sorgen dafür, dass dort kein Singvogel mehr seine Brut aufzieht. Zudem steht die Mühle auf einem Orientierungspunkt des Vogelzuges, was heißt, dass die Zugvögel sich sehr schwer tun, diese zu umfliegen. Wenige Kilometer weiter stehen weitere 19 Anlagen. Die von uns beobachteten Zugvogelschwärme lösen beim Anflug auf die Windmühlen schreiend ihre Formationen auf, kreisen lange, um dann die Anlagen weiträumig zu umfliegen. Sicher ein kraftaufwendiges Manöver, das manchen Jungvogel nicht mehr an seinem Ziel ankommen lässt, da sie ja mittlerweile in ganz Deutschland den Zickzackflug üben müssen.

Wir erleben hier, abgesegnet vom BUND, er sich offenbar weit von seiner eigentlichen Aufgabe, seinen satzungsmäßigen Zielen, entfernt hat, Zerstörung von Natur pur. Zitat eines Ihrer Sprecher (Rüdiger Rosendahl): "Der BUND setzt sich für einen weiteren Ausbau ein", und er hofft auf leisere und leistungsfähigere neue Anlagentypen, die sich nach seiner Einschätzung vor allem in abgelegenen Windparks und auf dem Meer ansiedeln werden. Man schreckt also auch nicht davor zurück, die allerletzten Refugien diesem Wahnsinn (der Lizenz zum Gelddrucken, wie es ein MDR-Beitrag formulierte) zu opfern. Man darf dabei fairerweise nicht verkennen, dass das Problem Wildkatze oder anderer bedrohter Tierarten mit dieser Methode endgelöst werden könnte, Spendenaktionen wie Ihre damit entfallen könnten.

Der Nutzen der Windkraft liegt bei Null, wenn man von den, gerade durch das neue Einspeisegesetz (EEG) der Bundesregierung auf lange zeit festgeschrieben, satten Gewinnen der Windindustrie absieht. Dieses Gesetz wird alle Dämme brechen lassen - der Gier nach dem schnellen, risikolosen Gewinn sind keine Grenzen mehr gesetzt. Die zitierten "Raubtiere" - übrigens die einzigen der Schöpfung - stehen längst in den Startlöchern. Den Gemeinden wird durch finanzielle Beihilfen - mal von DM 5.000, mal von DM 200.000 - pro Standplatz die Zustimmung erleichtert.

Umwelt- und Naturschutz ist uns von jeher ein Anliegen, wir bitten deshalb um Ihr Verständnis, wenn wir von einer Spende an Sie absehen und bitten Sie, uns aus Ihrer Adressenliste zu streichen. Sollte eines Tages auch bei Ihnen wieder die Stimme der Vernunft, wie sie beispielsweise Prof. Binswanger verkörpert, anstatt der Ideologie zu Worte kommen,  werden wir gerne wieder unser Scherflein zur Arbeit des BUND beisteuern. 

Mit freundlichen Grüßen
Udo Ackermann, 30.03.2000